Der Anfang Woche verkündete Verkauf von Windparkrechten an den Energiekonzern BP vor der britischen Küste macht Queen Elizabeth II. (94) und ihre Familie auf einen Schlag um ein Vielfaches reicher. Der brisante Nutzungsdeal garantiert dem Königshaus umgerechnet bis zu 270 Millionen Franken jährlich über maximal zehn Jahre hinweg.
Der Meeresgrund in der Zwölf-Meilen-Zone gehört den Royals, Verwalter ist der Crown Estate. Diese Fläche kann nun für Windparks genutzt werden. Das Geld wird zwar nicht den Familienmitgliedern persönlich auf ihre Konten gutgeschrieben, jedoch direkt für ihren Lebensunterhalt sowie den Erhalt ihrer Ländereien genutzt. Die neu generierten Einnahmen betragen im besten Fall das Zweieinhalbfache ihres derzeitigen Unterhalts.
Widerstand auf breiter Ebene
Eine Voraussetzung dafür, dass die volle Summe fliesst, ist, dass die Regierung bei der nächsten Überprüfung den Anteil der Royals am Gewinn ihres Verwalters nicht kürzt. Möglich wäre es. Bereits hat sich auf breiter Ebene Widerstand gegen den Deal formiert. Eine Phalanx aus Anti-Royalisten, radikalen Windkraftgegnern und linken Politikern bezeichnet die aktuelle Besitzlage den Meeresgrund betreffend als «letzte Zuckung eines völlig aus der Zeit gefallenen feudalen Rechtssystems» und beharrt auf dem Grundsatz, dass Wind und Meer allen und niemandem zugleich gehöre.
Die aktuelle Regierung unter Premier Boris Johnson (56) forciert den Ausbau der Windkraft hingegen mit beträchtlichen Mitteln. Bis 2030 will er alle Haushalte mit Strom aus Offshore-Windparks versorgen lassen.
Boris Johnson und Prinz Charles auf einer Linie
Johnson ist mit Prinz Charles (72) in diesem Bereich auf einer Linie. Der Thronfolger ist seit langem hartnäckiger Verfechter von alternativen Energieformen und Pionier auf diesem Gebiet, schon als auf der Insel noch viele die Nase rümpften und ihn als schrullig verlachten. In den letzten 50 Jahren hat er Dutzende von karitativen Stiftungen gegründet, die sich für einen schonenden Ressourcenumgang einsetzen.
So unterstützt Prinz Charles Bauern bei der Umstellung auf Bio-Wirtschaft, kämpft gegen genveränderte Lebensmittel und die Abholzung des Regenwalds. Bereits 1993 gründete Charles in der Grafschaft Dorset die kleine Ökostadt Poundbury. Sein intensives Engagement habe im Lauf der Jahre positiv auf seine Mutter abgefärbt, wie er mehrfach stolz versicherte.