Letzten Dienstag verstarb der Zürcher Baulöwe Walter Beller (†71) – alleine in seinem Bett in Pfäffikon SZ. Pünktlich um 14 Uhr wollte er an diesem Tag bei seiner Ehefrau Irina (47) im Tessin sein. Ihre Pläne für den Sommer waren geschmiedet, morgen hätten sie Irinas Geburtstag und den 20. Hochzeitstag feiern wollen. Die Vorfreude war gross. Nun bleiben der Witwe nur Erinnerungen an die gemeinsamen Zeiten – und viele quälende Fragen.
SonntagsBlick: Frau Beller, wie geht es Ihnen?
Irina Beller: Ich stehe nach wie vor unter Schock und bin tieftraurig. Jeden Tag erlebe ich 1000 verschiedene Gefühle – und habe so viele Fragen. Warum musste er so früh sterben? Er war doch kerngesund, kürzlich machte er einen Gesundheitscheck bei seinem Arzt. Ich habe mir schreckliche Vorwürfe gemacht, dass ich nicht bei ihm war. Vielleicht brauchte er Hilfe, und niemand war da. Dass er gemäss der Obduktion im Schlaf einen Herzstillstand erlitten haben soll, gibt mir den Trost, dass er nicht leiden musste. Wir waren immer ein grossartiges Team. Ich habe mich auch gefragt, warum wir uns wegen so vieler Kleinigkeiten gestritten hatten. Es machte ihn sauer, dass ich immer alles herumliegen liess. Ich regte mich auf, dass er so pingelig war.
Wie haben Sie vom Tod Ihres Mannes erfahren?
Er hatte am Morgen noch einen beruflichen Termin. Als Walter nicht erschienen ist, prüfte sein Geschäftspartner die Überwachungskameras und sah, dass Walter am Abend in die Wohnung ging und sie nicht mehr verlassen hat. Er ging mithilfe der Nachbarn rein, fand ihn leblos vor und rief mich sofort an. Das war gegen 13 Uhr. Er sagte mir, Walter sei leider gestorben. Ich habe nur «nein, nein, nein!» geschrien. Seither stehe ich total neben mir – auch wenn es Momente gibt, in denen ich gefasst bin.
Sie haben sich drei Wochen lang nicht gesehen.
Meine Mutter brach sich vor zwei Monaten die Schulter und ihr geht es nicht besonders gut. Darum fuhr ich kurz vor dem Lockdown zu meinen Eltern ins Tessin, wo wir im gleichen Haus eine Wohnung haben. Seither kümmere ich mich um die beiden, erledige die Einkäufe. Walter gehörte auch zur Risikogruppe. Da er durch seine Bauprojekte viele verschiedene Leute traf, fand ich ständiges Pendeln zu gefährlich – für meine Eltern und für ihn selbst. Ich wollte, dass er einen Corona-Test macht. Doch der Arzt meinte, das ginge nur, wenn er Kontakt zu positiv getesteten Personen hatte. Walter wollte am Dienstag kommen und den ganzen Sommer mit mir im Tessin bleiben. Unser Boot für den Ausflug am Mittwoch hatte er bereits parat machen lassen. Wir haben noch die Wohnung schön geputzt, Walter liebte es sauber und ordentlich.
Wann hatten Sie zum letzte Mal Kontakt?
Wir telefonierten am Abend vor seinem Tod. Er war aufgestellt, sagte, dass er sich sehr aufs Tessin freue. Er schickte mir, wie jeden Tag während der letzten drei Wochen, ein Foto des Essens, das er für sich gekocht hatte. Darauf war er sehr stolz. Normalerweise hätte ich sie gelöscht, weil er auch so gerne übers Essen sprach, was mich oft nervte. Aber dieses Mal habe ich seine Fotos behalten – intuitiv. Wissen Sie was? Mir fallen immer mehr Details ein, die darauf hindeuten, dass Walter wahrscheinlich unbewusst gemerkt hat, dass sein Leben zu Ende geht.
Das überrascht. Er wirkte sehr realitätsnah.
Ich bat meine Schwester am Donnerstag, im Safe des Büros nachzuschauen, welche Dokumente da liegen. Sie fand die Kopie seines Testaments. Das Verrückte ist: Ich wusste nicht, dass er eins hatte. Datiert ist es auf den 12. März 2020. Zwei Tage davor haben wir abgemacht, dass ich zu meinen Eltern gehe und er in Pfäffikon bleibt. Er hat akribisch genau aufgelistet, wer was erben wird. Damit es zwischen mir und seinen zwei Kindern nie einen Grund zum Streiten gebe. Walter sah uns alle immer als Team. Das waren wir stets und werden es immer sein. Ich stehe in engem Kontakt mit Natascha und Patrick. Wir sind uns auch einig, dass es eine Urnenbestattung in Freienbach gibt. Ab morgen wird Walter aufgebahrt, damit sich Leute verabschieden können. Mir fehlt die Kraft dazu. Ich möchte Walter lebend in Erinnerung haben.
Es wird spekuliert, dass sich sein Vermögen auf einen Betrag irgendwo zwischen 15 und 80 Millionen beläuft. Wissen Sie, um wie viel Geld es geht?
Ja, ich weiss es genau. Aber es wäre nicht in Walters Sinn, dass ich darüber spreche. In dem seiner Kinder auch nicht. Walter hat für uns alle gesorgt. Das letzte Mal, als ich ihn sah, sagte ich ihm, wie sehr mich dieser Corona-Stress nervt – weil wir nicht so leben können wie sonst. Ich habe geweint und ihm gesagt, dass ich ihn liebe. Da sagte er mir, dass er das wisse und dafür gesorgt habe, dass es mir und seinen Kindern finanziell immer gut gehen werde. Ich glaube, er hat wirklich gespürt, dass seine Zeit gekommen ist.
Sie hatten keinen Ehevertrag.
Nein. Das hat man uns die letzten Jahre immer wieder gefragt, und wir haben offen darüber gesprochen. Wir sagten uns immer, solange es uns finanziell gut geht, geniessen wir das. Und wenn sich das ändert, gehen wir gemeinsam da durch.
Böse Zungen sagten, Sie wären mit Walter nur wegen seines Geldes zusammen gewesen.
Das ist so absurd. Ich habe Walter geliebt und werde ihn immer lieben. Wir waren 20 Jahre verheiratet. Ich hätte ihn auch nach zwei Jahren verlassen können – und hätte ausgesorgt gehabt. Abgesehen davon war ich selbst nie arm. Aber mir ist klar, dass «Russin heiratet Millionär» nach Berechnung und nicht nach Liebe klingt. Natürlich liebe ich alles Materielle und Luxus. Doch Walter hätte ich auch ohne geliebt.
Wie geht es mit Ihnen weiter?
Ich bleibe dieser Tage bei meinen Eltern im Tessin. Meine Schwester und meine Tochter Aliona sind eine grosse Stütze. Und ich werde Walters Geschäfte weiterführen, seine Sekretärin weiterbeschäftigen und keine seiner Liegenschaften verkaufen – das wäre in seinem Sinn. Und ich weiss, dass ich nie mehr heiraten werde und keinen anderen Mann mehr in mein Leben lasse.
Was waren seine letzten Worte an Sie?
Bis morgen.
Irina Beller (47) studierte Filmwissenschaft in Moskau. Die Liebe brachte sie aus Russlands Hauptstadt in die Schweiz. In erster Ehe verheiratet, wurde sie vor 24 Jahren Mutter von Aliona. Trotz vieler Kämpfe ging das Sorgerecht bei der Scheidung an den Vater. Vor 23 Jahren lernte sie den Zürcher Baulöwen Walter Beller (†71) kennen. Am 25. Mai plante das Glamourpaar, im Tessin seinen 20. Hochzeitstag zu begehen – und gleich auch noch Irinas 48. Geburtstag zu feiern.
Irina Beller (47) studierte Filmwissenschaft in Moskau. Die Liebe brachte sie aus Russlands Hauptstadt in die Schweiz. In erster Ehe verheiratet, wurde sie vor 24 Jahren Mutter von Aliona. Trotz vieler Kämpfe ging das Sorgerecht bei der Scheidung an den Vater. Vor 23 Jahren lernte sie den Zürcher Baulöwen Walter Beller (†71) kennen. Am 25. Mai plante das Glamourpaar, im Tessin seinen 20. Hochzeitstag zu begehen – und gleich auch noch Irinas 48. Geburtstag zu feiern.