Hinter den Kulissen der SRF-Sendung
Die Sorgen der Landfrauen

Soeben ist die 18. Staffel des beliebten SRF-Formats gestartet. Zwei der sieben Landfrauen sprechen über die Freuden ihres idyllischen Hofalltags, aber erzählen auch offen über die täglichen Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt.
Publiziert: 31.08.2024 um 08:59 Uhr
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Der Viehbetrieb von Miriam Knechtle liegt in Appenzell Enggenhütten auf 950 Meter Höhe. Auf dem Hof lebt sie mit Ehemann Sepp und drei Söhnen.
Foto: SRF/Marion Nitsch
Irene Lustenberger und Aurelia Robles, GlücksPost
Glückspost

Miriam Knechtle

Von den bisherigen 17 Staffeln «Landfrauenküche» hat Miriam Knechtle (35) bisher keine Folge verpasst. «Das war schon immer meine Lieblingssendung, noch bevor ich meinen Bauern kennengelernt hatte», sagt die Urnäscherin lachend. Im Frühling 2010 passiert es: Beim Seilziehturnier begegnet sie Sepp (36). «Dabei sagte ich als Teenager immer, dass ich nie einen Innerrhoder haben möchte, und schon gar keinen Bauern – et voilà!» Seither ziehen die beiden am selben Strick. 2013 heiraten sie und bekommen die Söhne Janick (10), Fabio (8) und Aurel (2). 2016 können sie den Betrieb seiner Eltern in Appenzell Enggenhütten AI übernehmen. «Zuerst waren wir etwas überrumpelt, aber haben es sehr geschätzt, dass sie uns so früh den Hof übergaben.» Zum Betrieb gehören 25 Milchkühe, rund 30 Aufzucht-Rinder und Mastkälber sowie sieben Appenzeller Geissen, «aber mehr als Hobby». Knechtle ist für den Haushalt und die Kinder zuständig, melkt aber jeden Abend auch Kühe. «Am liebsten bin ich ganz klar bei den Tieren. Wenn du ihnen Liebe gibst, geben sie dir Liebe zurück.» Den Abferkelbetrieb bewirtschaften noch ihre Schwiegereltern. «Sie und ihre Unterstützung sind Gold wert!»

Dass sie Hilfe annehmen kann und auch muss, merkte Miriam Knechtle vor etwa vier Jahren. «Mein Mann unterstützte mich immer, dennoch dachte ich: Jetzt bist du Bäuerin, also musst du durcharbeiten. Ich bin zudem ein Tüpflischisser», sagt Knechtle, die ein Haushaltsjahr absolvierte. «Doch dann sagte mein Körper: Stopp! Ich bekam Schwindel, Herzrasen und -stechen, war immer müde.» In dieser Zeit kommt Sohn Aurel einen Monat zu früh per Notkaiserschnitt auf die Welt, muss zehn Tage im Kinderspital bleiben. «Als er etwa drei Monate alt war, merkte ich, dass nichts mehr geht. Ich wollte nur noch schlafen, hatte eine Erschöpfungsdepression. Da zog ich die Notbremse.»

Aus dieser Erfahrung hat Miriam Knechtle ihre Lehren gezogen. «Ich lernte, dass ich nebst Bäuerin, Hausfrau, Mami und Ehefrau auch noch Miriam bin und meine Bedürfnisse auch gestillt werden müssen.» Heute geniesst sie auch mal in Ruhe einen Kaffee, verschiebt das Fensterputzen oder geht spazieren. «Vor allem lernte ich, mich nicht mehr mit anderen zu vergleichen.» Jeden Dienstagmorgen arbeitet sie in einer Metzgerei. «Das ist mein Ausgleich zum Alltag. Mein Mann ist dann daheim. Wir brauchen beide diese Abwechslung.»

Beim Kochen macht Miriam Knechtle aber weiterhin selten Abstriche, kocht möglichst mit eigenen Produkten – Fleisch, Milch und Gemüse – und täglich frisch. «Aber an intensiven Tagen, wie während dem Heuen, darf es auch mal eine Fertigpizza sein.»

Die anderen Landfrauen – «wir haben vom ersten Tag an harmoniert» – bekocht sie auch mit eigenen Produkten, baute ihr Menü auf dem eigenen Fleisch auf. Zwillingsschwester Karin stand mit ihr in der Küche. «Ich war stolz, dass ich im Frühling, als gedreht wurde, schon Salat aus dem Garten hatte.» Dass man vom Wetter abhängig sei, damit müsse man umgehen können. Zudem fällt während dem Winter während vier Monaten kein einziger Sonnenstrahl auf ihren Hof auf fast 1000 m ü. M. «Das ist nicht zu unterschätzen. Diese Zeit für eine Stunde Sonne muss man sich dann nehmen.»

Eines ist klar: Zeit für die Sendung «Landfrauenküche» nimmt sich Miriam Knechtle weiterhin. Jetzt, da sie selbst dabei ist (ihre Folge läuft am 4. Oktober), sowieso.«Meine Kinder sind schon nervös», sagt sie. «Wir werden gemeinsam als Familie mit Milchshakes in der Hand vor dem Fernseher sitzen – das ist unsere Freitagabendtradition.»

Fabienne Isenegger

Weil sie Lust auf ein Abenteuer hatte, meldete Fabienne Isenegger aus Aettenschwil AG sich für die «Landfrauenküche» an. «Als das SRF mich anrief, musste ich dann aber doch nochmals überlegen, ob ich wirklich mitmachen möchte», erinnert sich die 44-Jährige und lacht. Dies vor allem, weil sie eigentlich nicht gerne im Mittelpunkt sei. «Weil aber die ganze Familie hinter mir steht, habe ich zugesagt», erzählt sie. Ihre Familie, das sind Ehemann Urban (44), mit dem sie seit 16 Jahren verheiratet ist, und die Kinder Laurin (15), Florina (13) und Henry (11).

Obwohl sie selbst nicht in einem bäuerlichen Umfeld aufgewachsen ist, konnte sie sich durch ihre Arbeit mit Pferden durchaus vorstellen, einen Bauern zu heiraten. Sie ist gelernte Sportartikelverkäuferin und arbeitete als Pferdepflegerin und -trainerin sowie als Fitnessinstruktorin. Zudem absolvierte sie die Bäuerinnenschule und betreibt heute zusammen mit ihrem Mann einen Schweinezucht- und -mastbetrieb mit 80 Mutterschweinen und 650 Mastplätzen. So tischt sie den anderen Landfrauen denn auch Spezialitäten vom Hof und aus der Region auf, angefangen mit Kernotto-Salat im Rohschinkenmantel und dann Zweierlei vom eigenen Schwein mit frittierten Kartoffelbällchen und Gemüse. «Ich suchte eine Herausforderung und wollte etwas nicht Alltägliches kochen», beschreibt sie ihre Menüwahl.

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Das Stöbern nach Rezepten und das Tüfteln in der Küche gehören zum Alltag der Aargauerin. Denn Tochter Florina hat eine seltene, angeborene Stoffwechselstörung, den sogenannten Glut-1-Defekt. «Ihr Gehirn kann keine Kohlenhydrate aufnehmen und dadurch hat sie einen Glukose-Mangel», erklärt Fabienne Isenegger. Florina litt lange unter epileptischen Anfällen und hat eine kognitive Beeinträchtigung. Ihre Stoffwechselerkrankung wurde erst erkannt, als sie vier war; seither muss sie ketogen ernährt werden. «Das heisst viel Fett und kaum Kohlenhydrate.» Wie die Bäuerin ausführt, sei das sehr aufwendig. «Alles, was ich koche, muss ich genau abwägen. 75 bis 80 Prozent von dem, was sie isst, ist Fett. Die restlichen 20 Prozent Kohlenhydrate und Eiweiss, die sie fürs Wachstum braucht.» Isenegger kocht stets zwei Menüs, eines für Florina und eines für den Rest der Familie. «Wenn wir mal auswärts essen gehen, nehmen wir das Essen für Florina mit.»

Körperlich ist ihre Tochter nicht beeinträchtigt, fährt Ski und Velo. «Aber sie hält nicht so lange durch wie die Jungs.» Die 13-Jährige sei zwar relativ selbständig, brauche aber mehr Betreuung als andere in ihrem Alter. Deshalb besucht sie eine heilpädagogische Schule. «Die Jungs mussten und müssen oft zurückstecken», sagt die Bäuerin. «Wir reden aber mit ihnen über ihre Bedürfnisse und schauen, dass sie nicht zu kurz kommen.» So unternimmt die Familie oft gemeinsam Ausflüge. Sport ist die grosse Leidenschaft der 44-Jährigen. Sie geht joggen und reiten, ist im Turnverein aktiv und gibt TRX-Stunden.

Die Sendung, in der Fabienne Isenegger am Herd steht, wird am 6. September ausgestrahlt. Ohne zu viel zu verraten – wie zufrieden ist sie? «Ich selber war mit dem Kochen nicht so zufrieden. Ich hatte zwar nicht den Ehrgeiz, unbedingt gewinnen zu wollen. Aber es hat einfach nicht so geklappt, wie ich wollte.» Mitmachen würde sie aber auf jeden Fall wieder. «Ich durfte tolle, völlig unterschiedliche Frauen kennenlernen, schöne Höfe sehen und extrem fein essen. Es war eine richtig schöne Auszeit.»

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