Er war einer der grössten Schweizer Influencer, hatte Deals mit McDonald's und Fanta – und dann kam die Corona-Pandemie. Der Komiker Gabirano (24) stellte sein Programm um und begann mit Massnahmen-Kritik. Mit Aussagen wie «Impf dini Mueter», «Wie oft wollt ihr noch den Sch**nz von Berset und dem BAG lutschen?» sorgte er für Unmut. Mit wirren Theorien, wie, dass Milliardäre wie Bill Gates (67) die Pandemie zur Vermehrung ihres Reichtums angezettelt hätten, schoss er sich ganz ins Abseits.
Immer mehr Fans wandten sich in der Folge vom Berner ab, er verlor seine Werbe-Deals, Instagram setzte ihn auf eine Blacklist, sodass der Traffic zusammenbrach. «Viele Leute wollten sich nicht mehr mit mir zeigen, selbst mit meinen Eltern hatte ich Streit», erzählt er der «SonntagsZeitung».
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«Ich fühlte mich so gut wie noch nie»
Während sein Umfeld auseinanderbrach, fand er in einer neuen Ernährungsform Halt. Er ernährte sich fortan nur noch von Früchten und rohem Gemüse. Mit den Anhängern des «Rohkost-Veganismus» tauschte er sich jede Woche via Video-Call aus. «Ich fühlte mich so gut wie noch nie», sagt er heute.
Doch dann verschlechterte sich der Zustand des 24-Jährigen. Sein Körper schwoll an – vor allem im Gesicht bildeten sich Wassereinlagerungen. «Die Kraft liess nach, die Muskeln begannen bei Anstrengung unerträglich zu brennen, das Gedächtnis streikte oft. Es war, als stünde ich unter Drogen», sagt Gabirano. Er suchte einen Arzt auf, der diverse Defizite wie akuter Vitamin-B12-Mangel oder Eisenmangel feststellte. Gabirano erhielt eine Vitamin-Spritze: «Zwölf Stunden später war die Kraft zurück, ich verspürte sofort den Drang, meinen Körper zu gebrauchen.»
Jobbt im Kebab-Laden und in der Shisha-Bar
Weil er nicht nur seinen Körper wieder gesund machen, sondern auch sein soziales Umfeld wiederherstellen will, zieht er zurück nach Bern. Um Geld zu verdienen, jobbt er zeitweise in einem Kebab-Laden und einer Shisha-Bar. Mittlerweile verdient er mit Social Media wieder Geld. Auf Tiktok macht er umstrittene «Challenges», in denen Follower ihm während eines Livestreams Aufgaben stellen können. Das lässt er sich von den – meist jungen – Fans mit Coins bezahlen, die er dann in reales Geld umwandeln kann. «Die Tiktok-Einnahmen reichen gerade aus, um die Rechnungen zu bezahlen», sagt er.
Aus seinem tiefen Fall kann Gabirano offenbar auch einiges Positives mitnehmen. «Ich habe durch das alles viel gelernt, auch über mich selber», meint er. «Man lernt mehr, wenn es schlecht läuft, als wenn man Erfolg hat.» Und er gibt sich auch selbstkritisch: Er sei auf eine falsche Schiene geraten, missionarisch geworden und habe Dinge gesagt, die er nicht mehr sagen würde. (hon)