Claudia Knie (54) und Carolina Caroli (49) führen uns durch ein Meer von Herzen, als sie uns zum Interview in ihrem Atelier in Jona SG empfangen. Besser gesagt durch rund 60 bunt bemalte Herzskulpturen aus Kunstharz. Sie gehören zur Heart Beats Swiss Tour, einem Projekt, das die Ehefrau des Schweizer Elefantenpapsts Franco Knie senior (67) und ihre Geschäftspartnerin Anfang Jahr ins Leben gerufen haben. «Kaum ein Projekt war uns bisher so wichtig wie dieses», erklärt Claudia Knie sichtlich gerührt. «Es ist für uns eine echte Herzensangelegenheit.»
Mit ihren Kunst-Herzen wollen Knie und Caroli Menschen unterstützen, die in der Corona-Krise besonders leiden. Rund 50 eineinhalb Meter hohe Herzskulpturen lassen die beiden Frauen von verschiedensten Künstlerinnen und Künstlern individuell bemalen. Zehn kleine Herzen, 75 Zentimeter hoch, werden exklusiv von Kindern gestaltet. Ab dem 6. Oktober sind die Werke alle Teil einer Wanderausstellung und kostenfrei für alle zugänglich in Bern auf dem Bundesplatz, im Zürcher Hauptbahnhof und in Rapperswil SG zu sehen. Ab dem 6. Oktober können die Herzen online auf der Webseite der Heart Beats Swiss Tour ersteigert werden. «Der Erlös kommt zu 15 Prozent den Künstlerinnen und Künstler zugute, 85 Prozent gehen an eine Organisation, die Jugendliche unterstützt, die in der Corona-Zeit Opfer von häuslicher Gewalt wurden oder den Verlust ihrer Ausbildungsstelle erleben mussten», erklärt Caroli. Ihnen sei es wichtig, mit ihrer Aktion Menschen unterstützen zu können, die weit weniger privilegiert seien als sie, ergänzt Knie: «In der Schweiz verlieren während der Corona-Krise pro Tag fünf Familien ihr Zuhause. Ihnen wollen wir helfen.»
«Es war uns ein Bedürfnis, den Menschen zu helfen»
Claudia Knie und Carolina Caroli setzten sich bereits vor eineinhalb Jahren erfolgreich mit ihrer bunten Elefantenparade für den Schutz von Asiatischen Elefanten ein – ebenfalls mit Hilfe einer Wanderausstellung mit kunstvollen Elefantenskulpturen. An einem verregneten Pandemie-Tag im März 2021 kam das Frauen-Duo schliesslich auf die Idee, etwas Neues auf die Beine zu stellen. «Nachdem wir den Elefanten geholfen hatten und die Situation coronabedingt für die Menschen immer schwieriger wurde, war es uns nun ein Bedürfnis, den Menschen zu helfen», erklärt Caroli. «Das dazu passende Symbol konnte nur ein Herz sein. Wir alle haben eins, es ist unser Motor, und es verbindet uns und bringt uns zusammen.» Mit einem Bleistift malte Claudia Knie daraufhin ein Herz auf ein Blatt Papier. Fertig war der Prototyp.
Ohne Geldgeber und Sponsoren bestellten sie ein paar Tage später 60 Herzskulpturen. Seither arbeiten Knie und Caroli Tag und Nacht an ihrem Projekt. «Normalerweise würde die Planung eines solchen Events die doppelte Zeit in Anspruch nehmen», erklärt Caroli. «Aber Aufgeben war für uns keine Option.»
Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler unterstützen das Projekt
Ihr Mut zahlte sich aus. Über die letzten Monate konnten Knie und Caroli zahlreiche Sponsoren und Künstlerinnen und Künstler für ihr Projekt ins Boot holen. «Irene Steiner aus Stäfa hat ein wunderbares Herz gemacht», schwärmt Caroli. «Sie hat einen Oktopus gemalt, der das Herz umarmt. Er steht stellvertretend für all die Umarmungen, die wir im Lockdown so sehr vermisst haben.»
Auch Géraldine Boyard (49), eine französische Künstlerin und enge Freundin von Claudia Knie, steuert dem Projekt ein poetisches Werk bei. «Ihr Herz ist mit Illustrationen und Texten bemalt, die sich mit dem Thema Liebe in Zeiten von Corona beschäftigen», erklärt Knie. «Sie will uns damit zeigen, dass die Liebe immer ihren Weg findet, auch in Zeiten einer Pandemie.»
Auch die Kinder von Knie und Caroli bemalen Herzen
Zu vier der Kunstwerke haben Claudia Knie und Carolina Caroli eine ganz besonders enge Verbindung. Zu den vier kleinen Herzen, die ihre Kinder bemalen. Carolis Sohn Ari (10), ihr Stiefsohn Arvo (9) und Knies Sohn Timothy (12) arbeiten aktuell noch an ihren Werken. Knies Tochter Nina (12) hat ihr Herz schon fertig bemalt. «Sie hat ganz viele Schmetterlinge draufgezeichnet», erklärt Knie. «Weil Nina hofft, dass wir alle bald wieder so frei sind wie die Schmetterlinge, die überall hinfliegen und von Herz zu Herz gehen können.»
Die Heart Beats Swiss Tour ist ab dem 6. Oktober in Bern, ab dem 17. Oktober im Zürcher Hauptbahnhof und ab dem 8. November in Rapperswil zu Gast. Die Online-Versteigerung der Herzen beginnt am 6. Oktober auf der Website www.heartbeats-tour.com, auf der man das Projekt auch unabhängig vom Erwerb der Skulpturen unterstützen kann. 2022 wird die Aktion in weiteren Schweizer Städten fortgesetzt.
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