Im Jahr 2000 wurde Claudio Minder (43) zum Mister Schweiz gewählt, 23 Jahre später sieht sein Leben komplett anders aus: Aus dem Schönheitskönig ist ein Unternehmer geworden, der mit seinen Entscheidungen die Verantwortung für über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trägt. Seine Vergangenheit möchte er trotzdem nicht missen – obschon diese bis heute nachhallt. Minder erklärt: «Gerade anfangs war es nicht immer förderlich. Mit dem Titel des Mister Schweiz verbinden die meisten nicht viel mehr als junge, hübsche Männer.»
Umso mehr musste er damals beweisen, dass er auch unternehmerisches Talent hat. «Beim Mister Schweiz geht es ums Optische und darum, was man darstellt. Es ist nichts Langfristiges – jedes Jahr wird man ersetzt.» Deshalb könne er über die Zeit auch lachen. Minder betont aber auch: «Von den Kontakten von damals profitiere ich noch heute.» Auch, dass er den Umgang mit den Medien kenne, sei ihm entgegengekommen. So produzierte der Ostschweizer Regio-Sender TVO kürzlich eine Dokumentation über ihn und seine ambitionierten Pläne.
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«Ich stehe täglich um Viertel nach fünf auf»
Sein beruflicher Erfolg ist eindrücklich: 2008 gründet er gemeinsam mit Karl Müller das Unternehmen Joya – mit dem Ziel, Gesundheitsschuhe zu machen, die auch gut aussehen. Der Absatz steigt Jahr für Jahr, auch das Interesse im Ausland steigt. 2022 folgt der Zusammenschluss mit Kybun – und der Ex-Mister-Schweiz wird endgültig zum Schuhmacher der Nation.
Auch wenn Minder heute nicht mehr als Model vor der Kamera steht, ist es ihm wichtig, weiterhin fit zu sein. «Ich stehe täglich um Viertel nach fünf auf und mache als Erstes Sport.» Oft gehe es dafür aufs Laufband. Denn sein Ziel ist es, 1200 Kilometer im Jahr zu rennen. «Momentan sieht es ziemlich gut aus, dass ich das auch in diesem Jahr schaffe», ergänzt der im Appenzellerland wohnende Vater von drei Kindern.
«Es tut gut, zu sehen, dass das Geschäft auch ohne uns weiterläuft»
Sportlich geht es auch mit Kybun-Geschäftspartner Karl Müller (38) zu und her: Die beiden verbindet nicht nur das Unternehmen, sondern auch eine enge Freundschaft. Zusammen erklommen die beiden im vergangenen Jahr den Kilimandscharo. «Wir sind mit einer Organisation, die ein Kinderdorf in Tansania unterstützt, hingegangen und konnten uns von deren Arbeit ein Bild machen. Das lässt einen die Welt nochmals aus einer ganz anderen Perspektive sehen.»
Tagelang hatte er keinen Handyempfang, konnte seine E-Mails nicht lesen. «Es tut gut, zu sehen, dass das Geschäft auch ohne uns weiterläuft.» Deshalb würden Müller und er auch auf Auslandsreisen die Chance nutzen, Gipfel zu erklimmen. Erst vor wenigen Wochen waren sie auf dem Fuji, dem höchsten Berg Japans.
Im Ausland ist Claudio Minder aktuell ohnehin viel. Das Schweizer Schuhunternehmen Kybun, das er leitet, ist aktuell auf Expansionskurs. Vor kurzem eröffnete er unter anderem neue Läden in London, Madrid und Zürich.
Er will sich mehr Zeit für die Familie nehmen
Über 400 000 Schuhe im Jahr verkauft er – und betont trotzdem: «Ich bin heute viel gelassener als früher. Als ich noch zwölf Mitarbeiter hatte, war ich viel gestresster.» Minder musste lernen, Verantwortung abzugeben. «Anders geht es gar nicht.»
Trotzdem sei es nicht immer einfach, Zeit für die Familie mit den Kindern im Alter von elf, neun und sieben Jahren zu finden. «Ich versuche, sicher am Wochenende zu Hause zu sein und auch Reisen so zu legen, dass ich am Samstag und Sonntag daheim bin.»
Doch gerade bei Terminen in Amerika und Asien sei das schwierig. Nachdenklich meint Claudio Minder: «Ich habe manchmal das Gefühl, wegen des Geschäftlichen zu wenig Zeit für die Familie zu haben, gleichzeitig möchte ich beruflich auch Gas geben. Das zerreisst mich dann.» Es fühle sich an, als ob er immer auf einer Seite im Rückstand sei.
Eines seiner persönlichen Ziele sei deshalb auch, bald mit seiner Familie länger nach Asien zu reisen – und sich dann voll und ganz auf seine Kinder und Ehefrau Angela (38) zu fokussieren. «Etwas Abstand vom ganzen Tohuwabohu tut mir sicher auch ganz gut», fügt Minder mit einem Augenzwinkern an. Allgemein habe er sich vorgenommen, sich in der Zukunft mehr Zeit für die Familie nehmen zu wollen. «Ich freue mich darauf, mehr Ausflüge in die Berge zu machen. Die Region bei uns in der Ostschweiz eignet sich ja perfekt dafür.»
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