«Chris von Rohr sagt, ich sei eine frustrierte Sau»
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Best-of Schmezers SRF-Karriere:«Chris von Rohr sagt, ich sei eine frustrierte Sau»

Der abtretende Kassensturz-Moderator Ueli Schmezer im Interview
«Wer von Work-Life-Balance spricht, hat sie verloren»

Fast sein ganzes Arbeitsleben hat er beim Schweizer Radio und Fernsehen verbracht und sich nebenbei einen Namen als Sänger gemacht. Am 21. Dezember moderiert Ueli Schmezer den «Kassensturz» zum letzten Mal. SonntagsBlick schaut mit ihm zurück – und vorwärts.
Publiziert: 19.12.2021 um 00:30 Uhr
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Aktualisiert: 19.12.2021 um 06:14 Uhr
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Wollte ursprünglich Lehrer werden und studierte am Berner Seklehramt Englisch und Deutsch: SRF-Moderator Ueli Schmezer.
Foto: Remo Eisner Photography
Jean-Claude Galli/Peter Padrutt

Ueli Schmezer (60) ist seit 1983 für das Schweizer Fernsehen und Radio tätig, die letzten 25 Jahre als Moderator beim «Kassensturz». Nächsten Dienstag läuft seine Abschiedssendung. Wie es nun mit ihm weitergeht, erklärt er im grossen SonntagsBlick-Interview.

Ist man mit 60 zu jung, um aufzuhören, oder zu alt, um weiterzumachen?
Ueli Schmezer: Das Denken in Jahren macht uns krank. Mein Jahrgang ist mir völlig egal. Ich habe nach einem Vierteljahrhundert «Kassensturz» einfach Lust, Neues anzupacken.

Kurt Aeschbacher sagte nach seinem Abschied vom TV, er habe der Bildschirm-Präsenz stets misstraut und sich darum schon früh karitativ engagiert. Haben Sie auch vorgesorgt?
In diesem Sinn habe ich nicht vorgesorgt. Ich habe immer Vollgas gegeben für den «Kassensturz». Ich mache aber nebenbei beispielsweise seit vielen Jahren Musik. Das werde ich weiterhin tun.

Wie werden Sie sich am Dienstag vom Publikum verabschieden? Ist die Version «Das isch es gsi, häbed Sorg?» (Quelle: «Schweizer Familie») immer noch aktuell? Und gibt es dann eine Runde Bier und Wurst für das Team?
Genau so wirds sein. Vielleicht ohne Wurst und selbstverständlich unter Einhaltung der geltenden Corona-Regeln.

Bereits sprechen alle von Ihrer Nachfolgerin Bettina Ramseier – einer jungen, vifen Journalistin. Ist der Schmezer bald nur noch Schall und Rauch?
Das will ich doch hoffen. Für meine Lieblingssendung «Kassensturz» wäre dies das Beste.

Und was raten Sie Ihrer Nachfolgerin?
Keine Ratschläge anzunehmen von Leuten, die ungefragt Ratschläge erteilen. Sollte sie mich fragen, gebe ich ihr gerne ein paar Tipps.

Bei Ihrer ersten Moderation des «Kassensturz» sagten Sie: «Im Fernsehen bin ich entbehrlich, doch für meine Kinder bin ich unentbehrlich.» Im Nachhinein: Hatten Sie genügend Zeit für Ihre drei Buben?
Ich wollte damit ausdrücken, dass ein Fernsehjob nie so wichtig ist wie die Aufgabe eines Vaters – auch wenn viele Leute einen Job vor der Kamera unglaublich hoch hängen. Und ja, definitiv, ich habe jede mögliche Minute mit meiner Familie verbracht. Vor Jahren war ich beispielsweise der Erste hier im Laden, der sich einen Homeoffice-Tag erkämpft hat.

David ist heute 30, Yannic 27 und Nico 24. Wie haben sie den «Mister Kassensturz» im Laufe der Zeit wahrgenommen?
Meine Söhne nehmen mich vor allem als Papa wahr. Aber sie haben laut eigener Aussage schnell gemerkt, dass andere mich als «Mister Kassensturz» wahrgenommen haben.

Welches waren Ihre schönsten Momente mit Ihrer Familie?
Oh, da gibt es unendlich viele. Aber die bleiben privat.

Stimmte Ihre Work-Life-Balance jederzeit?
Ich denke immer, wer von Work-Life-Balance spricht, hat sie bereits verloren. In meinem Leben gibt es verschiedene Tätigkeiten, die ich alle mit Leidenschaft ausübe und die sich perfekt ergänzen. Das ist meine Balance.

Welche «Kassensturz»-Geschichte liess Sie auch zu Hause bei Ihrer Ehefrau Claudia nicht mehr los?
Schwer beschäftigt hat mich etwa die Geschichte, in der wir aufgezeigt haben, dass der Preis eines modernen Krebsmedikaments nichts zu tun hat mit den Forschungs- und Herstellungskosten. Sondern damit, wie viel ein Schwerkranker zu bezahlen bereit ist, um beispielsweise noch eine letzte Weihnacht mit seiner Familie verbringen zu können. Da ist mir fast schlecht geworden.

Erinnern Sie sich an Ihre schlimmste TV-Panne?
Mir kommt keine in den Sinn. So schlimm kann sie also nicht gewesen sein.

Welches war der schwierigste Gast im Studio?
Einige waren richtig unangenehm. Ich nenne keine Namen – aber ich habe ein paar Mal gedacht, dieser Person möchte ich nicht mehr begegnen.

Und welches Ihr grösster investigativer Triumph?
Triumphe beim «Kassensturz» sind immer Teamarbeit. So haben wir etwa mitgeholfen, dass ein umstrittener Schönheitschirurg aus dem Verkehr gezogen wurde, eine Pensionierte 100'000 Franken PK-Kapital zurückerhielt und Ferkel nicht mehr ohne Narkose kastriert werden. Und dass BMW eine Millionenbusse zahlen musste, weil sie einem Schweizer Kunden im grenznahen Ausland den Kauf eines Autos ihrer Marke verweigerten.

Treues Multitalent

Seine ersten Schritte als Moderator beim Schweizer Fernsehen machte Ueli Schmezer 1983 beim Musikmagazin «Hear we go». Ab 1990 war der Berner mit der Hintergrundsendung «Time out» auch beim Sport tätig. Zusätzlich wurde er 1992 mit 31 Jahren zum jüngsten Gastgeber des «Zischtigsclub». Parallel arbeitete Schmezer beim Radio für die Sendungen «Nachtclub», «Schweizer Hitparade», «Graffiti», «Transit» und «Input». Bei der Talkshow «Focus» war er Mitbegründer und erster Gastgeber. 1996 folgte der Wechsel zum «Kassensturz». Erste Erfolge als Musiker feierte Schmezer Mitte der 80er-Jahre unter dem Pseudonym Jules mit Italo-Discosongs. Aktuell ist er mit der Chinderlandband und der Coverband MatterLive unterwegs. Schmezer ist verheiratet und Vater dreier Söhne.

Seine ersten Schritte als Moderator beim Schweizer Fernsehen machte Ueli Schmezer 1983 beim Musikmagazin «Hear we go». Ab 1990 war der Berner mit der Hintergrundsendung «Time out» auch beim Sport tätig. Zusätzlich wurde er 1992 mit 31 Jahren zum jüngsten Gastgeber des «Zischtigsclub». Parallel arbeitete Schmezer beim Radio für die Sendungen «Nachtclub», «Schweizer Hitparade», «Graffiti», «Transit» und «Input». Bei der Talkshow «Focus» war er Mitbegründer und erster Gastgeber. 1996 folgte der Wechsel zum «Kassensturz». Erste Erfolge als Musiker feierte Schmezer Mitte der 80er-Jahre unter dem Pseudonym Jules mit Italo-Discosongs. Aktuell ist er mit der Chinderlandband und der Coverband MatterLive unterwegs. Schmezer ist verheiratet und Vater dreier Söhne.

Sie wirkten immer so dynamisch und kontrolliert. Was bringt Sie zum Weinen?
Wenn schon vor meiner letzten Sendung in der Vergangenheitsform über mich geschrieben wird.

Sie werden künftig bei der Migros unterrichten. Sind Sie da genug gefordert?
Absolut. So einen Vierstundenworkshop in Auftrittskompetenz mit acht total unterschiedlichen Menschen durchzuziehen, die man eben erst kennengelernt hat, ist eine ziemliche Herausforderung. Aber eine spannende und bereichernde.

Oder geben Sie in zehn Jahren, also mit 70, Ihr Comeback wie Thomas Gottschalk?
Fragen Sie mich in zehn Jahren. Im Ernst: Ich denke nicht so weit voraus.

Womit könnte man Sie denn noch zu einer Sendung verlocken?
Ich stelle mir eher einen Youtube-Kanal über nachhaltigen Konsum vor. Aber wenn es TV sein muss: Mein Lieblingsquiz ist «Wer wird Millionär?».

Und welche Sendung würden Sie sofort einführen, wenn Sie und nicht Nathalie Wappler TV-Direktor geworden wären?
Dafür müsste man noch mehr Bestehendes abschaffen. Und das würde ich nicht.

Was hätten Sie anders gemacht als sie?
Ein paar Dinge schon. Aber es ist hier nicht der Ort, dies zu diskutieren.

Wie sehen Ihre Pläne punkto Ihrer beiden Bands aus?
Mit der Chinderlandband sind wir dauernd unterwegs – mit einem neuen jazzigen Hammer-Gitarrero. Was die Matter-Coverband betrifft: Da erhalten wir jetzt schon vermehrt Anfragen fürs 2022 – Mani Matter ist vor genau 50 Jahren gestorben.

Was sind Ihre weiteren Absichten mit Ihrem kürzlich erworbenen Master of Law?
Im Moment keine konkreten. Ich habe mir das Studium gewissermassen selber geschenkt. Ohne konkrete Absicht.

Haben Sie nie Lust gehabt, ein Buch zu schreiben? Mit Ihrem Vater hatten Sie ja ein bekanntes Vorbild. Und wie stehen Sie eigentlich zu Autobiografien?
Ich habe schon ein Buch geschrieben, zusammen mit dem Fotografen Michael von Graffenried. Es heisst «Markt im Bernerland». Das hat aber keiner mitgekriegt. Kürzlich hat mir der Verlag die unverkauften Exemplare vor die Türe gestellt (grinst).

Welches ist Ihr liebstes Weihnachtslied und welches bereitet Ihnen akute Kopfschmerzen?
«Leise rieselt der Schnee» – das habe ich für unser Programm «Familienweihnacht» im Berner Kulturlokal «La Cappella» von heute Nachmittag auf Berndeutsch übersetzt zu «Liisli flöcklet dr Schnee». Schrecklich finde ich den Tannenbaum, der angeblich Blätter hat.

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