Kritiker mögen einwenden, Intendant Michael Haefliger (61) sei vielleicht etwas gar parteiisch. Doch wenn der Himmel azurblau wirkt, die Sonne strahlt, die Schiffe tuten und der See vor dem KKL verlockend glitzert, ist Luzern wohl tatsächlich der «schönste Festivalort der Welt».
Nicht nur Haefliger war überglücklich, dass dieser «Leuchtturm in der Klassik-Landschaft» wieder ohne jegliche Einschränkung blinken darf und am Freitag mit einem Konzert von Stargeigerin Anne-Sophie Mutter (59) und dem Lucerne Festival Orchestra unter der Leitung von Riccardo Chailly (69) feierlich eröffnet wurde. Auch Bundespräsident und Festakt-Redner Ignazio Cassis (61) konnte den Start offensichtlich kaum erwarten und tauchte als einer der Ersten – unüblich früh für einen Magistraten – beim Galateppich auf. Dort unterhielt er sich die nächsten knapp zwei Stunden angeregt mit anderen prominenten Gästen wie SRF-Direktorin Nathalie Wappler (54), Nestlé-Chairman Paul Bulcke (67), SBB-VR-Präsidentin Monika Ribar (62) oder Roche-CEO Severin Schwan (54) und gönnte sich auch ein Glas Schaumwein.
Die Schweiz als Quintessenz der Diversität
«Diversity» heisst das Thema des diesjährigen Festivals: Vertreten am Startabend durch die Rede der britischen Kontrabassistin Chi-chi Nwanoku (66) und den aus Guadeloupe stammenden Mozart-Zeitgenossen Joseph Bologne (1745–1799), dessen Violinkonzert Anne-Sophie Mutter gefühlsstark intonierte. Für den unermüdlichen Landesbotschafter Cassis ein dankbarer Steilpass. «Die Schweiz ist die Quintessenz der Diversität», sagte der Bundesrat, der dies auch auf seine persönliche Agenda bezog – tags zuvor hatte er noch am Filmfestival in Locarno TI gegrüsst. Den Krieg in der Ukraine taxierte er als eine akute «Bedrohung für die allgemeine Vielfalt» und die Kultur als ein «mächtiges Instrument zur Friedensfindung». Ein Leben ohne Musik könne er sich nur als eine «traurige Existenz» vorstellen, meinte der Tessiner Jazzfan.
Um dem SonntagsBlick schliesslich zu verraten, als welches Instrument Cassis sich anstelle der menschlichen Daseinsform im nächsten Leben vorstellen könnte, meinte er: «Ich bin geneigt, Trompete zu sagen, weil ich selber Trompeter war und dieses Instrument sehr liebte. Doch wenn ich länger überlege und mein harmonisches Gefühl zum Ausdruck bringen möchte, würde ich sagen: ein Klavier oder eine Harfe.» Oder um es mit Michael Haefliger auszudrücken: «Die Kraft der Musik ist unerschöpflich.»