Bereits zum zweiten Mal fällt die «Oper für alle» auf dem Zürcher Sechseläutenplatz wegen Corona aus. Dafür fährt Intendant Andreas Homoki zum Saisonstart am 12. September mit einem grossen Live-Spektakel auf. Er ist zuversichtlich, dass wir uns bald wieder näher sein dürfen.
Sie planen die Übertragung von «Salome» im September auf dem Sechseläutenplatz. Könnte das nicht zu eng werden?
Andreas Homoki: Wir brauchen positive Signale und gehen davon aus, dass sich die Corona-Situation weiterhin positiv entwickelt. Unsere Veranstaltungen auf dem Opernhausplatz sind enorm beliebt, und wir hoffen, dass das Publikum hungrig nach Kultur ist und sich sicher fühlt. Natürlich wird es Schutzkonzepte geben, und draussen gibt es ohnehin mehr Möglichkeiten und Platz.
Erwägen Sie eine Impfpflicht für den Einlass zu den Vorstellungen?
Hier wird es eine Entscheidung der Politik für die gesamte Veranstaltungsbranche geben. Daran halten wir uns natürlich.
Wie planen Sie die Saison unter den aktuellen Umständen?
Jeden Morgen schaue ich mir als Erstes die Covid-Zahlen an, das ist seit Beginn der Pandemie zur Gewohnheit geworden. Die Zahlen gehen runter, und es war früh klar, dass dieser Weg nur über die Impfung geht. Ich hoffe, dass sich genug Leute impfen lassen, damit wir wieder aus dieser Situation herauskommen. Sich nicht zu umarmen, die Hand nicht zu reichen und Masken zu tragen, verstümmelt die menschliche Kommunikation und schädigt auf Dauer unser soziales Leben. Die Planung für die nächste Saison läuft ja schon einige Jahre. Opernhäuser haben immer recht lange Vorlaufzeiten. Wir hoffen wirklich sehr, dass wir unsere geplante Spielzeit ab September auch so präsentieren können.
Andreas Homoki (61) wurde als Sohn einer ungarischen Musikerfamilie in Deutschland geboren und studierte in Berlin Schulmusik und Germanistik. Nach verschiedenen Stationen war er lange Jahre Chefregisseur und Intendant an der Komischen Oper Berlin. Seit Beginn der Opernsaison 2012/13 ist Homoki Intendant des Zürcher Opernhauses. Er ist mit der ehemaligen Mezzosopranistin Aurelia Homoki verheiratet und hat einen Sohn.
Andreas Homoki (61) wurde als Sohn einer ungarischen Musikerfamilie in Deutschland geboren und studierte in Berlin Schulmusik und Germanistik. Nach verschiedenen Stationen war er lange Jahre Chefregisseur und Intendant an der Komischen Oper Berlin. Seit Beginn der Opernsaison 2012/13 ist Homoki Intendant des Zürcher Opernhauses. Er ist mit der ehemaligen Mezzosopranistin Aurelia Homoki verheiratet und hat einen Sohn.
Wie haben Sie den Lockdown verbracht – in Jogginghosen im Homeoffice?
Ich trage niemals Jogginghosen, nicht mal nachts! Und auch nicht, wenn ich krank bin. Im November hatte ich selber Covid und musste zwei Wochen zu Hause bleiben. Zum Glück hatte ich einen milden Verlauf und inzwischen bin ich geimpft. Das Ärgerlichste daran war, dass ich nicht arbeiten konnte. Das ist nämlich nicht weniger geworden, im Gegenteil. Wegen der Pandemie ist die Planung komplexer und aufwendiger.
Über ein Jahr im Teil-Lockdown – jetzt kommen die Lockerungen. Wie locker muss es sein, damit Sie rentabel spielen können?
Unser Budget geht von 85 Prozent verkauften Plätzen aus, alles darunter bedeutet ein Defizit.
Wie ist Ihre Erfahrung mit digitaler Oper?
Sehr gut, teils wurden die Aufführungen auf Arte übertragen, wie «Simon Boccanegra». Die Premiere wurde in dem Fall von 600'000 Zuschauerinnen und Zuschauern gesehen. Für uns war es wichtig zu zeigen, dass wir da sind und weiterhin Kunst machen. Dank Streaming ist das überhaupt möglich, dafür sind wir dankbar. Ein Modell für normale Zeiten ist es allerdings nicht. Die Essenz dessen, was wir tun, und der kulturpolitische Auftrag, den wir erfüllen müssen, bestehen aus einem Gesamterlebnis, live vor Ort.
Tanzen Sie nicht gern, oder warum lassen Sie den Opernball nächste Saison zum dritten Mal ausfallen?
Doch, ich tanze sehr gern und geniesse den Ball. Es ist ein schöner und wichtiger gesellschaftlicher Event. Aber die Kunst geht vor, wir feiern am 12. März die zusätzliche Premiere von «L'Olimpiade». Eine Produktion, die wir bis zur Generalprobe fertigstellten, aber nie spielen konnten, da dann der zweite Lockdown kam. Alles ist fertig – die Dekorationen, die Kostüme –, und die Künstlerinnen und Künstler haben ihre Rollen einstudiert, die Produktion muss einfach gespielt werden. Es ist meine Verantwortung dem Kanton und dem Steuerzahler gegenüber, diese Produktion nicht einfach verfallen zu lassen, sondern auch im Sinne der Nachhaltigkeit unsere künstlerische Arbeit, unser Kerngeschäft sichtbar zu machen.
Hand aufs Herz: Findet der Opernball in dieser Form überhaupt wieder statt, oder ist das ein verstaubtes Auslaufmodell?
Keine Sorge, es wird bestimmt wieder getanzt werden. Die Pause ist aber auch eine gute Gelegenheit, das Konzept des Balls zu überarbeiten.
Ist die Oper nicht die letzte Bastion der «alten weissen Männer»? Die wichtigsten Komponisten der Klassik sind männlich, Frauen bleibt der Platz der Diven. Wie vereinen Sie Tradition mit dem aktuellen Diskurs zu Feminismus, Antirassismus und mehr Diversität?
Wir achten darauf, dass wir keine Unterschiede machen aufgrund von Hautfarbe oder sexueller Orientierung. Bei uns gibt es kein «Blackfacing» und es gibt mit aller Selbstverständlichkeit auch schwarze Sängerinnen und Sänger. Bei uns singen die Menschen, die am besten singen, egal aus welchem Erdteil sie kommen, wie sie aussehen oder welche sexuelle Orientierung sie haben. Natürlich muss man sich immer weiterentwickeln und die aktuellen Diskussionen zum Anlass nehmen, das System zu überdenken und zu überarbeiten. Das ist ein Prozess, den wir aktiv angehen. Ich bin jetzt nun mal ein Mann, mein Vertrag endet 2025, vielleicht folgt dann eine Frau.
Im Januar kam es zur Kündigung des Operndirektors Fichtenholz, es gab Vorwürfe der sexuellen Belästigung. Laut internen Befragungen ist auch von Machtmissbrauch die Rede. Wie soll das künftig verhindert werden?
Das ist ein Thema, auf das wir schon länger sensibilisiert sind. Wir haben schon vor drei Jahren einen Verhaltenskodex erlassen, der den Umgang mit Vorwürfen in Bezug auf Belästigung und Machtmissbrauch regelt. Dafür wurden interne und externe Ansprechstellen geschaffen und engagiert, die etwaige Vorwürfe dezidiert untersuchen.
In Bezug auf den Operndirektor kam diese Verfahrensweise zum Tragen, und es wurden Konsequenzen gezogen. Im Frühjahr dieses Jahres haben wir dann unter unseren Mitarbeitenden eine Umfrage zum Betriebsklima gemacht, die zum grössten Teil sehr viel positives Feedback dem Haus gegenüber gezeigt hat. Aber Machtmissbrauch ist überall dort ein Problem, wo viele Menschen miteinander arbeiten. Wir haben hier einen transparenten Prozess angestossen und werden gemeinsam mit unserer Personalvertretung die in der Umfrage aufgezeigten Problemfelder genauer analysieren und in den nächsten Jahren im Rahmen einer Unternehmensentwicklung bearbeiten.
Zurück zur grossen Oper. Sie inszenieren Wagners «Ring des Nibelungen» – hält es die heutige Handy-Generation noch 16 Stunden im Sitzen aus?
Man muss sich ja nicht alles auf einmal ansehen, es sind vier Teile. Der Ring ist der absolute Blockbuster der Oper mit Helden, Lindwürmern, Fabelwesen und mit grossartiger Musik. Das ist Oper für jede Generation und auch für Einsteiger. Ich glaube, selbst Kinder haben Spass an «Rheingold» oder «Siegfried».
Wann haben Sie die erste Oper gesehen?
Da war ich fünf Jahre alt, mein Vater spielte im Orchester Klarinette. Sie spielten «Carmen», ich verstand gar nichts, aber dieser Gesang und die Stimmung – das war Gänsehaut pur und hat mich beeindruckt. Ich war aber lange Zeit kein Opernfan und ging lieber ins Kino und Theater. Die Kombination von Musik und Dramaturgie hat mich Mitte zwanzig auf diesen Berufsweg gebracht – ein glücklicher Weg, für den ich dankbar bin. Ich liebe die Welt der Oper, es ist ein sinnliches und sympathisches Umfeld mit unkomplizierten Menschen – viel bodenständiger, als man es von aussen oft denkt.
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