Blumenthal, Rentsch, Abdel-Latif, Minder
Vier Ex-Mister-Schweiz ganz privat

Vier Männer, eine Verbindung: der Mister-Schweiz-Titel. Jahrzehnte nach dem Sieg blicken sie zurück auf die glanzvolle Zeit als Schönster der Nation – und verraten ihre Sicht auf Themen wie Männlichkeit, Eitelkeit und das Älterwerden.
Publiziert: 01.04.2025 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2025 um 08:14 Uhr
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Mister-Gipfeltreffen in der Maske. Ganz ohne Sticheleine ging es nicht.
Foto: Fabienne Bühler

Darum gehts

  • Vier Ex-Mister-Schweiz treffen sich für ein Fotoshooting und eine Dokumentation
  • Die ehemaligen Schönheitskönige diskutieren über Männlichkeit, Eitelkeit und Beauty-Eingriffe
  • Die Mister-Wahlen waren ein Phänomen mit Hunderttausenden von Fernsehzuschauern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Andrea Germann
Andrea Germann
Schweizer Illustrierte

Mit einer kräftigen Armbewegung schwingt Tobias Rentsch (47) das aufgeschnittene Daunenkissen in die Luft. Sekunden später verschwinden er, Adel Abdel-Latif (53) Renzo Blumenthal (48) und Claudio Minder (44) hinter einer Wolke aus Federn und dichtem Nebel der Rauchmaschine. Husten und Gelächter erfüllen das Fotostudio im Zürcher Leutschenbach, während die vier Ex-Mister-Schweiz gut gelaunt im Blitzlicht posieren.

Verlernt haben sie nichts! Verführerisch blicken sie in die Kamera, lassen die Muskeln spielen – obwohl ihre Teilnahme am Schönheitswettbewerb mittlerweile Jahrzehnte zurückliegt. In den 2000er-Jahren waren sie die Stars der Nation. Die Frauenherzen flogen ihnen zu, Hunderttausende verfolgten ihre Wahl zum Schönsten des Landes im Fernsehen. Stets dabei: die «Schweizer Illustrierte». Seien es Coverstorys über die Sieger oder Reportagen aus den Mister-Schweiz-Camps – die Mister-Wahlen waren ein Phänomen.

Wiedervereint zum Gipfeltreffen

Dass sie nun für den grossen Fototermin, der von der SRF-Sendung «Gesichter & Geschichten» für eine fünfteilige Doku begleitet wird, gemeinsam vor der Kamera stehen, ist für die ehemaligen Schönheitskönige ein spezieller Moment: «Die meisten von uns haben sich jahrelang nicht gesehen», verrät Renzo Blumenthal, während Styling-Expertin Luisa Rossi (61) die letzten Falten an seiner Hose glättet. Der Sieger von 2005 schmunzelt und meint: «Es fühlt sich komisch an, plötzlich wieder so zurechtgemacht zu werden und im Mittelpunkt zu stehen.»

Mit der Schönheitsindustrie haben die Männer abgeschlossen. Heute sind sie in unterschiedlichen Berufen erfolgreich, ob in der Landwirtschaft, als Unternehmer, in der Gastronomie oder in der Investmentbranche. «Ich bin froh, muss ich nicht mehr der Schönste sein», sagt Claudio Minder, Co-CEO der Schuhmarke Kybun Joya, und lacht. Einig sind sie sich trotzdem: Es war eine Lebenserfahrung, die sie auf keinen Fall missen möchten. «Wir haben tolle Sachen erlebt», meint Ex-TV-Bachelor Tobias Rentsch. Und Adel Abdel-Latif, Arzt, Investor und Bestsellerautor, ergänzt: «Die Mister-Schweiz-Wahl ist ein Teil meines Lebens.»

Einer, der die vier Supermister für immer miteinander verbindet! Wie die vier Supermister über Männlichkeit, Eitelkeit und Beauty-Eingriffe denken: auf den folgenden Seiten.

Renzo Blumenthal über …

Er gilt als bekanntester Mister aller Zeiten: Renzo Blumenthal. Nach seinem Sieg 2005 war der Bündner als Model und Moderator gefragt. Er besitzt einen Hof in Vella und gründete ein eigenes Bio-Label. Privat hat der Landwirt vier Kinder mit Ex-Frau Ladina. Die Ehe ging 2024 in die Brüche.
Foto: Blick

… Beauty-Eingriffe

Chirurgische Eingriffe wird es bei mir nie geben. Ich lasse mir nicht mal die Haare färben. Meine Falten machen mich zu dem Menschen, der ich bin. Punkt.

… das Älterwerden

Ich nehme es, wie es kommt, versuche, mich durch Joggen und Krafttraining fit zu halten. Dabei hilft auch die tägliche Arbeit auf meinem Hof.

… Männlichkeit

Ein Mann ist ein Mann, wenn er arbeitet, Essen auf den Tisch bringt und die Familie beschützt. Ich finde es keine gute Entwicklung der Gesellschaft, wenn sich die Geschlechter so vermischen, dass der klassische Mann überflüssig wird, weil die Frau alles selbst kann

.… Tränen beim Mann

Ich weine oft und bin ein emotionaler Mensch. Ich lasse mich von meinem Herzen leiten, das ist so. Die Frauen haben das manchmal aber noch gern (lacht).

… Eitelkeit

Mir ist ein gutes Erscheinungsbild wichtig. Ich schaue darauf, dass ich gepflegt bin, wenn ich irgendwo auftrete.

… Attraktivität

Das Aussehen ist zweitrangig im Leben. Viel wichtiger ist, dass man mit sich im Reinen ist – was ich von mir sagen kann.

… den Mister-Titel

Dieser Titel macht mich stolz. Auch wenn das Leben als Mister nicht mehr dasselbe ist. Man steht immer in der Öffentlichkeit. Aber ich würde sofort wieder mitmachen.

Ganz lässig: Tobias Rentsch (l.) und Renzo Blumenthal
Foto: Fabienne Bühler

Tobias Rentsch über …

Tobias Rentsch wurde 2001 zum Mister gewählt. Nach seinem Amtsjahr wurde es ruhig um den Berner – bis er 2015 als TV-Bachelor Rosen verteilte. Aktuell ist Rentsch Single und arbeitet als Klubbesitzer in St. Gallen. Er geht ins Fitness, fährt Mountainbike, Snowboard, spielt Gitarre und singt.
Foto: SI

… Tränen beim Mann

Wenn ich mich für etwas entscheide, bin ich zu 100 Prozent dabei – bei Mister Schweiz oder als TV-«Bachelor». Wenn dann alles vorbei ist, fällt die Last ab, und ich muss auch mal weinen.

… Eitelkeit

Ich bin ein einfacher Typ, pflege mich nur mit den nötigsten Produkten, trage das, worin ich mich wohlfühle.

… Attraktivität

Wenn ich mich mit anderen Mister-Schweiz-Kandidaten vergleiche, habe ich mich nie sehr schön gefunden. Am attraktivsten an mir finde ich mein Selbstbewusstsein, das mir zum Sieg verhalf.

… Männlichkeit

Ich habe eine gewisse toxische Männlichkeit in mir. Ein Beispiel: Ich gehe nie zum Arzt. Auch wenn mir bewusst ist, dass es dann vielleicht mal zu spät sein könnte.

… Beauty-Eingriffe

Klar könnte ich mir die Fältchen um die Augen glätten oder meinen schrägen Haaransatz korrigieren lassen. Das ist aber kein Thema für mich.

… das Älterwerden

Man regeneriert sich nicht mehr so gut. Früher bin ich von einer 20-Meter-Brücke ins Wasser gesprungen. Heute könnte ich mir dabei den Fuss verstauchen und danach monatelang Theater damit haben. Das finde ich sehr schade.

… den Mister-Titel

Mir ging es nie darum, diesen Titel zu gewinnen. Ich wollte Erfahrungen sammeln. Diese Wahl hat mein Leben bereichert und mir Dinge ermöglicht, die man sich mit Geld niemals kaufen kann.

Haus auf Rädern: Tobias Rentsch lebt seit 2018 in einem Wohnwagen. Zum Dreh kommt er mit dem VW-Bus. «Ich habe mein Leben für die Freiheit minimiert.»
Foto: Fabienne Bühler

Adel Abdel-Latif über …

Adel Abdel-Latif gewann die Wahl im Jahr 1996. Der ehemalige Kickbox-Weltmeister ist als Verhandlungsstratege, Unternehmer, Investor und Buchautor erfolgreich. Der Facharzt für Radiologie hat drei Kinder aus geschiedener Ehe mit DJane Lady Tom. Adel Abdel-Latif lebt in Dubai.
Foto: RDB

… den Mister-Titel

In meiner Karriere als Arzt war der Titel kein Vorteil, da ich oft mit Neid und Missgunst konfrontiert wurde. Ich musste besser sein als alle anderen, was ich auch war. In puncto Lebenserfahrung war es hingegen ein unbezahlbarer Vorteil.

… Männlichkeit

Ein Mann muss Entscheidungen treffen und seine Familie beschützen können. Auch physisch. Ich denke da traditionell.

… Tränen beim Mann

Mein Sohn litt an einer schweren Blutkrankheit, von der er heute geheilt ist. Ich schlief jede Nacht bei ihm im Spital auf dem Boden. In stillen Momenten liess ich meinen Tränen freien Lauf. Das war die schrecklichste Zeit meines Lebens.

… Eitelkeit

Ist für mich purer Zeitverlust. Meine Tochter Soraya sucht mir sogar meinen Kleidungsstyle aus, da mich das nicht wirklich interessiert.

… Attraktivität

Für mich ist es viel wichtiger, dass ich für meine Intelligenz und meine Einstellung respektiert werde. Klar, gutes Aussehen öffnet Türen. Man muss daneben aber auch etwas können. Daran scheitern viele.

… Beauty-Eingriffe

Hatte ich bisher definitiv nicht nötig.

Charisma und Ausstrahlung kommen durch mein inneres Feuer.

… das Älterwerden

Als ehemaliger Kickbox-Weltmeister trainiere ich nach wie vor sechsmal pro Woche auf einem hohen Level. Ich ernähre mich gut, bin in Topform und fühle mich grossartig. Das Einzige, was ich zu mir nehme, sind gewisse Longevity-Produkte.

Bereits in den Neunzigern betreute Stylistin Luisa Rossi die Mister-Wahlen. Beim SRF-Dreh berät sie etwa Adel Abdel-Latif bei der Outfit-Wahl.
Foto: Fabienne Bühler

Claudio Minder über …

Vom Schönheitskönig zum Schuhmacher der Nation: Im Jahr 2000 wurde Claudio Minder zum Mister gekürt. Heute leitet er die Kybun Joya Gruppe aus Roggwil TG mit über 200 Mitarbeitenden, die jährlich 400'000 Schuhe vertreibt. Mit Ehe-frau Angela und den drei Kindern lebt er im Appenzellerland.
Foto: SI

… Männlichkeit

Ich persönlich würde Männlichkeit mit einer gewissen Stärke, Überzeugung, respektvollen Art und Offenheit definieren.

… Tränen beim Mann

Wenn ein Mann weint, nur weil ihm eine Situation gerade nicht passt, finde ich es unangebracht. Anders, wenn er vor Schmerz oder wegen grosser Emotionen weint.

… Eitelkeit

Während der Mister-Zeit konnte ich an keinem Spiegel vorbeigehen, ohne dass ich einen Blick hineinwerfen musste und geschaut habe, ob meine Frisur sitzt. Heute ist das zum Glück nicht mehr so.

… Attraktivität

Früher war ich muskulöser, durchtrainierter und fand mich tatsächlich manchmal sexy. Heute bin ich froh, muss ich nicht mehr der Schönste sein (lacht).

… Beauty-Eingriffe

Bisher war das kein Thema bei mir. Ich werde aber älter und habe gewisse Abnutzungserscheinungen. Irgend-wann eine Haartransplantation zu machen, schliesse ich daher nicht aus.

… das Älterwerden

Damit habe ich mich noch nicht sehr intensiv auseinandergesetzt – ich lebe im Moment. Ich achte aber auf einen gesunden Lebensstil, jogge drei- bis viermal die Woche, um mein Ziel von 1400 Kilometern im Jahr zu erreichen.

… den Mister-Titel

Nach meiner Wahl titelte der «Tages-Anzeiger»: «Milchgesicht Minder gewinnt Mister-Schweiz-Wahl». Das war schlimm und hat eine Phase der Selbstzweifel in mir ausgelöst. Ich musste lernen, mich abzugrenzen, was mir heute gut gelingt.

Um neun Uhr gehts für die vier Mister in die Maske. Und gleich beginnen die Witzeleien. Claudio: «Ah, Renzo, das bist ja du. Ich habe dich vorher gar nicht erkannt.»
Foto: Fabienne Bühler
«Meine Traumfrau muss nicht arbeiten»
2:09
Der Bauer doppelt nach:Renzo Blumenthals Traumfrau «muss nicht arbeiten»

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