«Maroondah» heisst das Krankenhaus in East Ringwood, einem Vorort der australischen Metropole Melbourne. Das Wort stammt aus der Sprache der Woirwurrung, eins Ureinwohner-Stamms, und bedeutet so viel wie «Blätter umher schmeissen.» Daniel Andrews (50), Premierminister des Bundesstaats Victoria, liess nun in einem Tweet verlauten, dass er das in die Jahre gekommene Spital nicht nur «von Grund auf» renovieren, sondern auch umbenennen will – und zwar nach der am 8. September verstorbenen Queen Elizabeth II. (†96), die auch das Staatsoberhaupt Australiens war.
Die Reaktionen auf Andrews Pläne liessen nicht lange auf sich warten. Einige Führungspersönlichkeiten innerhalb der Ureinwohner wehren sich vehement – unter ihnen Marcus Stewart, Co-Vorsitzender der First Peoples' Assembly, ein politisches Organ, das sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzt. Er nennt die Entscheidung der Regierung eine «kulturell unsichere Lösung.»
Kritiker und Kritikerinnen sprechen von «Beleidigung»
Stewart fügte ausserdem in einer offiziellen Mitteilung an, dass mit dem Entschluss des Premierministers die «verletzenden Plattitüden der Mächtigen» weitergeführt würden. Ins gleiche Horn stiess auf Twitter Lidia Thorpe (49) von den australischen Grünen. Sie wurde 2017 als erstes Mitglied der Ureinwohner in ein australisches Parlament gewählt. Thorpe nannte die Pläne von Dan Andrews eine Beleidigung und fügte an, dass sie das Zeichen einer weiteren Kolonialisierung seien. Sie war bereits bei ihrem Amtseid aufgefallen, bei dem sie die Queen während des offiziellen Schwurs eine «Kolonialisiererin» nannte.
Über 2000 Menschen haben bisher eine Petition auf der Website change.org unterschrieben – sie wehren sich vehement gegen die Bestrebungen von Premier Andrews, der seine Entscheidung gegenüber den Medien am Tag der Beerdigung der Queen jedoch verteidigte: «Es ist ein neues Krankenhaus und es braucht einen neuen Namen. Gerade heute ist es angemessen, ein Leben voller Pflicht zu ehren.»
Der Premierminister betonte ausserdem, dass die Umbenennung nichts mit den Rahmenvereinbarungen zu tun habe, die zwischen Vertretern der indigenen Bevölkerung und der australischen Regierung erarbeitet werden. In diesen Verträgen soll den Ureinwohnern ein spezieller Status zugesagt werden. Zudem sollen vermehrt Bestrebungen unternommen werden, die Kultur der sogenannten «First People» zu bewahren. In den Städten Brisbane, Adelaide und Perth gibt es bereits Spitäler, die nach der Monarchin benannt sind. (las)