Am Mittwochnachmittag schloss der grosse Illustrator Ted Scapa (†92) für immer die Augen, wie seine Familie heute gegenüber Blick bestätigte. Er sei in seiner Berner Altersresidenz Burgerspittel im Viererfeld, wo er fast zwei Jahre gelebt hatte, friedlich eingeschlafen. Dort lernte er auch Schauspiel-Ikone Lilo Pulver (94) kennen, die eine enge Freundin des Schweizers mit niederländischen Wurzeln wurde.
Während der 60er- und 70er-Jahre begeisterte Scapa mit seiner SRF-Kindersendung «Das Spielhaus» Generationen. Sein Markenzeichen waren bunte, fröhliche Bilder, sein Schalk, ein Seidenfoulard, das er elegant um den Hals legte, und das schlohweisse Haar, das er stets mit Sorgfalt nach hinten kämmte.
Mit Jean Tinguely ass er Gipfeli und sprach über Autos
Vor acht Jahren widmete das Kunstmuseum Bern Eduard Schaap, wie der Cartoonist mit bürgerlichem Namen hiess, die Ausstellung «Ted Scapa ... und so nebenbei». Diese thematisierte auch, dass der ehemalige Benteli-Verleger mehr als 1000 Bücher, viele Ausstellungskataloge und Künstlermonografien herausgegeben hatte. Unter anderem von Jean Tinguely (1925–1991), der sein enger Freund wurde. Die beiden trafen sich über Jahre jeden Sonntag in Scapas Schloss in Vallamand VD, assen Gipfeli und sprachen über Autos, Tinguelys Lieblingsthema.
Scapas Augen waren oft voller Tränen. Tränen der Freude und der Trauer, die er ob des Verlusts seiner geliebten Tochter Ghita (1963–2005) vergoss. «Die Trauer bringt mich fast um», verriet er uns im August 2012. Ghita starb nach der Geburt ihrer Zwillinge noch im Spital an den Folgen eines Aortarisses. «Immer und immer wieder geht mir alles durch den Kopf. Die wundervolle Geburt, Ghitas Zimmer voller Blumen und Geschenke. Abends habe ich mit meiner Frau Meret und meiner Tochter Tessa auf die Babys mit Champagner angestossen. Unser Leben schien perfekt.»
Die Trauer begleitete Ted und Meret Scapa
Dann sei ein Anruf aus dem Krankenhaus gekommen, seiner Tochter ginge es sehr schlecht. «Ich kam in ihr Zimmer. Ghita lag tot in ihrem Bett. Da ist auch in mir etwas gestorben.» Die Unterstützung seiner Tochter Tessa und das Malen haben ihm Kraft gegeben. Und die Liebe zu seinen Enkeln, in denen Ghita weiterlebt.
Es blieb nicht der einzige Todesfall in seiner Familie. Vor bald acht Jahren starb seine grosse Liebe, die Künstlerin Meret Scapa (1930–2016), kurz vor ihrem 55. Hochzeitstag an den Folgen einer Krebserkrankung. Auch sie hatte den Tod ihrer Tochter Ghita nie überwunden. Sie fiel in einen Trauerschock, verlor dabei ihre Freude am Leben, ihr Gehör und konnte kaum mehr sprechen. Nun ist auch Ted Scapa für immer verstummt. Wann und wo die Abdankung stattfindet, ist noch nicht bekannt.