Weihnachtshit unter Beschuss
Rassismus-Vorwürfe gegen «Do They Know It's Christmas?»

Auch 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung sorgt der Wohltätigkeitssong «Do They Know It's Christmas?» für Kontroversen. Kritiker wie Fuse ODG und Ed Sheeran prangern rassistische Untertöne an, während Schöpfer Bob Geldof die positiven Auswirkungen des Liedes betont.
Publiziert: 20.11.2024 um 13:16 Uhr
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Der Weihnachtssong «Do They Know It’s Christmas?» von Band Aid steht auch 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung in der Kritik.
Foto: IMAGO/Avalon.red

Auf einen Blick

  • Weihnachtssong «Do They Know It's Christmas?» steht unter Kritik wegen rassistischer Stereotypen
  • Rapper Fuse ODG lehnte Teilnahme in Neuauflage von 2014 ab und fordert afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme
  • Bob Geldof verteidigt den 40 Jahre alten Song, der Millionen Menschen geholfen haben soll
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Die Weihnachtszeit steht vor der Tür: Der erste Schnee fällt, und langsam, aber sicher werden altbekannte Weihnachtshits abgespielt – darunter auch der Wohltätigkeitssong «Do They Know It's Christmas?». Der Weihnachtsklassiker von Band Aid, einem Musikprojekt von Bob Geldof (73) und Midge Ure (71) aus dem Jahr 1984, diente ursprünglich dazu, Spenden für Hungernde in Äthiopien zu sammeln. Der Erfolg war gross, das Lied erreichte in vielen Ländern Platz 1 der Charts und wurde 2004 und 2024 neu aufgenommen. Jedoch steht es seit längerem unter Kritik. Dem Song wird vorgeworfen, rassistische und schädliche Stereotypen über Afrika zu verbreiten und den «White Saviour Complex» zu repräsentieren. 

Um was geht es beim «White Saviour Complex»?

Gemäss Amnesty International ist «White Saviour Complex» ein Phänomen, bei «dem sich weisse Menschen aus dem globalen Norden dazu berufen fühlen, in Ländern des globalen Südens Entwicklungs-, Aufklärungs- oder Hilfsarbeit zu leisten.» Dabei schreiben «sie sich irrtümlicherweise eine sehr grosse Verantwortung und vor allem Fähigkeit zu, die zwar gesellschaftlich und medial unterstützt wird», jedoch nicht unbedingt mit der Realität übereinstimmt. Gemeint ist damit, dass eine weisse Person als Helfer oder Verteidiger von Angehörigen einer Minderheitengruppe auftritt, dabei jedoch herablassend, performativ oder gar aufdringlich wirkt. Dieses Phänomen zeigt sich häufig in fiktionalen Werken, in denen Minderheitengruppen ohne die Hilfe des weissen Protagonisten ein Problem nicht eigenständig erfolgreich bewältigen können.

Gemäss Amnesty International ist «White Saviour Complex» ein Phänomen, bei «dem sich weisse Menschen aus dem globalen Norden dazu berufen fühlen, in Ländern des globalen Südens Entwicklungs-, Aufklärungs- oder Hilfsarbeit zu leisten.» Dabei schreiben «sie sich irrtümlicherweise eine sehr grosse Verantwortung und vor allem Fähigkeit zu, die zwar gesellschaftlich und medial unterstützt wird», jedoch nicht unbedingt mit der Realität übereinstimmt. Gemeint ist damit, dass eine weisse Person als Helfer oder Verteidiger von Angehörigen einer Minderheitengruppe auftritt, dabei jedoch herablassend, performativ oder gar aufdringlich wirkt. Dieses Phänomen zeigt sich häufig in fiktionalen Werken, in denen Minderheitengruppen ohne die Hilfe des weissen Protagonisten ein Problem nicht eigenständig erfolgreich bewältigen können.

Grosse Kritik äussert der britischen Rapper Fuse ODG (35), der ghanaische Wurzeln hat. Bereits 2014 lehnte er eine Teilnahme an der Neuauflage des Liedes ab und erklärt nun: «Der Text spiegelt nicht wider, was Afrika wirklich ist», sondern fördere «schädliche Stereotypen», die Afrikaner entmenschlichen und ihnen Stolz und Identität rauben. Er prangert den «White Saviour Complex» (dt. Weisser-Retter-Syndrom) der beteiligten Musiker an und betont, dass die meisten Spendengelder für Afrika nicht durch Wohltätigkeitsorganisationen, sondern durch die afrikanische Diaspora fliessen. Er fordert Zusammenarbeit und Solidarität statt Bevormundung und Wohltätigkeit: «Afrikanische Probleme sollten von Afrikanern gelöst werden».

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Auch andere üben Kritik am Song – Geldof verteidigt ihn

Zur Feier des 40-jährigen Bestehens soll eine neue Version des Songs erscheinen, die Aufnahmen der verschiedenen Jahre kombiniert. Jedoch haben nicht alle Interpreten, deren Stimmen verwendet werden, dafür ihre Zustimmung gegeben. So ist Ed Sheerans (33) Stimme aus der 2014-Version erneut zu hören, obwohl er sich von Projekt distanziert. Auf Instagram erklärt Sheeran: «Niemand hat meine Zustimmung eingeholt.» Hätte man ihn gefragt, hätte er die Verwendung seiner Stimme «respektvoll abgelehnt» – und verwies auf die von Fuse ODG geäusserte Kritik.

Sheeran und Fuse ODG sind nicht die einzigen Kritiker. Schon früh wurde dem Song eine kolonialistische, westlich-zentrierte Sichtweise vorgeworfen. 2014 wurden einige kritische Textpassagen geändert und der Fokus von Hunger auf die Ebola-Krise verschoben, doch die Kontroversen blieben bestehen.

Bob Geldof verteidigt sein Projekt bis heute vehement. Im Februar 2024 wies er Vorwürfe des «White Saviour Complex» als «Blödsinn» zurück und betonte abermals die positiven Auswirkungen des Liedes: «Dieser kleine Popsong hat Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Menschen am Leben erhalten.» Gleichzeitig gab Geldof in der Vergangenheit zu, dass der musikalische Wert des Songs fragwürdig ist. Geldof erklärte «Daily Telegraph» in 2010: «Ich bin für zwei der schlimmsten Lieder der Geschichte verantwortlich. Das andere ist ‹We Are the World›.»

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