Gestern stieg die Feier zum 50-Jahr-Jubiläum des Teatro Dimitri in Verscio TI. Durch den Gala-Abend führte David Dimitri (58), Sohn des 2016 verstorbenen Jahrhundert-Clowns Dimitri (†80). Nach dem Tod seines Vaters hat er das Präsidium der Stiftung und die Gesamtleitung übernommen.
An die Eröffnung von 1971 erinnert sich der international bekannte Artist und Seiltänzer noch, «wie wenn es heute wäre». «Wir waren schon ein Jahr zuvor mit meinem Vater unterwegs auf Tournee mit dem Zirkus Knie, und ich hatte dort als Siebenjähriger meine allerersten Auftritte. Nur unsere Mutter Gunda kam nicht mit, weil sie schon mit den Vorbereitungen beschäftigt war und Tag und Nacht Wände strich.»
Für ihn war es keine Frage, einmal in die Fussstapfen des Vaters zu treten. «Ich durfte als Bub jeweils von der obersten Treppenstufe aus zuschauen, wie im Kellertheater gespielt wurde.» Gerade die Anfangsjahre waren aufregend. «Die ganze Gegend war wie elektrisiert, die Leute kamen von weither. Hier fanden die allerersten Auftritte von Mummenschanz, Emil, Andreas Vollenweider oder Gardi Hutter statt. Auch internationale Grössen wie Richard Galliano und Peter Brook kamen. Und die Schriftsteller Max Frisch und Günter Grass lasen auf der Bühne und freundeten sich mit meinem Vater an.»
«Unser Vater zelebrierte uns regelrecht»
In diese Welt hineingeboren, ergab sich David Dimitris Werdegang organisch. «Ich sah meinen Vater täglich trainieren und wusste, dass ich auch genau das wollte. Er war mein grösster Unterstützer und hat mich pausenlos ermutigt. Er zeigte mir und meinen Geschwistern, dass die Bühnenkunst ein ehrenvoller Beruf ist.»
Dass David und seine Geschwister Masha (57) und Nina (55) seinem Vorbild folgten, machte den Vater enorm stolz. «Er zelebrierte uns regelrecht. Aber er konnte auch kritisch sein. Doch hat er sein Urteil immer mit Argumenten untermauert. Und selbst wenn wir es am Mittagstisch immer lustig hatten, konnte er durchaus streng sein.» Laut werden musste er gar nicht erst. «Wir merkten es schon seinem Gesicht an, wenn etwas nicht stimmte. Wir hatten extrem viel Respekt vor ihm und widersprachen nie.»
Vom Vater gelernt, nie aufzugeben
Von seinem Vater hat David Dimitri neben dem fürsorglichen Umgang mit anderen Menschen auch die Wertschätzung kleinster Dinge bis hin zur Pflege der Requisiten übernommen. «So verwende ich bis heute eine Harmonika von 1971, die immer noch funktioniert.»
Sein Vater hat ihn auch gelehrt, nie aufzugeben. «Ich hatte früher nicht so einfache Zeiten in der Kreation meines Bühnenprogramms. Oft plagten mich Selbstzweifel, und ich war unsicher, ob das Publikum mich überhaupt sehen will. Doch tief drinnen hatte ich stets die Überzeugung, etwas richtig zu machen. Diesen Glauben hat mir mein Vater vererbt.»
David Dimitri ist froh, dass er nun selber wieder vor Publikum auftreten kann. Ab nächster Woche ist er mit seinem Zirkus in Frankreich unterwegs. Und auch die Vorbereitungen für das Winterfest Salzburg, wo er künstlerischer Leiter ist, laufen an.
Die Zeit der Pandemie hat er für ein lange gehegtes Projekt genutzt, das zu seiner abenteuerlichen Art passt. «Ich habe in Kalifornien den Pilotenschein für einmotorige Flugzeuge gemacht. Das war eine faszinierende Zeit. Und von oben sehen all unsere Probleme klein und nichtig aus.»