Auf einen Blick
- Gölä feiert 25-Jahr-Jubiläum mit ausverkauften Konzerten im Zürcher Hallenstadion
- Sänger sieht sich trotz Erfolg noch als Büezer
- 25'000 Fans singen an zwei Abenden Gölä-Hits wie «Schwan» mit
«Wär isch vo Züri?», fragt Adrian Küpfer, Moderator von Radio SRF 1 und Anheizer des ersten der beiden 25-Jahr-Jubiläumskonzerte von Gölä (56) am Samstagabend im Zürcher Hallenstadion. Ein Teil der Menge meldet sich. «Und wär isch aues vo Bärn aagreist?» Der lautere Teil der Menge jubelt frenetisch. Die Zeichen sind klar: Heimspiel für den Berner Büezer in Zürich. Ein Happy End für den Mundartstar.
Um seine 25-jährige Bühnenpräsenz zu feiern, wollte Gölä vergangenen Sommer eigentlich ein dreitägiges Open-Air-Festival auf einem Flugplatz in Buochs NW veranstalten. Doch das Festival musste kurz vorher abgesagt werden, da zu wenige Tickets verkauft worden waren. Kurzerhand wurden die Hallenstadion-Gigs unter dem Titel «Gib nie uf!» ins Leben gerufen. «Als ich auf der Bühne stand und diese Tausenden lachenden Gesichter sah, war das wunderschön und auch sehr beruhigend», erklärt Gölä im Gespräch mit Blick. «Wir wollten abliefern und das haben wir getan.»
«Ich kann ja nicht mal Noten lesen»
Insgesamt 25'000 Fans singen an den beiden Abenden im jeweils ausverkauften Hallenstadion Gölä-Hits wie «Keni Träne meh», «Büetzer», «Uf u dervo» oder «Indianer» Wort für Wort mit. Lieder, die Marco Pfeuti, wie Gölä mit bürgerlichem Namen heisst, zu Beginn seiner Schaffensphase schrieb und die heute von mehreren Generationen von Fans mitgesungen werden. Dennoch will sich Gölä nicht als Autor von Schweizer Kulturgut sehen. «Ich habe die alten Songs nicht bewusst erschaffen, sie sind einfach gekommen. Ich kann ja nicht mal Noten lesen und weiss auch nicht, wie die Griffe heissen, die ich drücke, wenn ich einen Song schreibe.» Dass die alten Lieder so lange überlebt haben, sei schön, aber es sei nicht etwas, auf das er stolz sei. «Ich sehe sie mehr als Geschenk. Songs wie ‹Schwan› haben mir schliesslich das Leben ermöglicht, das ich heute lebe.»
Mit politischen Aussagen hält sich Gölä bei seinen Jubiläumskonzerten zurück, lässt seine Haltung aber mehrfach durchblitzen. Als er nostalgisch über die Anfänge seiner Karriere resümiert, erklärt er stolz: «Mir si dr Aubtraum gsi vor ganze linke Künstlerszene.» Eine Aussage, die dem Sänger grossen Jubel beim Publikum einbringt. «Wenn man älter wird, wird man konservativer, weil man weiss, was es braucht, um das Leben mit einem normalen Lohn bezahlen zu können», erklärt Gölä im Interview. Leider hätten die meisten keine Ahnung, mit wie wenig Geld der normale Mensch durchkommen müsse. «Dabei arbeiten die normalen Menschen viel härter als die, die grossen Löhne haben.»
Gölä der «erfolgreichste Schweizer Rockstar», wie ihn der Veranstalter nennt, ist längst nicht mehr der mittellose Bauarbeiter, sondern ein wohlhabender Musiker. Doch der Berner sieht sich auch heute noch als Büezer. Zur Freude seiner treuen Anhängerschaft, die ins Zürcher Hallenstadion gepilgert ist. Gemeinsam tauchen sie ein in eine wehmütig, nostalgische Stimmung. Singen Strophen mit über Liebe, harte Arbeit und der Sehnsucht nach «Amerika».
«Das Pendel war bisher zu links»
Und wie sieht Gölä die politische Entwicklung in seinem einstigen Traumland USA? «Amerika gibt meistens die Richtung vor, kulturell, wie auch politisch», so der Sänger. Dabei sei auch immer die Frage, wer die Medien im Griff habe und das sei im Moment weltweit eher die linke Seite. «Das Pendel war bisher zu links. Und drum schlägt es jetzt halt wieder in die andere Richtung. Das Wichtigste dabei ist: Wir sollten lernen, uns nicht die Gringe einzuschlagen, wenn wir nicht derselben Meinung sind.»
Zum Schluss seiner zweieinhalbstündigen Show liefert Gölä seinen Fans die beiden Hits, die sie am sehnlichsten erwartet haben. Bei «Schwan» verwandelt sich das Publikum in einen stimmgewaltigen Chor, der andächtig mitschunkelt. Bei «I hätt no viu blöder ta» reisst sich auch der letzte Zuschauer aus dem Sitz und tanzt mit. «Das war eine einmalige mega Mitsing-Party, wie es sie in dieser Form nie mehr geben wird», schwärmt der Sänger zum Schluss und die Minuten lang applaudierenden Fans geben ihm recht.
Doch keine Angst: Nach dem Jubiläum ist vor dem Jubiläum, versichert Gölä. «Ich stecke aktuell viel Zeit in meine Website. Es gibt noch so viele Bilder, Fotos und Filme von meinen Reisen, die ich alle auf meiner Website spätestens bis zum 30. Jubiläum präsentieren will. So lernen mich meine Fans nochmals neu und besser kennen.»