Man könnte meinen, dass Herzogin Kate (40) und Prinz William (39) ihre Tour durch die karibischen Commonwealth-Staaten Belize, Jamaika und den Bahamas so richtig geniessen. Schliesslich sind die Länder beliebte Feriendestinationen.
Doch besonders im Inselstaat Jamaika treffen der Enkel von Queen Elizabeth II. (95) und seine Frau auf schwierige Umstände. Denn die britische Krone war einst Kolonialmacht in Jamaika und damit Profiteur des Jahrhunderte andauernden Sklavenhandels in der Karibik.
Peinlicher Moment für Herzogin Kate?
Bei seiner Ankunft wurde das royale Paar unter anderem von Lisa Hanna (46) empfangen, Politikerin und ehemalige Miss World. Hanna setzt sich aktiv für die Trennung Jamaikas von der britischen Monarchie ein und arbeitet die Geschichte des Landes und seiner ehemaligen Kolonialherrschaft wortstark auf.
So schien es auch, dass es zu einem für Herzogin Kate sehr unangenehmen Moment kam. Die Royal wendete sich an Lisa Hanna, um ein paar Worte auszutauschen. Die drehte den Kopf demonstrativ weg und ignorierte die Herzogin.
Sie habe das Prinzenpaar warmherzig und mit der bekannten jamaikanischen Gastfreundschaft begrüsst, dementierte die Jamaikanerin später auf Twitter die Berichte. Sie freue sich auf den Austausch und sei überzeugt, dass es produktive Gespräche für die Zukunft des Landes geben wird.
Zudem habe sie sich mit Herzogin Kate angenehm und spannend unterhalten. «Wir sprachen über unsere Familien und unsere Kulturen.» Dazu postete sie Bilder und Videos, die die beiden Frauen im angeregten Austausch zeigen.
«Entsetzliche» Grausamkeit und «abscheuliche» Geschehnisse
Beim Staatsdinner am Abend fand Prinz William ehrliche Worte über die Rolle Englands im Sklavenhandel und sprach eine öffentliche Entschuldigung aus.
«Ich pflichte meinem Vater, dem Prinz von Wales, bei, der letztes Jahr in Barbados sagte, dass Sklaverei eine entsetzliche Grausamkeit ist und unsere Geschichte für immer beschmutzen wird.» Weiter drückte er sein tiefstes Bedauern aus und bezeichnete die Geschehnisse als abscheulich.
«Wir ziehen weiter»
Neben einem Empfang mit viel Applaus und Wohlwollen wurde auch heftig demonstriert. Jamaika möchte aus dem Commonwealth of Nations austreten, sprich, sich von der britischen Monarchie lossagen.
Premierminister Andrew Holness (49) hielt mit diesem Vorhaben auch nicht hinter dem Berg. Zwar beteuerte er, sich sehr zu freuen, Prinz Willam und Herzogin Kate willkommen zu heissen, fand aber auch ehrliche Worte. Jamaika habe «echte Ambitionen, ein unabhängiges und entwickeltes Land» zu werden. Der Inselstaat sei in den vergangenen sechzig Jahren gewachsen und gereift. «Wir ziehen weiter», betont Holness.
Grösster Umschlagplatz für Menschenhandel
Ab 1655 war Jamaika eine Kolonie des britischen Reiches und gleichzeitig der weltweit grösste Handelsplatz für Sklaven. Rund 150 Jahre war der Inselstaat dank des Menschenhandels eines der einträglichsten Länder für die Monarchie. Hunderttausende Menschen wurden gegen ihren Willen verkauft, zu unbezahlter Arbeit gezwungen und verschifft.
Im Jahr 1962 wurde Jamaika, nach jahrelangen Aufständen und blutigen Konflikten, unabhängig von der Krone und ist seither ein freies Mitglied des Commonwealth of Nations, dem Verbund Grossbritanniens und seiner ehemaligen Kolonien. (grb)