Foto: Siggi Bucher

Es geht ums Überleben
Circus Royal bettelt um 75'000 Franken

Marode Zustände, Streitigkeiten und ein Strafbefehl. Der Circus Royal kämpft nicht nur gegen seinen schlechten Ruf, sondern auch ums Überleben. Nun hofft der Direktor, das Geld durch Gruppenfinanzierung aufzubringen.
Publiziert: 03.10.2019 um 18:54 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2019 um 19:05 Uhr
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Da war noch alles gut: Zirkusdirektor Oliver Skreinig (l.) mit Wahrsager Mike Shiva.
Foto: Facebook
Flavia Schlittler

Viel mehr Glas kann man kaum zerbrechen, als es der Circus Royal innerhalb eines Jahres getan hat. Das 250-Jährige Traditionsunternehmen steht vor einem riesigen Scherbenhaufen. «Unerträgliche Zustände», nannte es Velo-Legende Beat Breu (61), der mit seiner Frau Heidi (66) ein Jahr lang das Bristro führte, dieses Ende Febraur im Zerwürfnis hinwarf. Er gründete seinen eigenen Zirkus, mit dem er jedoch nach nur 13 Tagen scheiterte.

Auch Wahrsager Mike Shiva (55), der mit seinem Wohnwagen vor dem Zelt stand, war da plötzlich nicht mehr anzutreffen. Missverständnisse und Unmut zwischen ihm und den Zirkusbetreibern rissen so tiefe Wunden, dass er den Platz räumte.

Die Vorgeschichte reicht in den Juni von 2018 zurück. Da leiteten Gläubiger ein Konkursverfahren gegen den damaligen Circus-Royal-Leiter Peter Gasser (†61) ein. Ohne dessen Wissen gründete sein Ex-Partner und aktueller Zirkusdirektor Oliver Skreinig eine Nachfolgegesellschaft, Gasser starb kurz darauf im August.

Marode Zustände und ein Direktor, der nicht aufgibt

Berichtet wurde von Insidern und Zuschauern über marode Zustände. Die Raubtiernummer, die im März dieses Jahres wieder ins Programm genommen worden war – zum grossen Ärger der Tierschützer –, wurde aus wirtschafltichen Gründen im August 2019 wieder gestrichen. Noch im Sommer flatterte bei Direktor Skreinig ein Strafbefehl in den Zirkuswagen, weil Mängel, die der Schaffhauser Kantonstierarzt bei Lamas, Pferden und Tampeltieren festgestellt hatte, nicht behoben wurden. Die Haltebewilligung für Watussi-Rinder fehlte. Die insgesamt 1150 Franken Busse hat Skreinig bezahlt.

Doch der umtriebige Direktor gibt nicht auf. Seit dem 2. Oktober sucht er mittels Gruppenfinanzierung 75'000 Franken. Unter dem Titel «Rettet den Circus Royal» appelliert er auf der Crowdfundingplattform «wemakeit» an die Erhaltung eines «nicht staatlich geförderten Kulturgutes, welches zunehmend vom Aussterben bedroht» sei. Eigene Fehler räumt er dabei nicht ein, sondern macht höhere Platzmieten oder «wie Pilze aus dem Boden spriessende, neue behördliche Auflagen» für die Misere seines Unternehmens verantwortlich. 

Und er appelliert an die Zirkusfans mit den Worten, «dass bald der letzte Vorhang fällt, wenn Du nicht eingreifst und es rettest! Du bist verantwortlich für das Strahlen der kleinen, grossen und faltigen Gesichter der Zuschauer.

Für die 1000 Franken-Spender gibt's ein Grillfest 

Den Spendern bietet er unter anderem für 1000 Franken ein Grillfest mit der Direktion und den Stars, die Erwähnung im Programmheft und zwei Tickets für die Premiere und Dernière. Für 2000 Franken gibts einen ganzen Tag mit ihm.

29 Tage bleiben Skreining, die 75'000 Franken reinzuholen, damit sein Projekt finanziert wird. Stand Donnerstag 19 Uhr sind 180 Franken eingegangen. Der Zirkusdirektor hofft, dass der Circus Royal so überleben kann, damit es nächstes Jahr – nach seinen Worten – wieder heisst: «Manege frei, das Spiel beginnt.»

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