Nun beginnt die emotionalste Zeit des Jahres. Zum ersten Mal erleben wir die Feiertage mit den Corona-Einschränkungen. Wie bringe ich meinen Grosseltern bei, dass wir vielleicht nicht zusammen feiern können? Wie gehe ich mit Erwartungen um? Und was sind die Chancen, die uns nun bieten, mit uns und unserem Gegenüber umzugehen? Trauercoach und Pfarrerin Anja Niederhauser (40) zeigt im BLICK-Interview neue Wege auf.
BLICK: Vor uns liegt die emotionalste Zeit des Jahres. Weshalb ist das eigentlich so?
Anja Niederhauser: Wir haben viele Erwartungen an die Weihnachtszeit, viele Bilder im Kopf, wie es sein sollte. Wir möchten uns nahe kommen, harmonisch und friedlich miteinander feiern. Oft halten wir diese Erwartungen auch aufrecht, wenn wir wissen, dass sie gar nicht erfüllbar sind. Die Enttäuschung oder die Krise unter dem Weihnachtsbaum ist dann quasi schon vorprogrammiert. Dazu kommt das Licht, das uns im Dezember fehlt. Wir sind rein physiologisch auch anfälliger und schneller traurig.
Wie erleben diese in Ihren Augen gläubige wie ungläubige Menschen?
Meiner Erfahrung nach gibt es viele Menschen anderer Religionen, die an Weihnachten auch einen Weihnachtsbaum zu Hause haben, sich gegenseitig beschenken und den Abend gemeinsam verbringen. So wie dies die meisten Christen tun. Im Zentrum des Fests steht die Hoffnung und das Vertrauen, dass Gott nah ist, unter uns und in uns Menschen spürbar werden kann. Ein Wunsch, der über die Grenzen der Religion hinausweist.
Zum ersten Mal sind wir durch die Corona-Pandemie damit konfrontiert, alles anders zu feiern. Wo sehen Sie die Chancen, wo die Probleme?
Vielleicht kann man über die Form der Feier ins Gespräch kommen miteinander. Corona hat schon viele Menschen sehr kreativ werden lassen. So werden vielleicht gewisse Traditionen aufgeweicht, und es entstehen neue. Schön, wenn man in der Familie und im Freundeskreis offen über Bedürfnisse und Wünsche diskutieren kann.
Wie bringe ich meinen Grosseltern, Onkeln und Tanten bei, dass wir vielleicht nicht gemeinsam Weihnachten feiern können?
Feiern ist ja grundsätzlich nicht verboten. Die Frage ist wie. Für die Grosseltern kann es vielleicht auch ganz schön sein, wenn die Familienangehörigen gestaffelt vorbeikommen, mit Abstand und Maske. Aber man kann sich besuchen und füreinander da sein. Das ist erlaubt.
Wie sollen wir ohne unsere Liebsten feiern? Und was können wir ihnen als Alternative geben?
Wichtig finde ich es zu sehen, was alles möglich ist. Sonst werden wir traurig und hässig, wegen dem sprichwörtlichen halbleeren Glas. Aber natürlich verstehe ich, dass es schwierig, lästig und manchmal auch traurig ist, dass nicht alle zusammenkommen können. Gerade auch, wenn man die Familie im Ausland nicht besuchen kann wegen der Quarantänevorschriften. Ich empfehle: Tun, was geht. Kleine Familientreffen machen und mehrere. Man muss ja nicht dreimal einen Fünfgänger kochen. Warum nicht einfach einen Apéro unter dem Baum anbieten oder einen Brunch? Es geht darum, sich zu sehen und sich auszutauschen, sich aus der Distanz halt trotzdem nah zu sein. Ausserdem haben wir heute so vielfältige technische Möglichkeiten: Telefonieren Sie oft mit den einsamen Familienmitgliedern und Freunden. Melden Sie sich aktiv. Lernen Sie skypen und facetimen und verschicken Sie gute alte Weihnachtspost und Fresspäckchen! Ich kenne niemanden, der sich nicht über eine Überraschung im Briefkasten freut!
Es ist auch die Zeit, wo Einsamkeit noch verstärkt empfunden wird. Wie können die Betroffenen am besten damit umgehen?
Den Einsamen empfehle ich für Weihnachten, sich schon früh zu überlegen, wie sie es feiern wollen oder eben auch nicht. Was mache ich am 24. Dezember? Was würde mir guttun, auch wenn ich allein bin? Legen Sie ein Programm fest und machen Sie Telefontermine mit lieben Menschen aus. Gibt es jemanden, den Sie anrufen können, wenn Ihnen die Decke auf den Kopf fällt? Versuchen Sie, statt von den andern etwas zu erwarten, auf andere zuzugehen und zu sagen, was Sie sich wünschen. Organisieren Sie sich bestmöglich und schauen Sie gut zu sich: Schlafen Sie genug, kochen Sie sich etwas Feines und Gesundes und gehen Sie spazieren. Das klingt banal, hebt aber die Stimmung.
Feiern mit Masken und ohne Berührung? Eine Option für Sie?
Ja, wir müssen das Beste daraus machen. Ich merke, dass ich auch lernen muss, meine Gefühle eher auszusprechen wie vorher, als Berührungen noch möglich waren. Mehr einfach mal sagen: Ich hab dich lieb. So schön, dass es dich gibt. Ich freue mich so, dass ein Treffen möglich ist trotz der Beschränkungen. Das fällt vielen schwer. Jetzt können wir es lernen und üben.
Sie nehmen in diesen Zeiten auch Beerdigungen vor. Wie erleben Sie das?
Ich erlebe einen grossen Pragmatismus. Es geht halt nicht anders im Moment. Immerhin können 50 Menschen zusammenkommen. Das ist schon etwas. Die Umarmungen fehlen jedoch, das finde ich das Schwierigste. Gerade in Momenten, in denen man sich schwertut, Worte zu finden auf Umarmungen zu verzichten, ist es eine Herausforderung.
Viele hadern, fragen sich, wie Gott Corona zulassen kann. Was antworten Sie auf diese Fragen?
Gott hat das Virus nicht geschickt. Und ich glaube auch nicht an einen Gott, der straft und richtet. Gott ist der, der mich in der Krise stützt und hält. Das erlebt aber jeder und jede anders. Ich verstehe es auch, wenn man mit der Situation hadert und auf Gott wütend ist. Die Pandemie macht uns auch ohnmächtig: Wir rennen immer den Ereignissen hinterher und haben manchmal das Gefühl, dass wir unser Leben nicht kontrollieren können. Das löst Wut aus, und viele fragen sich natürlich nach dem Sinn, den man all dem geben soll.
Was soll uns Ihrer Meinung nach die Krise vor Augen halten?
Ich spüre einerseits, dass uns eine gewisse Entschleunigung gar nicht so schlecht tut und dass wir andererseits merken, wie sehr wir von Begegnungen und Berührungen leben. Vieles lernt man erst schätzen, wenn man es für eine Zeit lang entbehren muss. Vielleicht können wir das mit hinübernehmen in die Zeit nach Corona: Es ist nicht selbstverständlich, in froher Runde einfach zusammen zu sein.
Wie werden Sie feiern?
Wir feiern zweimal klein: Einmal bei meinen Eltern zu viert mit Znacht und Baum und Geschenken und einmal mit den Kindern meines Mannes zu Kaffee und Kuchen. Es wird gewichtelt. Auf beides freue ich mich sehr.
Anja Niederhauser ist 40 Jahre alt. 15 davon amtete sie als Gemeindepfarrerin und Spitalseelsorgerin in den Kantonen Zug und Zürich. Die letzten vier Jahre war die Thurgauerin auch verantwortlich für die Palliative Care der reformierten Kirche im Kanton Zug. Sie hat Theologie studiert und einen Bachelor in Psychologie. Seit Februar 2020 ist sie als Trauercoach selbständig. 2005 erlangte sie schweizweit Bekanntheit als jüngste Pfarrerin der Schweiz. Sie lebt mit ihrem Ehemann und zwei Katzen im Zürcher Seefeld.
Anja Niederhauser ist 40 Jahre alt. 15 davon amtete sie als Gemeindepfarrerin und Spitalseelsorgerin in den Kantonen Zug und Zürich. Die letzten vier Jahre war die Thurgauerin auch verantwortlich für die Palliative Care der reformierten Kirche im Kanton Zug. Sie hat Theologie studiert und einen Bachelor in Psychologie. Seit Februar 2020 ist sie als Trauercoach selbständig. 2005 erlangte sie schweizweit Bekanntheit als jüngste Pfarrerin der Schweiz. Sie lebt mit ihrem Ehemann und zwei Katzen im Zürcher Seefeld.
Gross und Klein, aufgepasst! Im Rahmen des Aktionstags «Darüber reden. Hilfe finden» sucht BLICK Kinderzeichnungen. Wir leiten sie in Absprache mit Schweizer Hilfswerken an Menschen weiter, die eine Aufmunterung besonders brauchen können – zu Senioren im Altersheim, Einsamen, Benachteiligten. Zudem publizieren wir Fotos der Zeichnungen im BLICK, auf Blick.ch und zeigen sie auf Blick TV.
Liebe Kinder: Zeichnet oder malt etwas Schönes, Lustiges, Fröhliches, Buntes – und macht damit jemandem eine Freude, dem es nicht so gut geht.
Liebe Erwachsene: Ermuntern Sie die Kinder zum Mitmachen und helfen Sie ihnen beim Fotografieren und Versenden ihrer Werke.
Wir freuen uns auf viele Zeichnungen von euch! Farbe gegen das Graue, Freude gegen das Dunkle – für all die Menschen, die wir nicht allein lassen dürfen.
So machen Sie mit
Fotografieren Sie die Zeichnung mit dem Handy und schicken Sie uns das Foto mit Name des Kindes, Alter und Wohnort auf einem der folgenden Wege: Via Leserreporter-Funktion in der Menüleiste der Blick App (iOS / Android) Per Whatsapp an die Nummer 079 462 09 77 Per Mail an foto.newsroom@ringier.ch
Schicken Sie danach das Original der Zeichnung Ihres Kindes per Post an: Ringier AG, Blick-Gruppe, Stichwort «Freude schenken», Dufourstrasse 23, 8008 Zürich.
Als Dankeschön von BLICK verlosen wir unter allen Einsendern 20 Familientickets (2 Erwachsene und 2 Kinder) für das Schnitzeljagd-Abenteuer Foxtrail.
Teilnahmeschluss ist am 10. Dezember 2020. Die Gewinner werden anschliessend ausgelost und benachrichtigt. Mit der Teilnahme erklären Sie sich mit den AGB und Datenschutzbestimmungen auf www.blick.ch/tnb einverstanden. Die Verlosung wird im BLICK, SonntagsBlick und auf Blick.ch ausgeschrieben. Die Fotos der Zeichnungen können in den Blick-Kanälen publiziert werden.
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