Das bedeutet die neue Spotify-Regel für Schweizer Künstlerinnen und Künstler
«1000 Mal nichts ist immer noch nichts»

Im neuen Jahr ändert Spotify seine Nutzerregeln. Geld gibt es erst ab 1000 Streams pro Song pro Jahr. Was bedeutet das für kleinere Schweizer Künstlerinnen und Künstler?
Publiziert: 24.11.2023 um 20:21 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2023 um 08:44 Uhr
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Für Sänger Tacchi ist die neue Spotify-Regelung nicht matchentscheidend.
Foto: OLIVIER WALTHER
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Saskia SchärRedaktorin People

Wie viel Künstlerinnen und Künstler mit ihrer Musik auf Spotify verdienen, ist von Land zu Land und Jahr zu Jahr unterschiedlich. Während es in Deutschland für einen gestreamten (dt: «gespielten») Song um die 0,3 Cent gibt, liegt der Betrag in der Schweiz mit etwa 0,4 Rappen ein bisschen höher. 

Wird ein Song 1000-mal gehört, so verdient eine Schweizer Künstlerin, ein Schweizer Künstler somit gut vier Franken. Bis jetzt. Denn im kommenden Jahr soll eine neue Regelung in Kraft treten, laut der erst nach 1000 Aufrufen innerhalb eines Jahres Geld ausgeschüttet wird. Alle Songs, die innert zwölf Monaten weniger als 1000 Mal gehört wurden, gehen somit leer aus. 

Umverteilung

Von den über 100 Millionen Songs, die derzeit auf Spotify zu hören sind, sind mehrere Millionen davon innerhalb eines Jahres lediglich zwischen einem und 1000 Mal aufgerufen worden. Im Schnitt haben diese Songs 0.03 Dollar pro Monat generiert. Da mit jeder Auszahlung Zusatzkosten anfallen, bleibt das Geld oft liegen: 35 Millionen Franken sammeln sich so jährlich an. Dieses Geld soll nun neu jenen Künstlerinnen und Künstlern zukommen, «die am meisten von Streamingeinnahmen abhängig sind», wie Spotify in einem Blogpost mitteilt. 

Der Schweizer Musiker Basil Zinsli (30) verzeichnet mit seiner Acapella Band «Invivas», in der neu auch «The Voice»-Gewinnerin Tiziana Gulino (26) singt, auf Spotify 82 monatliche Hörerinnen und Hörer. Von der Änderung ist er direkt betroffen, unterstützt sie aber dennoch. «1000 Streams entsprechen circa 4 Franken, das Geld geht häufig nur schon in Transaktionskosten verloren, es auszahlen zu lassen, rentiert sich nicht. Daher macht die Änderung für mich absolut Sinn. Wenn dafür etwas Nützliches mit dem Geld bewirkt werden kann, ist das doch eine gute Sache.» Spotify deswegen den Rücken zu kehren, habe er nicht vor, es sei einfach die bekannteste Streaming-Plattform. «Wirklich daran verdienen tut man sowieso erst im Bereich von Millionen von Streams», so Basil Zinsli weiter.

Nicht matchentscheidend

Ähnlicher Meinung ist der Mundartsänger Tacchi (38): «Es ist vielleicht nicht gerade ein sympathischer Move von Spotify, aber ich habe nicht das Gefühl, dass das Geld aus unter 1000 Streams matchentscheidend für einen Schweizer Künstler ist, respektive für mich. 1000-mal nichts ist immer noch nichts.» Trotz geringen Einnahmen durch Spotify bleibt auch er der Plattform weiterhin treu: «Als Artist einen Zugang zu einer potenziell grossen Hörerschaft zu haben, ist cool. Dass dieser Zugang demokratisiert wurde, find ich gut.» 

Der Schweizer Markt sei wegen seiner kleinen Grösse allgemein ein schwieriger, sagt Tacchi. Alleine auf Musikdienste zu setzen und auf allfällige Hörerschaft zu warten, funktioniere daher nicht. «Du musst kreativ sein und auch offline auf deine Musik aufmerksam machen, sodass die Leute dann deinen Song hören gehen» – womit sich der Kreis mit Spotify schliesst. Auch für Basil Zinsli ist klar: «Es ist halt einfach die Promo, in die man als Künstler heute investieren muss.»


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