Monatelang wurde es wegen Corona verschoben: Stings (69) neues Album «Duets». Der britische Hitsänger tritt damit eine 30 Jahre umfassende Reise durch seine Karriere und Songs an – zusammen mit den grössten Namen seiner Zeit, von Eric Clapton (75) über Annie Lennox (66) bis Herbie Hancock (80) und Mary J. Blige (50).
«Neugier ist der Motor, der mich antreibt, der Grund, warum ich Musiker geworden bin», erklärt Sting im Interview. «Ich bin die ganze Zeit von meiner Neugier geleitet und nicht vom Drang, möglichst viele Platten zu verkaufen. In Spannung versetzt mich der künstlerische Prozess, weil es keine Garantie gibt, wie er ausgeht. Ich mag dieses Gefühl des Risikos und der Entdeckung, das ist mein Lebensabenteuer.»
«Frankreich war immer sehr nett zu mir»
Dazu gehört auch die Rastlosigkeit. Eine Eigenschaft, die Sting im Solo-Hit «Englishman in New York» perfekt beschrieb, die er aktuell aber nur eingeschränkt ausleben kann. «Letzten März verbrachte ich zwei Monate in England, ich habe dort ein schönes Anwesen mit Umschwung, ideal zum Spazieren. Ich kann Menschen nachfühlen, die auf engstem Raum mit weinenden Kindern eingesperrt waren. Das muss wirklich schwierig sein. Ich dagegen hatte eine ziemlich leichte Zeit und war privilegiert. Das ist mir bewusst.»
Weil keine Tourneen möglich waren, hielt er sich auch länger in seinem Haus in Italien auf. Doch zurzeit lebt der «Englishman» in Paris. «Frankreich war immer sehr nett zu mir und hat mir das Gefühl gegeben, hier willkommen zu sein. Das ist grossartig, weil ich die französische Lebensart sehr bewundere, die Sprache und Kultur. Ich liebe Jacques Brel, Charles Aznavour und die Welt der Chansons. Paris ist meine zweite Heimat geworden.»
«Dies wird nicht die letzte Pandemie sein»
In Paris hatte Sting Gelegenheit, über grundsätzliche Dinge nachzudenken. Die meisten seiner Erkenntnisse will er für sich behalten. «Ich denke, dies ist eine jener Zeiten, in denen es so viel Lärm auf der Welt gibt, dass ich nicht auch noch welchen hinzuzufügen brauche.»
Wichtig ist ihm jedoch festzuhalten, dass es bei der Bewältigung dieser Krise auf uns alle ankomme. «Wir sind wirklich auf sehr grundlegende Weise herausgefordert. Wir sind soziale Wesen, und es ist schwierig, gebeten zu werden, nicht sozial zu sein. Aber es ist eine Gelegenheit, Dinge zu verändern, die auf lange Sicht gut für uns sein könnten. Dies wird nicht die letzte Pandemie sein, es werden andere kommen.»
Als eines der existenziellen Probleme, die wir gemeinsam angehen müssten, nennt Sting den Klimawandel. «Wir sind durcheinander, doch wir haben eine Chance, ein kurzes Zeitfenster. Um etwas zu ändern, brauchen wir politischen Willen. Deshalb ist jede einzelne Stimme wichtig», lautet sein Appell.