Bis zu meinem 15. Lebensjahr war der 14. Februar für mich bloss ein Wochentag, an dem es meist relativ kalt war. Dann kam 2005. In der Eingangshalle meines Gymis wurde ein Stand aufgebaut, an dem man rote Rosen abholen und sie anonym (oder nicht) einer Person im Gymi zukommen lassen konnte. In der grossen «Zähni-Pause» überreichte die Klassenlehrerin die Blumengeschenke – vor versammelter Menge. Während ich relativ reich beschenkt wurde – ich hatte damals die Hauptrolle im Schul-Musical, nur so kann ich es mir erklären – gingen einige meiner Gschpänli leer aus.
Die Enttäuschung in ihren Augen und mein schierer Unglaube darüber, wie man Jugendliche so subtil demütigen kann, machten mir klar: Es ist wichtig, dass es mindestens einen Tag im Jahr gibt, an dem jeder und jede Liebe oder Dank erfährt. Und dann ist da natürlich meine Mutter. Obwohl sie niemals zugeben würde, dass ihr der Tag wichtiger als ihr eigener Geburtstag ist, ist ihre Freude über einen Strauss aus dem Blumenladen im Quartier schöner als jede Rose, die ich im Gymi bekommen habe.