Walter Beller prustet es laut heraus: «So en Scheiss!» Seine Frau hat soeben behauptet, sie könne besser kochen als er. «Die hät na nie koched», stellt er klar. «Muesch froh sii, wänn sie es Spiegelei fertigbringt!» Als das Gespräch später um den ehelichen Sex geht, gibt die gebürtige Ukrainerin zurück: «Er ist zu faul!» Schliesslich nennt sie ihn «Idiot» – und er quittierts mit einem herzhaften Lachen.
Die Szene wurde 2014 in der SRF-Sendung «Glanz & Gloria» ausgestrahlt. Das Paar – er, der Baulöwe, sie, die Millionärsgattin – befand sich gerade auf einem bedingungslosen Eroberungszug durch die Schweizer Promi-Welt. Mit dem offensiven Zurschaustellen von Luxus, mit legendären Tabubrüchen («Pelztiere haben es bei mir im Schrank besser als im Wald») und reaktionären Rollenbildern hatten die beiden Kultstatus bis ins deutsche Privatfernsehen erlangt.
Beller und Beller hielten der High Society den Spiegel vor, indem sie deren Gepflogenheiten ad absurdum führten. Ihre Antwort auf die pompös inszenierte Nächstenliebe an Charity-Abenden war radikal ausgelebte Selbstbezogenheit. Sie in der Pose der ungezogenen Göre, er als ihr liebenswürdig-jovialer Begleiter. Warum macht ein erfolgreicher Unternehmer dieses Spiel mit? fragten sich die Zuschauer. Und staunten über die öffentlich zelebrierte Amour fou: Das muss wohl Liebe sein.
Das Establishment reagierte perplex wie die Eltern rebellierender Teenager. Am noblen Zürcher Kispi-Ball 2012 wurden die Fotografen angehalten, die Bellers bitte nicht zu sehr ins Blitzlicht zu rücken – andere Gäste könnten abgeschreckt werden. Der Appell nützte nichts. Für die Medien waren sie die Hauptattraktion.
In einer Gesellschaft, die kaum mehr zu schockieren ist, waren die Bellers die letzten
aller Punks: Irina und Walter wurden zu Bonnie und Clyde des roten Teppichs.
Walter Beller ist am Dienstag mit 71 verstorben. Er hinterlässt zwei erwachsene Kinder. Unsere Reporterin Flavia Schlittler traf seine Witwe für den SonntagsBlick zu einem sehr persönlichen Gespräch.