«Ruf mich nicht dauernd an, ich melde mich dann schon, wenn es etwas Neues gibt», stauchte mich Polo Hofer (72) vor zehn Tagen in seiner unnachahmlichen schroffen Art zusammen. Nun gibt es etwas Neues, Trauriges – Polo verkündet seinen Tod: «I säge: Tschou zäme, es isch schön gsy! Am Samschtig, 22. Juli, churz vor Mitternacht, het mys letschte Stündli gschlage und i bi zfriede deheime ygschlafe», schreibt der grösste Mundartrocker der Schweiz in seiner eigenen Todesanzeige.
Bis zum Schluss ein Funken Hoffnung
Die letzten Wochen und Monate in Polo Hofers Leben verliefen für mich wie die Chronik eines angekündigten Todes. Polo konnte sich kaum mehr selbständig bewegen, die schwere Lungenkrebskrankheit und die Chemotherapie hatten ihn zu sehr geschwächt. Trotzdem war für mich, wie für andere seiner Wegbegleiter auch, stets ein Funken Hoffnung da, denn Polo sprach nie davon, dass sein Leben bald zu Ende gehen könnte. Im Gegenteil. «Ich plane eine neue CD mit eigenen englischsprachigen Songs», verkündete er im März dieses Jahres. Zudem wolle er viele Bilder malen für eine grosses Ausstellung im Herbst 2018. Nun wird Polo Hofer letztes Gemälde das Cover für die 1.-August-Ausgabe der Weltwoche sein. Das Sujet hat er mir unter grösster Geheimhaltungspflicht verraten. An das Versprechen halte ich mich auch jetzt, wo er nicht mehr unter uns ist. Doch dass der Alt-Linke Hofer, der sich nicht nur in unseren wöchentlichen Jassrunden stets über «das SVP-Blatt» aufregenden konnte, posthum für dessen bisher grössten Titelblatt-Coup besorgt sein wird, haben auch jene nie erwartet, die glaubten, ihn gut zu kennen.
In manchen Momenten schüchtern
Doch wer hat Polo wirklich gut gekannt, mit Ausnahme seiner Lebenspartnerinnen? Polo sprach auch in vertrautesten Runden kaum jemals über seine innere Befindlichkeit. Es gab zwei drei Szenen, wo ich glaubte, da einem ganz anderen, empfindsamen Menschen gegenüberzusitzen als dem Entertainer, Showman und Sprücheklopfer. Das war vor 20 Jahren, als er über die letzten Wochen seiner grossen Liebe Isabelle sprach, die an Krebs erkrankte. «Als sie mir zeigte, wie ich die Waschmaschine zu bedienen habe, wusste ich, dass ihr Ende nahe ist», erzählte er mit brüchiger Stimme. Und auf einer gemeinsamen Reise nach Kuba wurde ich zufällig Zeuge von einem Telefongespräch mit seiner damals hochbetagten Mutter: «Sälü Mutter, i bis.» Da hörte und spürte ich den Urs, der in seiner Kindheit zu schüchtern war, um den Hörer abzunehmen, wenn das Telefon klingelte.
Auf dieser zweiten Reise durch die grösste karibische Insel, bangte die ganze Reisegruppe um Polos Leben. Aus dem Nichts heraus blutete er aus der Nase, immer und immer wieder, sturzbachmässig. In einer Feld- und Wiesenklinik in Trinidad wurde er notfallmässig verarztet. Darauf brachte ein Ambulanzfahrzeug den Patienten in die grösste Klinik in Havanna, in dasselbe Zimmer, indem vorher Diego Maradona gelegen hatte, wie einer der Ärzte beiläufig erwähnte. Trotzt bedenklichstem Gesundheitszustand präsentierte Polo auch in dieser dramatischen Situation seinen einzigartigen Humor. «Das scheint das Spezialzimmer für Patienten mit Nasenproblemen zu sein», scherzte er auf die Kokainsucht des Ex-Fussballstars anspielend.
Spassvogel und Provokateur
Polo liebte es zu scherzen und zu provozieren. So rauchte er wenige Tage nach Einführung des Rauchverbots in einer Berner Inbeiz genüsslich seine Zigaretten, und er liess sich auch vom guten Zureden des Kellners nicht davon abbringen. Verzweifelt rief darauf der Chef de Service die Polizei, die prompt nach ein paar Minuten am Tisch auftauchte. Welch köstliche Szene! Polo darf für sich in Anspruch nehmen, den ersten Polizeieinsatz wegen des Rauchens am Beizentisch ausgelöst zu haben.
Doch Polo war nicht nur ein Scherzbold und Provokateur, der in einer TV-Talkrunde gemütlich einen Joint drehte und den danebensitzenden Staatsanwalt zur Weissglut trieb, sondern er war auch ein Philosoph. Kaum jemand kannte die Bibel und den Koran wie er. Er liebte die Diskussionen über die Existenz Gottes. «Die Schöpfung ist älter als Gott. Der ist eine Erfindung des Menschen» war einer seiner Lieblingssätze. Umso erstaunlicher ist es deshalb, dass er im letzten Song auf seiner letzten CD den Song «U wenn i de einisch gange bi, de sing, sing es Gebät für mi» veröffentlichte.
Ja, den grössten Schweizer Mundartrocker haben wir halt nie richtig gekannt.
Adieu Polo, adieu!
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