Als Anita Thomi und Alain Aegerter ihre Siebensachen im Emmental packen und in ihr Traumhaus auf der griechischen Halbinsel Peloponnes ziehen, ahnt das Paar noch nicht, dass es nur wenige Wochen später froh sein wird, einander überhaupt noch in die Arme schliessen zu können.
Gemeinsam mit Aegerters Eltern konnten die Berner endlich beginnen, ihren Traum von Ferien für Reptilienfreunde zu verwirklichen. Doch nur drei Wochen nachdem Thomi und Aegerter eingezogen waren, wüteten schreckliche Waldbrände in Griechenland. Auch auf der Peloponnes. «Wir konnten erst nur Rauch sehen und dann kam das Feuer über den Berg. Man sah es plötzlich überall brennen. Es ist so rasend schnell näher gekommen. Wir waren plötzlich einfach umzingelt», erzählt Anita Thomi, die zu dieser Zeit ohne ihren Mann Alain in Griechenland war. Dieser musste zurück in die Schweiz, um die Einfuhr der zahlreichen Reptilien des Paares zu organisieren.
«Jetzt stirbst du»
Mit ihren Schwiegereltern ergriff Anita Thomi die Flucht im Auto. Doch es schien, als könnten sie den Flammen nicht entkommen. «Ich habe gedacht: ‹Jetzt ist es so weit. Jetzt stirbst du hier mit deinen Schwiegereltern in dem Auto.›»
Ein Nachbar, der ebenfalls flüchtete, fand über einen Feldweg den Ausweg aus der Feuerwand und rettete der Familie das Leben. Ihre Existenz allerdings liegt in Schutt und Asche. Das Haus, das die Eheleute ein Jahr vorher für 200'000 Franken kauften, ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Eine Versicherung hat das Paar nicht abgeschlossen. Was allerdings besonders schmerzt, sind die Besitztümer mit emotionalem Wert, die den Flammen zum Opfer fielen. «Da sind Bücher mit Widmungen, Zeichnungen von den Kindern. Das ist alles weg», sagt Alain Aegerter.
«Ich bleibe hier»
Das einzige Glück im Unglück ist, dass die 24 Schlangen und fast fünfzig Schildkröten noch nicht nach Griechenland umgezogen sind. «Damit hätte ich schlecht leben können, wenn unseren Tieren etwas passiert wäre», so Anita Thomi erleichtert.
Der griechische Staat, so verspricht der hiesige Makler der Emmentaler, übernehme achtzig Prozent der Kosten für den Verlust. Alain Aegerter ist skeptisch. Er sagt: «Das glaube ich erst, wenn es so weit ist.»
Alles, was Anita Thomi nach dem Brand noch besitzt, ist ein kleiner Haufen Kleider. «Eine kurze Hose, einige T-Shirts und ein Paar Schuhe.» Aber die Schweizerin ist froh, dass sie überlebt hat und ist sicher: «Ich bleibe hier. Das ist mein Daheim.»