Auf einen Blick
- Bligg veröffentlicht neues Album «Tavolata» mit elf Hits
- Helen Maier bringt irische und keltische Einflüsse ein
- Konzerte finden vom 14. bis 16. November 2024 statt
Viele Gerichte stehen auf dem Tisch, jeder nimmt sich das, was ihn gerade gluschtet. So lautet das Konzept einer Tavolata. Das lässt sich auch musikalisch umsetzen, dachte sich Mundart-Musiker Bligg (47) und hat elf seiner grössten Hits in ein neues Gewand getaucht. Viele Zutaten für Bliggs am Freitag erschienenes Album «Tavolata» kamen von der Geigerin Helen Maier (34).
«Ich hätte weltweit nach der richtigen Person für dieses Projekt suchen können, aber ich hätte niemanden gefunden, der besser zu diesen Titeln passt», schwärmt Bligg beim Gesprächstermin mit Blick. «Ich habe schon länger über Zusammenarbeiten mit Helen nachgedacht, jetzt hat es endlich geklappt. Sie vereint so viele Musikstile, das gefällt mir.»
Durchhänger beim Geigenspiel
Helen Maier stammt aus einer Künstlerfamilie aus dem Aargau. «Mein Vater ist leidenschaftlicher Akkordeonspieler, vielseitiger Musiker, malt und ist Bildhauer», erzählt Maier. Ihre Mutter macht Ausstellungen mit ihren Bildern. «Und mein Bruder ist als Jazztrompeter aktiv. Früher hatten wir sogar eine Familienband. Kunst war allgegenwärtig.»
Dass Helen Maier hauptberuflich Musikerin wird, war allerdings nicht immer klar. Im Alter von acht Jahren begann sie mit dem Geigenspielen, etwas mehr als zehn Jahre später hatte sie einen Durchhänger. «Vor etwa 15 Jahren war ich unsicher, ob ich tatsächlich mit dem Geigenspielen weitermachen wollte», erzählt sie. «Der klassische Geigenunterricht gefiel mir nicht mehr. Ich fand andere Stile spannender.» Also legte sie erst die Musik beiseite und absolvierte eine Lehre als Köchin. Den Weg zurück zur Musik fand sie durch ihren Bruder. «Er empfahl mir, einen Jamabend im Irish Pub in Luzern zu besuchen. Und von da an war meine Leidenschaft wieder da.»
Faszination für irische und keltische Musik
Helen Maier tastete sich immer mehr an die irische und keltische Musik ran und begann, wie ihr Bruder zuvor, ein Musikstudium in Luzern. «Bei mir lag der Fokus auf Jazz und Volksmusik», erklärt sie. Mit Kollegen aus dem Studium gründete sie ihre Band Helen Maier & The Folks. Die Truppe, die nun auch beim Album von Bligg involviert ist. «Heute vereinen wir viele verschiedene Volksmusikelemente von den verschiedensten Ecken Europas. Wir hatten auch schon einen Schwyzerörgeli- und Hackbrett-Spieler in der Band.» Mittlerweile hat Helen Maier auch mit dem Luzerner Mundart-Musiker Kunz (39) gespielt und mit ihm 2022 einen Swiss Music Award für das beste Album gewonnen.
Die Kreativität von Maier ist das, was Bligg gereizt hat für sein Projekt. «Obwohl es ehrlich gesagt auch Reibungspunkte gab», erzählt er. «Helen und ihre Band sind alles studierte Musiker, ich nicht», sagt er. «Das sind zwei Welten, die aufeinanderprallten. Ich hatte viele festgefahrene Muster aus der Popwelt, sie brachten viel Improvisation und Experimentelles aus dem Jazz mit. Aber das war genau das, was ich suchte. Das macht dieses Projekt aus.»
Liebhaberprojekt von Bligg
Wie klingt nun so eine Tavolata? Im Fall von Bliggs neustem Streich stechen Geigen- und Akkordeonklänge hervor. Titel wie «Signal» und «Milchstrass» wirken durch die Neuinterpretation emotionaler, «Rosalie» ist gemütlicher als im Original und lädt zum Schwelgen ein. «Manhattan» könnte der Soundtrack einer Zugfahrt durch den Wilden Westen sein.
Für Bligg ist «Tavolata» ein Liebhaberprojekt. Entstanden ist die Idee in den Ferien im Süden. «Da gabs ein Trio, bestehend aus Gitarre, Geige und Akkordeon, das im Restaurant spielte. Eine Person dieser Band war aus der Schweiz. Dann artete alles in einer spontanen Jamsession aus. Diese Verbindung zwischen Musik und Essen gefiel mir.» Nach Brass- und Unplugged-Versionen gibt es neu also auch Tavolata-Versionen von Bligg. «Ein Best-of-Album herauszubringen, brauche ich heute nicht mehr. Mit Streamingdiensten kann sich ja ohnehin jeder seine eigene Best-of-Playlist zusammenstellen», so Bligg. «Also bringe ich lieber verschiedene Variationen meiner Titel raus.»
Finale bei «Tavolata»-Konzerten
Das Finale erreicht das «Tavolata»-Projekt Mitte November. Dann finden drei Konzerte im Zelt des «Salto» in Kloten ZH statt. «Eigentlich sind diese Auftritte die Höhepunkte. Das Album gibts dazu», erklärt Bligg. Bligg, Maier und die anderen Musiker sitzen am Tisch und musizieren in der Mitte des Zelts, das Publikum schaut von allen Seiten zu.
Für Helen Maier stellt die Zusammenarbeit eine perfekte Symbiose dar. «Ich wollte schon immer etwas machen, was Essen mit Musik verbindet. Ich bin ja schliesslich auch Köchin», sagt sie. Bei vielen Events rund um das Projekt gibt es immer wieder reichlich zu essen. «Und zu trinken», fügt Bligg mit einem Lachen an. «Das war immer ganz witzig. Am Schluss gingen wir mit vollem Bauch und vollem Herzen nach Hause.»
Bliggs «Tavolata»-Konzerte finden vom 14. bis 16. November 2024 im «Salto» in Kloten ZH statt. Tickets gibts bei Ticketcorner.