«Er wird im Exil sterben»
Spaniens Altkönig Juan Carlos ein Jahr einsam in Abu Dhabi

Ein Jahr ist es her seit Spaniens Altkönig Juan Carlos sein Heimatland hinter sich liess und nach Abu Dhabi ins Exil flüchtete. Dort wird er auch bleiben, vermuten Experten.
Publiziert: 03.08.2021 um 20:01 Uhr
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Ex-König Juan Carlos soll Schmiergelder in Millionenhöhe erhalten haben.
Foto: DUKAS

Das hätte in Spanien niemand für möglich gehalten: Altkönig Juan Carlos (83), einst einer der beliebtesten Monarchen Europas, lebt bereits seit einem Jahr im Emirat Abu Dhabi fern von Frau und Familie im Exil.

Seitdem er seine Heimat am 3. August 2020 heimlich verlassen hat, hüllt sich der 83-Jährige in Schweigen. Keine öffentliche Aussage, keine Mitteilung, kaum Fotos. Auch das Königshaus und die Regierung in Madrid haben bisher nichts Konkretes über das Leben des früheren Staatsoberhauptes in der Wüste verraten. Das letzte Bild von Juan Carlos – am Tisch mit Kronprinz Scheich Mohammed bin Said Al Nahjan (60) – stammt vom Februar.

Rückkehr stehe nicht zur Debatte

Der daheim von Justizermittlungen, Korruptionsvorwürfen und anderen Affären bedrängte Bourbone ist förmlich untergetaucht. Die Zeitung «ABC» spricht von einer «eisernen Informationsblockade», bei der in Abu Dhabi sogar die trickreichsten Paparazzi erfolgreich auf Distanz gehalten werden. Es ist kein Geheimnis: Juan Carlos soll und will dem bereits heftig ramponierten Image des spanischen Königshauses, das seit seiner Abdankung vor gut sieben Jahren von seinem Sohn Felipe VI. (53) geleitet wird, keinen Schaden mehr zufügen.

Eine Rückkehr nach Spanien stehe daher derzeit überhaupt nicht zur Debatte, schrieben am Sonntag unisono zwei Blätter, die über sehr gute Kontakte in den Zarzuela-Palast nordwestlich von Madrid verfüge – das konservative «El Mundo» und das monarchistische «ABC». Zumindest nicht, bevor alle Justizermittlungen abgeschlossen seien.

«Er wird im Exil sterben»

Die Journalistin und Schriftstellerin Pilar Eyre (69), die sich im Königshaus ebenfalls sehr gut auskennt, geht viel weiter als diese Medien. «Ich glaube, dass er (Juan Carlos) niemals zurückkehren wird. Er wird im Exil sterben», meint die 69-Jährige. Eine verfrühte Rückkehr des skandalumwitterten Mannes würde der Casa Real sehr schaden, da sind sich alle Experten einig. Doch auch in mehr als 5600 Kilometern Entfernung könnte der «Rey emérito», der emeritierte König, Probleme bereiten.

Ein Tod des von rund 20 Operationen körperlich stark geschwächten Ex-Monarchen im Exil sei nämlich das, was dem Königshaus und der Regierung derzeit die grösste Sorge bereite, schrieb Eyre anlässlich des Jahrestages auf Twitter. So sieht das auch die Königshausexpertin von «El Mundo»: «Das wäre ein Skandal, wenn er im Ausland stirbt. Das würde Felipe schwer in Mitleidenschaft ziehen», so Marina Pina.

Nur Juan Carlos Töchter sollen ihn besucht haben

In Abu Dhabi wurde Juan Carlos laut Medien bisher nur von seinen Töchtern Elena (57) und Cristina (56) besucht. Felipe begann am Wochenende mit Gattin Letizia (48) und den beiden Töchtern, Kronprinzessin Leonor (15) und Infantin Sofía (14), den Sommerurlaub auf Mallorca. Die Oma, Juan Carlos' Gattin Sofía (82), ist in Palmas Marivent-Palast mit dabei. Der Mann, der knapp 39 Jahre lang König war und als Retter der spanischen Demokratie gefeiert wurde, weil er 1981 eine Putschistengruppe mit einer resoluten Rede zur Aufgabe zwang, verbringt derweil den Lebensabend abgeschirmt, einsam und verpönt. (SDA)

Der Fall Juan Carlos

Am 3. August 2020 verliess Altkönig Juan Carlos sein Heimatland Spanien heimlich und mit unbekanntem Ziel. Inmitten wilder Medienspekulationen liess sich das Königshaus damals ganze zwei Wochen Zeit, um das Geheimnis zu lüften. Die Verwunderung war gross, auch die Empörung. Sein Anwalt beteuerte, sein Mandant stehe der spanischen Justiz weiterhin zur Verfügung. Royals und Regierung hatten zunächst die Hoffnung gehegt, der Abgang werde die Wogen der Skandale relativ schnell glätten.

Doch diese erfüllten sich nicht. Im Gegenteil: Das Oberste Gericht und auch die Steuerbehörden leiteten seit Juni 2020 im Zusammenhang mit den mutmasslich illegalen Finanzaktivitäten von Juan Carlos mehrere Ermittlungen ein. Es geht um den Verdacht des Steuerbetrugs und der Geldwäsche, um mutmassliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke in Saudi-Arabien, um angeblich nicht deklarierte Spendeneinnahmen und auch um geheime Bankkonten im Ausland. Stellungnahmen oder gar Dementis gab die Casa Real bisher nicht ab.

Juan Carlos schweigt derweil und versteckt sich, untätig blieb er in Abu Dhabi aber nicht. Zur Abwendung eines Strafverfahrens wegen Steuerbetrugs zahlte er Ende 2020 zunächst gut 730'000 Franken, im Februar 2021 weitere 4,7 Millionen an Steuerschulden nach, wie sein Anwalt bestätigte. Diese Nachzahlungen beruhigten die Gemüter aber keinesfalls. Sie zogen vielmehr neue Ermittlungen der Behörden nach sich, bei vielen Kritikern wuchs die Empörung. (SDA)

Am 3. August 2020 verliess Altkönig Juan Carlos sein Heimatland Spanien heimlich und mit unbekanntem Ziel. Inmitten wilder Medienspekulationen liess sich das Königshaus damals ganze zwei Wochen Zeit, um das Geheimnis zu lüften. Die Verwunderung war gross, auch die Empörung. Sein Anwalt beteuerte, sein Mandant stehe der spanischen Justiz weiterhin zur Verfügung. Royals und Regierung hatten zunächst die Hoffnung gehegt, der Abgang werde die Wogen der Skandale relativ schnell glätten.

Doch diese erfüllten sich nicht. Im Gegenteil: Das Oberste Gericht und auch die Steuerbehörden leiteten seit Juni 2020 im Zusammenhang mit den mutmasslich illegalen Finanzaktivitäten von Juan Carlos mehrere Ermittlungen ein. Es geht um den Verdacht des Steuerbetrugs und der Geldwäsche, um mutmassliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke in Saudi-Arabien, um angeblich nicht deklarierte Spendeneinnahmen und auch um geheime Bankkonten im Ausland. Stellungnahmen oder gar Dementis gab die Casa Real bisher nicht ab.

Juan Carlos schweigt derweil und versteckt sich, untätig blieb er in Abu Dhabi aber nicht. Zur Abwendung eines Strafverfahrens wegen Steuerbetrugs zahlte er Ende 2020 zunächst gut 730'000 Franken, im Februar 2021 weitere 4,7 Millionen an Steuerschulden nach, wie sein Anwalt bestätigte. Diese Nachzahlungen beruhigten die Gemüter aber keinesfalls. Sie zogen vielmehr neue Ermittlungen der Behörden nach sich, bei vielen Kritikern wuchs die Empörung. (SDA)


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