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«Diese Vergiftung der Meinungsfreiheit stört mich»
Das sagt Reto Brennwald zu seinem Corona-Skeptiker-Film

Der ehemalige SRF-Journalist Reto Brennwald hat einen Dokumentarfilm zur Corona-Krise gedreht – und lässt darin vor allem Corona-Skeptiker zu Wort kommen. Die Podiums-Diskussion mit Daniel Koch, Hans-Ulrich Bigler und Stefan Büsser überträgt BLICK live (ab 20.30 Uhr).
Publiziert: 23.10.2020 um 18:58 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2020 um 13:07 Uhr
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Der ehemalige SRF-Redaktor Reto Brennwald lässt in seinem Dokumentarfilm «Unerhört!» bewusst Corona-Skeptiker und -Demonstranten zu Wort kommen, die ihn seither als einen der ihnen feiern.
Foto: born-brennwad.ch
Interview: Patricia Broder

Vom «Arena»-Moderator zum Star der Anti-Corona-Bewegung: Der ehemalige SRF-Redaktor Reto Brennwald (57) hat mit «Unerhört!» einen Dokumentarfilm über die Corona-Krise und die damit verbundenen Auswirkungen auf unser Sozialleben und die Wirtschaft gedreht. Bewusst lässt der Autor darin Corona-Skeptiker und -Demonstranten zu Wort kommen, die ihn seither als einen der ihren feiern. Im Interview mit BLICK erklärt der Zürcher, was ihn zu diesem Film bewogen hat, und warum er sich klar von Verschwörungstheorien distanziert.

BLICK: Herr Brennwald, die Ansteckungszahlen steigen in der Schweiz rapide an, es müssen wieder mehr Menschen wegen Covid-19 im Spital behandelt werden. Können Sie vor diesem Hintergrund einen Film, der die Corona-Massnahmen des Bundes infrage stellt, überhaupt verantworten?
Reto Brennwald: Ja, das kann ich, denn der Film stellt grundsätzliche Fragen, die sehr aktuell sind. Wie beispielsweise, ob ein Lockdown wirkungsvoll ist oder mehr Schaden anrichtet. Natürlich müssen diese Fragen Politiker beantworten, aber wir müssen sie stellen dürfen. Der Dialog muss da sein und darf nicht einseitig sein. Was in der Vergangenheit öfter der Fall war.

Warum war es Ihnen wichtig, Corona-Skeptikern mit Ihrem Film Gehör zu verschaffen?
Ich hatte ein entscheidendes Erlebnis mit der Virologin Karin Mölling, die sich kritisch äusserte, vor Panikmache warnte und dann in den Medien als Verharmloserin hingestellt wurde. Schliesslich wollte sie aus Angst vor Negativ-Presse nicht mehr in meinem Film auftreten. Das fand ich bedenklich. Diese Vergiftung der Meinungsfreiheit stört mich.

«Unerhört» gibt den Ungehörten eine Stimme
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Corona-Skeptiker-Film:«Unerhört» gibt den Ungehörten eine Stimme

Neben Staatsrechtlern und Ärzten kommen in «Unerhört!» auch viele Demonstranten zu Wort, aber nicht ein Angehöriger von einem der fast 2000 Corona-Toten in der Schweiz. Das wirkt journalistisch unausgewogen.
Ich wollte eine andere Perspektive einnehmen. Natürlich sind Einzelschicksale sehr tragisch, das wissen wir. Aber es gibt auch eine andere Seite. Menschen, die aufgrund der wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns ihre Existenz verloren haben. «Corona-Skeptiker» sind nicht nur Radikalisierte an Demos, sondern sie kommen aus einer breiten Schicht von Menschen: Unternehmer, Juristen, Ärzte, Gastronomen oder Leute aus der Tourismusbranche und viele mehr.

Wie gefällt Ihnen, dass Sie bereits im Vorfeld Ihres Films zur Galionsfigur der Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker gemacht wurden?
Oh Gott, ich bin Journalist und keine Galionsfigur (lacht). Nein, im Ernst: Ich bin kein Corona-Skeptiker, und ich distanziere mich auch von Verschwörungstheorien. Ich ging als erster in der Migros im Dorf mit Maske einkaufen und hab schon früh keine Hände mehr geschüttelt. Aber als man zu Ostern sah, dass die Krise am abklingen war, da habe ich mir schon Fragen gestellt – und wurde skeptisch gegenüber gewissen Massnahmen.

Liegen denn sämtliche Regierungen und Gesundheitsorganisationen mit ihrem Kurs falsch?
Ich glaube, der Teufel liegt im Detail. In gewisser Weise sind wir wieder am gleichen Punkt wie im Frühling. Wir werden jeden Tag mit Ansteckungszahlen bombardiert, dabei wissen wir, wenn mehr getestet wird, gibt es auch mehr Fälle. Das Wichtigste ist die Verhältnismässigkeit, und welche Auswirkungen die Massnahmen in sozialer, wirtschaftlicher, aber auch gesundheitlicher Sicht verursachen. Und diese Diskussion sollte offen und nicht schwarz-weiss sein.

Wie stehen Sie selbst zu den aktuellen Corona-Massnahmen des Bundes?
Die sind für mich in Ordnung. Ich finde sie in der jetzigen Situation richtig und trage überall eine Maske, wo ich sie tragen muss. Es wäre auch nicht richtig, wenn mir Leute vorwerfen, ich würde Corona nicht Ernst nehmen. Meine Frau ist Ärztin. Wir haben seit Beginn der Pandemie täglich über die Krise und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Gesundheitssystem geredet. Ich wurde also schon früh mit der Ernsthaftigkeit von Corona konfrontiert.

Für die meisten Schlagzeilen unter den prominenten Skeptikern sorgt Marco Rima, der das Coronavirus unter anderem mit einer Grippe verglich. Sie überlassen dem Komiker auch in Ihrem Film mehrfach das Wort.
Ja, mir gefiel, was Rima in seinen ersten beiden Youtube-Videos sagte. Das deckte meine damalige Wahrnehmung. Sachlich bleiben, einen Weg zurück zur Normalität finden. Aber ich fand nicht gut, wie Rima sich später ungeschickt äusserte, das hat ihm geschadet. Trotzdem muss man ihn nicht zu einer «Persona non grata» degradieren.

Am Ende des Films resümieren Sie, dass wir im künftigen Umgang mit Corona einen Dialog führen müssen. Wie soll dieser Dialog genau aussehen?
Sachlich und weniger alarmistisch. Die Fronten sollen sich wieder entspannen, sodass ein offener Austauch möglich ist. Da versuche auch ich, einen Beitrag zu leisten: Ich werde meinen Film, den ich selbst finanziert habe, ab nächster Woche auf Youtube frei zur Verfügung stellen. Das heisst, alle können ihn gratis schauen und sich selbst ein Bild davon machen, was die bisher «ungehörte» Seite in der Krise zu erzählen hat.

Die Premiere von «Unerhört!» findet heute Freitag, 23. Oktober, um 19.30 Uhr in der Samsung Hall in Zürich statt.

Der Neugierige

Reto Brennwald (57) begann seine journalistische Karriere Ende der 80er-Jahre beim Schweizer Radio DRS. Einem breiten Publikum bekannt wurde der Zürcher, als er für das Schweizer Fernsehen die beliebten Politsendungen «Rundschau» und «Arena» moderierte. Später arbeitete Brennwald auch für die SRF-Formate «Reporter» und «DOK». Heute ist er freier Fernsehjournalist, Filmemacher und Moderator.

Christian Lanz

Reto Brennwald (57) begann seine journalistische Karriere Ende der 80er-Jahre beim Schweizer Radio DRS. Einem breiten Publikum bekannt wurde der Zürcher, als er für das Schweizer Fernsehen die beliebten Politsendungen «Rundschau» und «Arena» moderierte. Später arbeitete Brennwald auch für die SRF-Formate «Reporter» und «DOK». Heute ist er freier Fernsehjournalist, Filmemacher und Moderator.

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