Auf einen Blick
- Sibylle Marti leitet Knies Kinderzoo und setzt sich für Artenschutz ein
- Elefanten, Giraffen und Erdmännchen bieten besondere Erlebnisse für Besucher
- 300 Tiere aus 30 Arten leben im Zoo, Erwachsene zahlen 23 Franken Eintritt
«Komm, Thisiam, komm!», ruft Kinderzoo-Direktorin Sibylle Marti (52) den grössten, Asiatischen Elefantenbullen Europas. Und er kommt. Oft zieht es Marti, die seit einem Jahr in dieser Funktion agiert, ans Gehege mit den neun grauen Riesen, wenn sie um 7 Uhr mit der Arbeit beginnt. «Da trinke ich meinen Kaffee, geniesse die Ruhe, die meist noch herrscht und die Elefanten auf mich ausstrahlen.» Leidenschaftlich erzählt sie, was ein Elefant täglich frisst: 8 Kilo Rüebli, 120 Kilo Heu, 2 Kilo Äste und 5 Kilo Futterwürfel – er trinkt 120 Liter Wasser und macht rund 60 Kilo Mist. «Wir halten sie mit ausgeklügelten Futtereinrichtungen auf Trab. Hier sind wir den Tieren sehr nahe, aber es ist nie gefährlich. Sie sind es sich gewohnt, werden darauf auch trainiert», so Marti, die Blick durch Knies Kinderzoo in Rapperswil-Jona SG führt.
Den zoologischen Garten, den es seit 1962 gibt, hat Sibylle Marti aber erst als Erwachsene kennengelernt. «Ich bin auf einem Bauernhof im Kanton Schwyz gross geworden, musste aktiv mithelfen. Da hiess es, wir haben die Tiere zu Hause. Klar war mir der Kinderzoo als Kind ein Begriff.» Nach den Elefanten führt uns Marti zu den Giraffen. «Mich faszinieren ihre Anmut und ihr schönes Fellmuster», sagt sie und füttert den 6,5 Meter grossen Bobo. «Er ist der Star hier. Ein grossartiger Zuchtbulle und Vater des Giraffenbubs, der Ende Januar zur Welt kam.» Wer Marti zuhört, kann sich kaum vorstellen, dass sie bei ihrem zoologischen Wissen erst seit einem Jahr dabei ist. 17 Jahre lang war sie beim Schweizer Fernsehen, verantwortete Sendungen wie «Benissimo», «al dente» und «Donnschtig-Jass» und war Volksmusik-Chefin. «Es waren Sendungen, die viele Emotionen wecken, die erlebe ich nun durch die Tiere. Ich bin dankbar für die Zeit, doch ich vermisse sie nicht.»
Alle lieben die Erdmännchen
Vor sechs Jahren gründete sie ihre PR- und Marketingfirma Marti Productions. Als sie vom Kinderzoo den Auftrag erhielt, für «Knies Zauberhut» ein Konzept zu entwickeln, war dies «der Anfang von meinem heutigen Traumjob». Die Eventlocation steht dort, wo früher das Delfinarium stand. Der Kinderzoo hat längst eine neue Ausrichtung, die Sibylle Marti antreibt. «Unsere Mission ist klar. Wir wollen den Artenschutz vorantreiben und Biodiversität bewahren.» Dafür wurde der Eintrittspreis für Erwachsene um einen Franken auf 23 Franken erhöht, Kinder von 4 bis 16 Jahren bezahlen 9 Franken. «Wir haben den Biodiversitätsfranken eingeführt. Den kann man in Form eines Jetons in eine von drei Säulen werfen und unterstützt so aktiv ein Projekt bei den Giraffen, Elefanten oder ein neues Insektenhotel.»
Während Sibylle Marti von den Visionen und der guten Zusammenarbeit mit dem Tierschutz schwärmt, erinnert Sven Fässler (32), Leiter Tiere, dass die Fütterung der Erdmännchen ansteht, die man online buchen und im Gehege miterleben kann. «Alle lieben diese Frettchen. Sie sind der totale Hype. Doch es sind Raubtiere, das darf man nie vergessen.» Daher werden sie vom Pfleger gefüttert, in dem Fall von Fässler, der der Autorin gefühlt tausend lebende Mehlwürmer auf die Hose kippt. Herzig, die kleinen Wuschel so nah zu erleben, mit dem leichten Graus, einen Mehlwurm im Schuh mit nach Hause zu nehmen. Was der Kinderzoo bietet, sind besondere, nahbare Erlebnisse. Ob beim Trampeltier-Trekking, bei den Minischweinen, die man selbst füttern kann, oder der Fütterung der 26 Humboldt-Pinguine. 400 Tiere aus 30 verschiedenen Arten leben im Zoo. Viele Begegnungen und Beobachtungen gehen ans Herz.
Gutes Verhältnis zu Ex-Partner Gölä
Sibylle Marti agiert wie beim SRF, hinter den Kulissen. «Ich bin im regen Austausch mit Géraldine Knie, meiner Chefin, kümmere mich um Marketing und Personal, bin in Konzeptionen neuer Gastronomie- und Erlebnisangebote involviert.» Wie der Giraffen-Lodge, in der man im Gehege übernachtet. «Und wir haben wöchentliche Sitzungen mit den Tier-Bereichsleitern.» Marti muss schauen, dass der Kinderzoo wirtschaftlich gesund dasteht. Dieser ist zu 100 Prozent im Besitz der Familie Knie, hat weder Investoren noch Spendengelder. «Wir setzen auf Tierpatenschaften und Partnerschaften wie der Stadler Rail. Deren Lehrlinge konzipieren das neue elektrische, rollstuhlgängige Rösslitram, das 2026 zum Einsatz kommen soll.»
Und sie kümmert sich im Kinderzoo um Social Media. Bilder und Videos, die sie auch mit Lenny (21) realisiert, dem gemeinsamen Sohn mit Mundartstar Gölä (56). «Wir verstehen uns alle super, das war mir immer sehr wichtig», so Marti, der beim Erzählen einfällt: «Wir brauchen für unsere Website noch ein Foto vom Nasenbären auf dem Seil.»