Es gibt dezente Reiche, deren Vermögen seit Jahrhunderten steht. Altes Geld ist nie laut, sagt man. Dann gibt es Neureiche, schrill und geltungssüchtig, weil bei ihnen stets die Verlustangst im Hinterkopf pocht. Bertarellis sind irgendwo dazwischen. Den Grundstein zum Besitz legte Ernestos Vater Fabio in den 1970ern.
Auch wenn nicht alle Songs von Kirsty Bertarelli die Eingängigkeit von «Black Coffee» aufweisen, die Kleiderwahl manchmal an ihrer Stilsicherheit zweifeln lässt und ihre Vergangenheit als Schönheitskönigin gewisse Leute provoziert; auch wenn die Alinghi-Erfolge ihres Gatten von Neidern als «gekauft» verunglimpft, seine philanthropischen Aktivitäten als Feigenblatt bezeichnet und seine Erfolge als Unternehmer angezweifelt werden: Zusammen erzeugte das Paar einen Glamour-Faktor, dem sich auch nüchterne Betrachter schwer entziehen konnten, weil er ambitioniert, aber kaum je protzig daherkam. Eher entspannt und mit einer aufrichtig scheinenden Zuneigung garniert.
Selbst wenn bei solchen Summen mit Ansprüchen und Abhängigkeiten die Bandbreite zwischen gespielten Emotionen und faulem Zauber enorm schmal ist: Die Charity-Aktivitäten von Bertarellis waren überprüfbar, dazu kamen eine solide Familienstruktur und persönliche Wünsche jenseits platter Spektakel-Effekte. «Wir machen jeden Sonntag zusammen einen Ausflug auf unserem Tandem», erklärte Kirsty Bertarelli eines ihrer Beziehungsrituale. Dass die beiden als Kulisse für ihr Eheleben gerade die Schweiz und insbesondere Genf und Gstaad wählten, kam uns natürlich nicht ungelegen. Umso betrübter sind wir nun.