Chansonnier feiert 50. Geburtstag
Michael von der Heide öffnet sein privates Fotoalbum

30 Jahre steht Chansonnier Michael von der Heide, der vergangenes Wochenende seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, bereits auf der Bühne. Für Blick erinnert er sich an die zehn wichtigsten Stationen seiner Karriere.
Publiziert: 18.10.2021 um 20:04 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2021 um 20:16 Uhr
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Feiert sein 30. Bühnenjubiläum: Michael von der Heide. Für Blick erinnert sich der Sänger an seine 10 wichtigsten Stationen.
Patricia Broder

Vergangenen Samstag feierte Michael von der Heide seinen 50. Geburtstag und blickt zeitgleich auf 30 Jahre Bühnenkarriere zurück. Für Blick öffnet der umtriebige Musiker aus Amden SG, der vor kurzem sein Jubiläumsalbum herausgebracht hat, sein privates Fotoalbum und erinnert sich an seine 10 prägnantesten Stationen seiner Karriere.

1. PAOLA ET MOI: 19. April 1980. Ich sitze frisch gebadet im orangen Frottee-Pyjama mit meinen Eltern auf dem Sofa. Es läuft der «Grand Prix Eurovision de la Chanson». Für die Schweiz singt Paola. Ich verliebe mich sofort in ihre schöne Stimme, in ihre Eleganz und überhaupt! Ich eröffne meinen Eltern, dass ich auch Sänger werden möchte und dann auch mal an diesem ESC auftreten werde. Und Paola würde ich dann auch gleich heiraten. Paola hat sich dann aber doch für Kurt Felix, ihre grosse Liebe, entschieden. Gut. Aber wer hätte es damals für möglich gehalten, dass ich später mal mit Paola im Duett singen würde und dass wir Freunde würden? Ich widmete Paola 2016 ein Album, eine Bühnenshow und beschreibe im Lied «Paola et moi» diese wunderbare Geschichte.

2. SIEG – 1991: Sieg beim Grand Prix St. Gallen, Graubünden, Fürstentum Liechtenstein. Nach meiner Schulzeit zog es mich in die Romandie. Ich nahm Gesangsstunden bei einer klassischen Sängerin und fing an meine ersten französischen Lieder zu schreiben. Ich nahm jede Auftittsmöglichkeit wahr, trat in Bars und illegalen Clubs und diversen Talentwettbewerben auf und verschickte ganz mutig Demo-Tapes an Plattenfirmen und Musikmanagerinnen.

3. PALÉO FESTIVAL NYON – 1997: Inzwischen wurde Filmemacher Micha Lewinsky auf mich aufmerksam und stellte mich Star-Produzent Thomas Fessler und meiner zukünftigen Managerin vor. Wir wurden ein Dream-Team. Schon bald hatte ich meinen ersten Plattenvertrag in der Tasche und ging mit meinem Album auf Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ich erinnere mich sehr gut an das Paléo Festival in Nyon. Ich war noch nie vor so einem grossen Publikum aufgetreten. Sie waren begeistert, ebenso die Presse. Es gab einen Zeitungsaushang «Une nouvelle étoile suisse est née». Didier Varrin fotografierte mich im Backstage zusammen mit der grossartigen Jane Birkin, die so bezaubernd zu mir war, dass ich ganz schüchtern wurde.

4. JEUDI AMOUR – 1998: Mein Album 30° kam raus und wurde ein Riesenerfolg. Über 25'000 verkaufte Exemplare. Und die erste Single «Jeudi Amour», die mir Corin Curschellas auf den Leib schrieb, wurde zu einem grossen Hit, gewann die Auszeichnung «Goldener Hase» als meistgespielten CH-Song und ist mittlerweile ein Evergreen. Dieses Album hat mir viel Glück gebracht und machte mich bei einem breiten Publikum bekannt. Die besten Studiomusiker spielten die Musik ein – Martin Suter und Milena Moser steuerten Texte dazu bei.

5. KUNO LAUENER – 2000: Ich gewann den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Chanson. Ich freute mich sehr – jedoch fand ich in meinem jugendlichen Elan, dass ich doch eigentlich «grosse» Kunst machen würde. Mir war nicht bewusst, dass Stars wie Konstantin Wecker, Emil, Stiller Has oder Reinhard May diesen Preis auch schon erhielten. Zur gleichen Zeit veröffentlichte ich mein Album «Tourist», das Platz 2 der Charts erreichte. Das Duett mit Kuno Lauener «Where The Wild Roses Grow» wurde zum Kulthit. 2017 wurde der Song in der Sendung «Ich schänke dir es Lied» als bestes Schweizer Duett gekürt.

6. NINA HAGEN – 2001: In diesem Jahr ging ein grosser Wunsch in Erfüllung. Wie jeder Sänger wurde ich immer wieder in Interviews gefragt, wer denn meine Traumduett-Partnerin wäre, und ich nannte immer Nina Hagen. Irgendwann habe ich dann alle Pros und Kontras abgewogen. In meinem Kopf kreisten Gedanken wie: Was will denn die grandiose Nina mit dem Michi aus Amden? Ich habe meinen ganzen Mut zusammengenommen und sie angerufen. Nina Hagen sagte: «Ich hab mich schon gewundert, wie lange es dauert, bis der junge Mann sich mal meldet.» Ist das nicht herrlich? Ihr Management hatte aus den Medien erfahren, dass ich gerne mit ihr arbeiten würde und es ihr gesteckt.

7. MONTREUX JAZZ FESTIVAL – 2005: Ich spielte das erste Mal am legendären Montreux Jazz Festival Montreux mit meinem eigenen Programm. Ein Ritterschlag für jeden Musiker. Witzig war: Weltstar Jamie Cullum, damals ein Newcomer, war meine Vorband. Claude Nobs, dem Gründer des Montreux Jazz, habe ich viel zu verdanken. Er lud mich immer wieder für wunderbare Projekte an sein Festival ein. Sehr gerne erinnere ich mich an den Abend «Hommage à Piaf» – da stand ich mit Ute Lemper, Angélique Kidjo und der legendären Régine auf der Bühne.

8. SONGWRITING: Seit Jahren schreibe ich auch Texte und Lieder für andere Künstlerinnen und Künstler. Zum Beispiel für Cassandra Steen, Sina, Vera Kaa, Gitte Haenning. Und zusammen mit Dieter Bohlen schrieb ich Songs für unseren Schlagerstar Beatrice Egli. 2007 hatte ich die Ehre, für das deutsche Elektropop-Duo 2raumwohnung zu arbeiten und erhielt eine Goldene Schallplatte für über 100'000 verkaufte Alben in Deutschland.

9. ESC – 2010: In diesem Jahr wurde mein Lied «Il pleut de L'or» von einer Fachjury zum Sieger erkoren und ich vertrat mit Freude die Schweiz am grössten Musikfestival der Welt. Erst hagelte es Applaus, dann Erstaunen, Empörung und später dann doch noch Gold. «Il pleut de l'or» zählt zu meinem kommerziell erfolgreichsten Lied. Damals dachte man, dass die Schweiz nun fortan nur noch mit englischen Liedern an den Start gehen würde. Diese Annahme war Gott sei Dank falsch. «Gjon's Tears» zeigte der Welt mit seinem phänomenalen dritten Platz am diesjährigen ESC, dass französische Pop-Musik immer eine grosse Beachtung haben wird.

10. THEATER – 1995 bis heute: Der grosse Theaterregisseur Christoph Marthaler holte mich 1995 auf die Theaterbühne. In seiner umjubelten Inszenierung «Lina Böglis Reise» gab ich mein Debüt in der Hochkultur. Weitere Regisseure entdeckten mich für ihre Projekte und ich stand nun schon in über 20 Stücken auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Ich habe mir immer gewünscht, auf der ganzen Welt zu singen, und dank Christoph Marthalers Liederabend «King Size» ist dieser Wunsch Wirklichkeit geworden. Seit über sieben Jahren befinden wir uns auf grosser Tour. Wir gaben über 130 Vorstellungen auf der ganzen Welt. u.a. in Paris, Jerusalem, São Paulo, Santiago de Chile, Moskau und Kopenhagen. Als wir im Royal Opera House in London gastierten, lud ich Kim Wilde, die ich vor ein paar Jahren kennengelernt hatte, zur Premiere ein. Während ich auf der Bühne stand, hörte ich ihr charmantes Lachen. Das war ein grossartiges Gefühl. In den 80er-Jahren hatte ich mein Zimmer in Amden mit ihren Postern aus dem «Bravo» tapeziert. Und nun sang ich in London – und sie sass im Publikum … unbeschreiblich!

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