Offener Rassismus und fehlende Unterstützung bei Selbstmordgedanken: Die Vorwürfe von Meghan (39) und Prinz Harry (36) wiegen schwer. Im Interview mit Talk-Ikone Oprah Winfrey (67) erzählte die Herzogin vor Millionen von Zuschauern, dass es innerhalb der königlichen Familie Bedenken gegeben hätte, «wie dunkel Archies Haut sein könnte, wenn er geboren wird».
Zwar wurden Queen Elizabeth II. (94) und ihr Mann Prinz Philip (99) davon ausgenommen, aber der Schaden ist angerichtet, der perfide Verdacht bleibt haften. Die Queen reagierte mit einer geschliffenen Mitteilung: Darin zeigt sie Empathie für die Nöte des Paars und nimmt insbesondere die Äusserungen zum Rassismus «ernst», ohne ihn anzuerkennen. Mit der Kürze zeigt die Regentin aber auch, was sie von der privaten Auseinandersetzung vor zig Millionen Zuschauern hält: gar nichts. Lautet das Credo der Monarchin doch: «Niemals beschweren, niemals erklären.»
Ein Schlag ins Gesicht der Queen
Das gilt ebenso für den Rest der royalen Familie. Doch auch Prinz William (38) mochte einen solchen Angriff nicht auf sich sitzen lassen. «Die Königsfamilie ist auf keinen Fall rassistisch», sagte der Thronfolger beim ersten öffentlichen Auftritt nach dem Skandalinterview. Auf die Frage eines Reporters, ob er schon mit seinem Bruder darüber gesprochen habe, meinte William mit einem Gesichtsausdruck, der Bände spricht: «Nein, aber ich werde es sicher tun.»
Insbesondere der Rassismusvorwurf ist ein Schlag ins Gesicht der Queen. Denn man kann ihr keineswegs vorwerfen, dass sie die Zukünftige ihres Lieblingsenkels Harry nicht herzlich willkommen geheissen hätte. Die US-Schauspielerin war genau das, was der Monarchie zu einem moderneren Image fehlte. Repräsentiert sie mit ihren afroamerikanischen Wurzeln doch die Realität der multikulturellen Nation der Briten.
Koloniale Vergangenheit ist ein heikles Thema
Damit rückt ein heikles Thema ins Zentrum: Es ist längst angebracht, dass sich Grossbritannien mit seiner Vergangenheit als Kolonialmacht auseinandersetzt, die viel zu lange glorifiziert wurde. Nötig wären Integration und eine Geschichtsschreibung, die die verschiedenen Ethnien und deren Rolle würdigt. Nur so kann die Monarchie auch in Zukunft Bestand haben. Noch ist die Queen das Oberhaupt des Commonwealth, der Verbindung von 54 ehemaligen britischen Kolonien. Es ist fraglich, ob der nächste Thronfolger diesen Platz noch einnehmen wird, welchen die Queen dank ihrer guten Beziehungen und Popularität hält. Jetzt werden die Diskussionen um eine Lossagung von der Krone erneut laut, obwohl die Royals beim dortigen Volk beliebt sind.
So auch Prinz Harry und Meghan. Bei ihrer ersten offiziellen Reise als frisch verheiratetes Paar im Oktober 2018 – es ging nach Australien, Fidschi, Tonga und Neuseeland – wurden sie frenetisch gefeiert. Ausgerechnet damals soll es zum Bruch mit der royalen Familie gekommen sein, wie Harry im Interview erzählte. Meghan habe auf dieser Reise gezeigt, wie toll sie die Königin vertrete. Daheim in England sei man darüber nicht erfreut, sondern eifersüchtig gewesen. Das ist schwer zu glauben, waren die Sussexes doch die Hoffnung des Königshauses, neue Bevölkerungskreise anzusprechen, welche bis anhin weniger mit der Monarchie anfangen konnten – insbesondere auch ethnische Minderheiten.
Vom Märchenschloss zum Gefängnis
Viel wahrscheinlicher ist, dass sich für Meghan das Märchenschloss Buckingham ziemlich schnell in ein Gefängnis verwandelt hat. Angeblich hatte sie, als sie Prinz Harry kennenlernte, keine Ahnung von den Royals – ihren Märchenprinzen habe sie nicht mal gegoogelt. Womöglich hat sie deshalb übersehen, dass die vielen Privilegien einer Prinzessin mit noch mehr Pflichten daherkommen. Denn wer in der Königsfamilie in der ersten Reihe steht, ist zu einem Leben in der Öffentlichkeit verdonnert, auf Schritt und Tritt beobachtet und Kritik ausgesetzt. Offensichtlich war das zu viel für Meghan. Dass sie die Schuld dafür im Oprah-TV nur bei den anderen sucht, kommt nicht nur gut an.
Laut Umfragen zeigen sich 36 Prozent der Briten mit der Königsfamilie loyal, bloss 22 Prozent sympathisieren mit Meghan und Harry. Der Megxit spaltet die Nation in Zeiten des Brexits jedoch noch zusätzlich. Damit wird wohl nichts mit einer frühzeitigen Pensionierung der Queen. Hartnäckig hält sich das Gerücht, sie werde Prinz Charles (71) die Amtsgeschäfte an ihrem 95. Geburtstag im April 2021 übergeben. Das wird nun sehr unwahrscheinlich – zumal sich ein besonderes Jubiläum noch besser für einen Generationenwechsel anbieten würde: Am 6. Februar 2022 ist Elizabeth II. 70 Jahre Königin. Noch nie zuvor hat ein britischer Monarch so lange auf dem Thron gesessen, das wird im nächsten Juni ganze vier Tage lang gefeiert.
Der nächste Akt ist schon geschrieben
Solange die Queen das Zepter in der Hand hält, gerät die Monarchie nicht ins Wanken. Denn bislang bleibt der Rassismusvorwurf ohne Beweise. Ganz egal, ob sich die Anschuldigungen des Paars gegen den Palast als richtig erweisen oder die Behauptung der Gegenseite, nämlich dass Meghan Teile ihres Personals gemobbt habe: Der nächste Akt im königlichen Theater ist bereits geschrieben, die Autoren der TV-Serie «The Crown» lassen danken.