Das Phänomen «böse Stiefmutter»
Spieglein, Spieglein an der Wand, ist sie die Böseste im ganzen Land?

Prinz Harry teilt nun auch gegen Stiefmutter Camilla aus. Wir haben eine Familientherapeutin gefragt, was es mit dem Phänomen «böse Stiefmutter» auf sich hat.
Publiziert: 11.01.2023 um 12:38 Uhr
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In seinen Memoiren lässt Prinz Harry (38) kein gutes Haar an seiner Stiefmutter Camilla (75).
Foto: DUKAS
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Lea ErnstRedaktorin Gesellschaft

Als «gefährliche Schurkin» bezeichnet Prinz Harry seine Stiefmutter Camilla (75). König Charles hatte eine jahrelange Affäre mit der heutigen Königsgemahlin. Als seine Ehe mit Prinzessin Diana (1961–1997) scheiterte, machte die Öffentlichkeit Camilla dafür verantwortlich. Obwohl auch Diana Affären nachgesagt wurden, brandmarkte die Presse Camilla als «meistgehasste Person Grossbritanniens». Ihr Spitzname: Rottweiler.

Ob bei Aschenputtel oder Schneewittchen, bereits als Kinder kriegen wir zu hören, dass Stiefmütter gemein und egoistisch sind. Was hat es mit dem Narrativ der bösen Stiefmutter auf sich?

Die schwierige Stief-Rolle

«Eine neue Frau an der Seite des Vaters zu akzeptieren, kann schwierig sein», weiss Familientherapeutin Claudia Starke (65). Sie ist Stiefmutter und berät in ihrer Praxis in Wädenswil ZH Eltern, die sich in der gleichen Situation befinden.

«Natürlich weiss ich nicht, was genau zwischen Prinz Harry und Camilla vorgefallen ist», sagt Starke. Doch bleibe die Loyalität der Kinder den leiblichen Eltern gegenüber meist gross – auch über den Tod hinaus.

Die Stiefmutter gerät dabei in eine schwierige Situation zwischen Mutterfunktion und direktem Vergleich mit der leiblichen Mutter. «Grätscht die Stiefmutter zu stark in das Familienleben, ist die Ablehnung der Kinder vorprogrammiert.» Starke rät deshalb, sich nicht als Ersatzmutter, sondern eher als nahe Vertraute der Kinder zu betrachten. So könne eine liebevolle Beziehung entstehen.

Eifersucht und neue Vaterrolle

Auch Eifersucht spielt eine grosse Rolle: Kinder seien eifersüchtig auf die neue Frau. Für die Partnerin ist es hingegen schwierig, an zweiter Stelle zu stehen. Starke: «Deshalb ist es für den Vater als leiblichen Elternteil wichtig, den Kindern ganz deutlich zu zeigen, dass er durch die neue Liebe für sie nicht verloren geht.»

Und was ist mit den Stiefvätern? «Früher besetzten Männer die Rolle des Versorgers, Frauen die der Erzieherin», so Starke. Das verändert sich. Mit dem Ergebnis, dass heute auch immer mehr Väter Gefahr laufen, zum «bösen Stiefvater» zu werden, wenn sie die Rolle eines Ersatzvaters einnehmen.

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