Auf einen Blick
- Andreas Thiel sorgte 2014 für TV-Skandal, der seine Karriere nachhaltig veränderte
- 185 Beschwerden gingen bei der SRG-Ombudsstelle innerhalb weniger Stunden ein
- Thiel verlor Theaterengagements, musste sich beruflich neu orientieren – nun erscheint sein Film
Ein hitziger Schlagabtausch mit gegenseitigen Beleidigungen: Vor über einem Jahrzehnt, im Dezember 2014, führte ein Auftritt von Andreas Thiel (53) in Roger Schawinskis (79) SRF-Sendung «Schawinski» zu einem Skandal, der seine Karriere nachhaltig veränderte.
Anlass war Thiels zuvor publizierter provokanter «Weltwoche»-Artikel, der den Koran als «Aufruf zur Gewalt» bezeichnete. Die Sendung artete schnell in ein verbales Duell aus. Statt sachlicher Diskussion dominierten gegenseitige Beleidigungen und Provokationen. Schawinski unterbrach seinen Gast ständig, während Thiel Fragen auswich und Gegenfragen stellte. Der Streit über Thiels Islam-Kritik eskalierte, eine konstruktive Debatte blieb aus. Die giftige Atmosphäre hielt bis zum Schluss an – und liess die Zuschauer ratlos zurück.
Für Thiel hatte dies schwerwiegende Folgen: Er verlor seine Theaterengagements. Kürzlich erklärte der 53-Jährige im «G&G»-Talk, dass er den Auftritt heute trotzdem nicht bereut. Im Gegenteil, er bezeichnete ihn als «lustig». Nun blickt er nach vorn und nutzt die unfreiwillige Wendung in seiner Karriere als Chance für Neues – sein selbstproduzierter Film «Kalbermatten» läuft momentan in den Schweizer Kinos.
Ohne die Sendung würde Thiel weiterhin auf der Bühne stehen
Der Berner gibt jedoch zu, dass der Karrierewechsel anfangs Unsicherheit auslöste: «Du gehst nie neue Risiken ein, wenn du nicht musst.» Dazu erklärte er: «Schawinski hat mich ja indirekt gezwungen, etwas Anderes, etwas Neues zu machen. Die Bedrohungslage ging ja nach dem Talk durch die Decke. Ich musste von der Bühne, weil es gefährlich wurde.»
Deswegen betont der 53-Jährige: «Ohne Schawinski wär ich immer noch auf der Bühne.» Thiel habe nie provoziert, sondern «einfach schwierige Themen angesprochen, an die sich andere nicht wagen».
Zuschauer bemängelten die Sendung – allen voran den Moderator
Dieser Meinung waren auch einige der Zuschauer: Viele reagierten damals empört auf die Sendung. Wie SWI berichtete, gingen bei der SRG-Ombudsstelle nach der Ausstrahlung 185 Beschwerden ein – ein «einmaliger Rekord», so der damalige Ombudsmann Achille Casanova (1941-2016). Etwa 90 Prozent der Beschwerden bemängelten Moderator Schawinski, während nur 16 Thiel kritisierten.
Auch Casanova hatte Kritik an der Gesprächsführung Schawinskis geübt. Er bemängelte, dass das Sachgerechtigkeitsgebot der SRG mehrfach verletzt worden sei. Die ständigen Provokationen hätten verhindert, dass eine echte Debatte zustande kam, wodurch es den Zuschauern unmöglich wurde, sich eine eigene Meinung zum eigentlichen Thema – der Kritik am Koran – zu bilden. Casanova kritisierte zudem, dass Schawinski ein Thiel-Zitat aus dem Kontext riss, und bezeichnete das TV-Gespräch daher als «gravierende Fehlleistung».