«Ich wollte nur eine Information nach der anderen»
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Bettina Pape über Brustkrebs:«Ich wollte nur eine Information nach der anderen»

Bettina Pape und Stefan Angehrn sprechen offen über ihren Albtraum
«Der Brustkrebs hat uns als Paar gestärkt»

Tabu und Scham haben im Leben von Bettina Pape und Box-Legende Stefan Angehrn keinen Platz mehr. Offen und ungeschönt sprechen sie über ihren Brustkrebs, Intimität und was acht Monate Ausnahmezustand mit ihnen als Paar gemacht haben.
Publiziert: 14.03.2025 um 23:59 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2025 um 08:52 Uhr
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Box-Legende Stefan Angehrn und Ernährungsberaterin Bettina Pape gehen seit 18 Jahren gemeinsam durchs Leben. Auch während ihrer Krebsdiagnose war er motivierend an ihrer Seite.
Foto: Siggi Bucher

Darum gehts

  • Bettina Pape spricht offen über ihren Brustkrebs
  • Sie ermutigt Frauen, positiv durch den Prozess zu gehen
  • Box-Legende Stefan Angehrn war stets an ihrer Seite
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«Brustkrebs bei mir? Sicher nicht. Dafür lebe ich zu gesund, dafür habe ich keine Zeit, dafür gibts keinen Grund», sagt Ernährungsberaterin Bettina Pape (61) über ihre ersten Gedanken nach der Diagnose gegenüber Blick. Offen, tabulos und ungeschönt spricht sie über Scham, Schmerz, Haarausfall und Intimität mit Lebenspartner und Box-Legende Stefan Angehrn (60).

«Ich bin aufgeregt, mich so zu öffnen und die Fotos zu zeigen, bei denen ich zwei Drittel meiner Haare verloren hatte. Doch es ist mir wichtig, Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, zu ermutigen, positiv durch den Prozess zu gehen», sagt sie. Er ergänzt: «Ich möchte auch Männern das Gefühl vermitteln, dass sie in ihrer Ohnmacht nicht alleine sind.»

Sie wusste gleich, dass etwas nicht stimmt

Bettina Pape möchte mehr als enttabuisieren. «Als ich die Diagnose Brustkrebs bekam, habe ich mich geschämt. Mich gefragt, was wohl die anderen sagen. Es scheint ein typisches Frauending zu sein. Sobald ich darüber spreche, höre ich von vielen, dass sie den Krebs auch hatten, sich dafür schämten und auch erst danach im kleinsten Kreis darüber sprachen.» Woher diese Scham kommt, weiss sie nicht. Was sie weiss, ist, dass sie ihre Geschichte erzählen will.

Bettina Papes Reise durch den Alptraum begann Anfang April letzten Jahres. «Ich war im Gym, machte ein neues Training. Am folgenden Tag hatte ich enorm Brustmuskelkater, es hat mich in der rechten Brust wie gestochen. Mir war gleich klar, dass etwas nicht stimmt. Auch Stefan ist aufgefallen, dass es neben der Brust geschwollen war. Also habe ich mich selbst zu Mammografie und Ultraschall angemeldet.» Die Bilder der Brust-CT wurden ihr nach Hause geschickt. «Das war krass. Ich sah überall nur schwarze Flecken und dachte, morgen bin ich tot.»

Nach einer Biopsie, exakt an ihrem 61. Geburtstag, am 18. April, bekam Bettina Pape die Diagnose: bösartiger, hormongenährter Tumor, wovon drei Lymphknoten befallen waren. Am 27. Mai wurde sie während dreieinhalb Stunden operiert. «Der grösste Horror war für mich die Vollnarkose. Ich hatte noch nie eine. Die Kontrolle abzugeben, ist gar nicht mein Ding.» Ableger hatten sich keine gebildet, doch eine weitere Operation war notwendig.

Das Wort Perücke wird vermieden

Bis zu dem Termin reiste der erfolgreichste Schweizer Boxer für die SRF-Wettkampf-Sendung «Champion der Champions» zehn Tage lang nach Andalusien. «Es war die längste Zeit, in der Bettina und ich getrennt waren. Hätte sie in der Zeit den Eingriff gehabt oder mich an ihrer Seite gebraucht, wäre ich selbstverständlich nicht gegangen», so Angehrn, der mit Bettina Pape seit 18 Jahren zusammen ist. Am 13. Juni wird Pape erneut operiert. Seit da gilt sie als gesund.

Dann die für die Stoffwechselberaterin schwierige Entscheidung: Chemotherapie ja oder nein? «Ohne wäre die Chance 50:50 gewesen, dass der Krebs zurückkommt. Mit Chemo stehts 93:7, da habe ich mich dafür entschieden», so Pape, der wichtig war, «dass mir von Ärzten nur das gesagt wird, was jetzt genau ansteht, und mir meine Fragen beantwortet werden. Das war von Anfang an meine Regel, zu viele Informationen haben mich überfordert.» Für Stefan Angehrn war wichtig, «dass ich mich nicht zu ihrer Entscheidung äussere. Ich wollte sie nicht beeinflussen, nur unterstützen.»

Bei Papes erster Chemotherapie bekam sie einen Katalog mit Zweithaarfrisuren, das Wort Perücke wird vermieden. «Die erste Chemo ging sehr gut. Ab der zweiten wurde es grauenvoll, anstrengend, es ist schwer, dies in Worte zu fassen. Gefühlt wars ein riesiger Scheissdreck, genau!», sagt sie, die sonst Wert auf einen gepflegten Wortschatz legt.

Hier finden von Krebs Betroffene und Angehörige Hilfe

Sechs Chemotherapien à fünf Stunden hat Bettina Pape im Abstand von je drei Wochen über sich ergehen lassen. «Mir gings immer schlechter. Mit der Zeit konnte ich nur noch Kartoffelstock und Honigweggli essen. Es war das Einzige, was ging, meine Speiseröhre schmerzte bei jedem Schluck.»

Trotz Kältekappe fielen ihr zwei Drittel der Haare aus, vor allem hinten. «Stefan hat sie dezent vom Boden weggewischt, das war sehr rücksichtsvoll.» Er hatte auch stets einen kleinen Kamm dabei. «Ich weiss, wie wichtig Bettina ihr Aussehen ist. Wenn wir auswärts waren, habe ich ihr das Haar hinten über die kahlen Stellen gekämmt.» Mit der Zeit entschied sie sich, Mützen in allen bunten Farben und Mustern zu tragen.

Aktives Sexualleben war ihnen immer wichtig

Während der schmerzvollen Chemotherapie nahm sie zehn Kilo zu und stand vor einem Bestrahlungsmarathon mit 15 Terminen. Vor allem die letzten fünf intensiven seien Horror gewesen. «Ich hatte Verbrennungen, meine Haut schälte sich, es fühlte sich zudem an wie ein innerer Sonnenbrand.» Die letzte Bestrahlung hatte sie am 27. Dezember. «Ich wollte nichts davon ins neue Jahr mitnehmen.»

In den acht Monaten Ausnahmezustand hätten sie sich als Paar nie verloren. «Auch wenn wir da keinen bis fast keinen Sex hatten, aber das war ja egal. Auch wenn uns ein aktives Sexualleben, das wir immer hatten, immer wichtig war», sagt Angehrn. Intimität bleibe für sie eine Herausforderung, da sie Antihormone nehmen muss, die sich auf ihre Libido auswirken. Pape ergänzt: «Wir nehmen dies als spannende Herausforderung an. An unserem gegenseitigen Begehren hat sich nichts geändert. Der Brustkrebs hat uns als Paar gestärkt.»

Verloren hat auch sie sich nicht, aber verändert. «Wenn du Krebs bekommst, weisst du eins, dass du nicht weiterleben kannst wie davor. Er hat mich ruhiger gemacht und abgrenzender. Ich stelle mich nicht mehr für negative Menschen oder Gespräche zur Verfügung. Mir wurde die Chance gegeben, mich neu zu erfinden. Vielleicht schreibe ich ein Buch, mache mit Stefan einen Motivations-Podcast oder sonst etwas. Nun muss ich wieder Boden unter den Füssen gewinnen, heilen und geniessen.» Ein Lichtblick sei ihr Umzug am 1. Mai in ihr «House of Inspiration» mit fünf Eigentumswohnungen, das sie für sich und ihre Freunde bauen liessen. Es soll eine Art WG werden mit ihrem neuen Lebensgefühl: Alles kann, nichts muss.

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