«Ich war gutgläubig und habe das Geld bezahlt»
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Jetzt redet das Opfer:«Ich war gutgläubig und habe das Geld bezahlt»

Jakob R. musste wieder zu seiner 96-jährigen Mutter ziehen
Jetzt spricht das Opfer des Egli-Betrügers

Jakob R. hat durch eine fiese Masche 80'000 Franken verloren. Ein Betrüger gab vor, Beatrice Egli zu sein. Jetzt spricht das Opfer mit Blick.
Publiziert: 18.11.2021 um 17:37 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2021 um 00:41 Uhr
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Mit ihrem Namen machen Betrüger Geld: Beatrice Egli.
Foto: Juliane Mehrhoff
Sarina Bosshard und Rebecca Spring

Jakob R.* (60) aus dem Berner Oberland wurde um 80'000 Franken gebracht. Ein Betrüger gab sich online als Beatrice Egli (33) aus und behauptete, die Sängerin sei in Not. «Ich wurde über ein Internet-Portal kontaktiert und dachte, es wäre Beatrice Egli», erzählt Jakob R. im Gespräch mit Blick. Der Betrüger behauptete, ihr Management würde sie mobben und ihr keine Gagen ausbezahlen. Dem Fan wurde ein Treffen, gar eine Hochzeit versprochen, wenn er Geld zahle. Auch hatte er mit einem angeblichen Management Kontakt.

Dann der Schreck: «Nachdem ich ihr das Geld überwiesen habe, habe ich gemerkt, dass das nicht stimmen kann und ich betrogen wurde.» Jetzt sei das Geld fort, und er hoffe, dass er es wieder zurückbekomme. «In meiner Gutgläubigkeit habe ich das Geld investiert, mit der Annahme, dass ich alles wieder zurückbekomme.» Weil Egli auf dem Profilbild zu gesehen gewesen sei, sei er überzeugt gewesen, dass es sich um die Sängerin handle. Inzwischen hat er den Betrug bei der Polizei gemeldet. Seine finanzielle Situation ist schwierig: «Psychisch geht es mir nicht schlecht, aber ich habe null Franken auf dem Konto.» Zwischenzeitlich konnte er einen Job als Verkehrsregler im Stundenlohn fassen, damit er wieder etwas verdiene. Doch: «Das grosse Geld ist weg.»

Jakob R. lebt wieder bei seiner Mutter

Auch seine Schwester Kathrin R.* (62) hat sich zu Wort gemeldet und ist verzweifelt. «Es ist eine absolute Katastrophe. Der Fall hat unsere Familie komplett auf den Kopf gestellt», sagt sie zu Blick. Ihr Sohn und sie hätten Jakob R. sofort gewarnt, als sie merkten, dass es sich um Betrug handelt. «Ich bin mit den Nerven am Ende», so Kathrin R. Sie versuchten Jakob davon zu überzeugen, doch er wollte nicht hören: «Er sagte immer wieder: ‹Doch, das ist Beatrice. Wir lieben uns und wollen zusammenziehen.›»

Der Berner lebt bis 2020 vom Sozialdienst – seinen Job hatte er vor rund 20 Jahren verloren. Weil er durch den Betrug sein ganzes Erspartes ausgab, konnte er seine Miete nicht mehr zahlen. «Jetzt ist er zu seiner 96-jährigen Mutter gezogen», erzählt seine Schwester. Kathrin R. wünsche sich Frieden und dass er eine Wohnung für sich findet.

«Die Nummer sah sofort komisch aus»

Der Betrüger versuchte es auch bei Werner F.* (72) aus Gunzgen SO. «Ich habe auf Facebook ein Bild von Beatrice Egli geliked. Danach hat mir jemand im Messenger geschrieben, von einem Profil, das aussah wie Beatrice Egli», erzählt er. Schon früh habe die Person ihn Schatz genannt. «Ich dachte schnell, dass es Fake sein könnte. Ich habe aber trotzdem zurückgeschrieben, weil es mich wundernahm, wie es weitergeht», betont der Solothurner, der sechs Jahre lang für die Kriminalpolizei arbeitete.

Als sie die Konversation auf Whatsapp verlegten, sei er erneut stutzig geworden. «Die Nummer sah sofort komisch aus. Durch die Vorwahl +234 fand ich dann heraus, dass die Nummer aus Nigeria stammt», so Werner F. Die Nachrichten, die Blick vorliegen, wurden immer fordernder. Erst verlangte die falsche Beatrice Egli Bilder von ihm, später forderte sie ihn auf, ihr Steam-Karten zu besorgen. Dabei handelt es sich um eine Guthabenkarte für den Onlineanbieter Steam, der Computerspiele verkauft.

F., der zu dem Zeitpunkt im Spital lag, zögerte das hinaus. «Wenn man richtig überlegt, merkt man, dass das Ganze nicht echt ist», sagt er. Und fügt hinzu: «Ich habe zum Glück nie Geld überwiesen. Man sollte hier immer sehr vorsichtig sein!»

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* Name geändert

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