«Ich möchte wieder Ja sagen zu Christian»
Nadia Brönimann denkt über Detransition nach

Die bekannteste trans Frau der Schweiz, Nadia Brönimann, spricht in einem neuen Interview offen über ihre Detransition. Schon früher deutete sie an, dass sie sich rückblickend für einen anderen Weg entschieden hätte.
Publiziert: 18.08.2024 um 15:14 Uhr
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Aktualisiert: 18.08.2024 um 17:53 Uhr
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So präsentiert sich Nadia Brönimann aktuell auf Instagram.
Foto: Instagram
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Michel ImhofTeamlead People

Nadia Brönimann (55) ist die bekannteste trans Frau der Schweiz. In den Neunzigerjahren unterzog sie sich einer geschlechtsangleichenden Operation und schuf mit ihrer medialen Arbeit viel Verständnis für das Thema. Doch vollkommen glücklich mit ihrer Identität ist sie bis heute nicht. Auf einem neuen Foto auf Instagram, das sie mit sehr kurzen Haaren zeigt, stellt sie nicht nur den Hashtag trans dazu, sondern auch das Wort detrans. Damit deutet sie die Rückgängigmachung ihrer Transition an. 

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«Der Gedanke einer Detransition brodelt schon lange in mir. Ich empfinde es immer mehr als Korsett, das gewohnte Bild von Nadia aufrechtzuerhalten», erzählt Nadia Brönimann gegenüber dem «SonntagsZeitung». «Ständig zu überlegen, wie ich wirke, ob ich auch genügend Weiblichkeit ausstrahle, empfinde ich als Stress. Das äussere Erscheinungsbild und das innere Empfinden stimmen nicht mehr überein.» Es fühle sich für sie nicht mehr richtig an, sich «nur als weiblich zu definieren».

Sie würde ihre Geschlechtsangleichung heute nicht mehr machen

Bereits im Juni 2022 gab Brönimann in einem Interview mit Blick zu Protokoll, dass sie heute ihre Geschlechtsangleichung nicht mehr machen würde. «Ich würde einen anderen Weg wählen. Wahrscheinlich wäre ich non-binär, also zwischen den Geschlechtern», sagte sie damals. «Heute gibt es unzählige Möglichkeiten an Identitätszuordnungen, einen ganzen Trans-Kosmos. Ich hatte damals diese Chancen nicht. Früher war alles Schwarz oder Weiss, Mann oder Frau.»

Heute spricht Brönimann sogar davon, ihren früheren Namen, Christian, wieder zu benutzen. Sie sei zwar noch immer Nadia und möchte das «nicht auslöschen. Aber ich habe immer häufiger Lust, mich wieder Christian zu nennen. Zum Beispiel beim Unterschreiben. Ich möchte wieder Ja sagen zu Christian, den ich jahrelang verdrängt und weggeschoben habe.» Denn trotz der Geschlechtsangleichung sei sie nie bei sich selbst angekommen. Sie habe sich in ein «anderes, weiteres Lebensextrem» geflüchtet. «In einen anderen Körper. Das Herz von Nadia war und ist aber nach wie vor das Herz von Christian.»

Trans Gemeinschaft habe kein offenes Ohr für das Thema

Für ihre offenen Worte habe die berühmteste trans Frau der Schweiz viel Zuspruch erhalten. Bloss aus der trans Gemeinschaft fehle ihr der Rückhalt. Dort würde sie sogar auf Ablehnung stossen, sie werde als «rechtspopulistisch und transphob» bezeichnet. «Viele trans Menschen sehen mich als Verräterin. Dass ich über meinen Detransitionswunsch spreche, macht mich zur persona non grata», erzählt sie. Mit dem Detrans-Thema bediene sie «das feindliche Lager und die SVP».

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Um anderen betroffenen Personen zu helfen, hat Brönimann die Instagram-Seite detrans_schweiz ins Leben gerufen. Sie kritisiert, dass es keine Anlaufstelle für Betroffene gibt. Brönimann wünscht sich eine offene Debatte über das Thema. Und «dass jene, die detransitionieren, trotzdem Teil der Community sein können».

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