Dem Herbst schreibt man nicht umsonst oft zu, golden zu sein. Wenn rund um das Zürcher Seebecken die Bäume beginnen, in grellen Farben zu leuchten, beginnt es auch auf dem Sechseläutenplatz zu glimmern und funkeln. Dafür verantwortlich ist schon zum 19. Mal das Zurich Film Festival (ZFF), das Ende September stattfindet. Jahr für Jahr schaffen es die Verantwortlichen, die ganz grossen Namen der Branche auf den ikonischen grünen Teppich zu locken – in der Vergangenheit waren bereits Stars wie Hugh Grant (63) oder Diane Keaton (77) zu Gast.
Dieses Jahr ist die Situation mehr als verzwickt: In Hollywood streiken schon seit Monaten die Gewerkschaften der Schauspieler und Drehbuchautoren – die Mitgliedschaft in diesen Arbeitnehmervertretungen ist meist zwingend, um überhaupt für Rollen engagiert zu werden. Der Streik bedeutet nicht nur, dass momentan keine neuen Filme gedreht werden. Er verlangt von den Hollywoodstars auch, sämtlichen Werbeveranstaltungen und Preisverleihungen fernzubleiben. Mit Jessica Chastain (46) kommt dieses Jahr beispielsweise eine Oscar-Gewinnerin nach Zürich. Sie nimmt sowohl einen Preis entgegen und macht Werbung für ihren neuen Film. Wie ist das möglich?
Eine Ausnahmebewilligung ist des ZFF Glück
Gestern Donnerstag verkündete Christian Jungen (50), künstlerischer Direktor des ZFF, während einer Pressekonferenz stolz die Verpflichtung dreier Hollywoodstars – wobei sich die Situation eigentlich nur bei der US-Amerikanerin Chastain als besonders knifflig herausstellt: «Nach einem langen E-Mail-Pingpong hatten wir am Mittwoch um etwa halb vier Uhr nachmittags die Gewissheit, dass sie kommen kann», so Jungen gegenüber Blick, «ausserdem sind wir hartnäckig geblieben.» Bei Chastains «Memory», den sie am ZFF vorstellt, habe man «davon profitiert, dass der Film als unabhängig produzierter Film eine Ausnahmebewilligung von der Gewerkschaft bekommen hat». Bei Ethan Hawke (52) ist der Fall notabene ein anderer: Er stellt seinen Film als Regisseur und nicht als Schauspieler vor und ist in diesem Fall nicht vom Streik betroffen. Diane Kruger (47) ist Deutsche und vor allem im französischen Kino erfolgreich – und fällt somit auch nicht ins Raster.
Freilich hat sich das ZFF mittlerweile international einen sehr guten Ruf erarbeitet – das allein ist aber nicht der Grund, wieso die Stars nach Zürich kommen. Für viele ist es eine Möglichkeit, sich vor der Award-Saison Anfang kommenden Jahres im wichtigen deutschsprachigen Markt zu positionieren. Und wer weiss: Vielleicht folgt in den kommenden Tagen noch ein weiterer grosser Name auf der Gästeliste.