Ist es der Bass, der Rhythmus oder sogar die Stimme der Sängerin, welche die Erde in Schwingung versetzt? Wenn Taylor Swift auftritt, stellen Wissenschaftler immer wieder fest, dass Seismometer, die Geräte zur Erkennung von Erdbeben, auffällig ausschlagen. Auch der Schweizerische Erdbebendienst hat in der Nacht auf Mittwoch vermeldet, das Konzert im Letzigrundstadion habe einen «seismischen Fussabdruck» hinterlassen.
Das Phänomen hat mit «Swiftquakes» bereits einen Namen. Auf Deutsch liesse sich das mit «Swift-Beben» übersetzen. Ähnliche Auffälligkeiten wurden auch schon während anderen Massenveranstaltungen festgestellt.
Tausende hüpfende Fans
Im vergangenen Sommer nahm Gabrielle Tepp, Seismologin am California Institute of Technology in Pasadena, eine Reihe von Taylor-Swift-Konzerten im kalifornischen Inglewood zum Anlass, der genauen Ursache der Erschütterungen auf den Grund zu gehen. Tepp und ihr Team fanden heraus, dass die von den Seismometern aufgezeichneten Muster von den Tausenden von hüpfenden und tanzenden Fans verursacht wurden.
Der Schweizerische Erdbebendienst erklärt es wie folgt: «Wenn sich viele Menschen gleichzeitig rhythmisch bewegen, überträgt sich diese Energie als harmonische Schwingung in den Boden und kann von nahe gelegenen Seismometern gemessen werden.» Die durch das Konzertpublikum ausgelösten Erschütterungen seien an acht Stationen des seismischen Netzwerks bis zu einer Distanz von sechs Kilometern um das Letzigrundstadium ersichtlich gewesen.
«Hätte die Schweiz die Europameisterschaft gewonnen ...»
Stärkere Erschütterungen wie jene am Taylor-Swift-Konzert treten aus dem Hintergrundrauschen – verursacht durch entfernte Meeresbewegungen, atmosphärische Druckänderungen oder menschengemachte Ereignisse wie Verkehr oder Bauarbeiten – hervor. Wie deutlich sich Bewegungen von Menschen aus dem Hintergrundrauschen herauslesen lassen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, erklärt der Erdbebendienst.
So spielt etwa die Distanz zur nächstgelegenen seismischen Station eine Rolle. «Springt man direkt neben einem Seismometer, reicht eine Person, um sichtbare Ausschläge zu erzeugen», heisst es weiter. «Mit zunehmender Distanz braucht es eine grössere Menge an sich bewegenden Personen. Hätte also die Schweiz die Europameisterschaft gewonnen, sähe man in den seismischen Daten keine Familien vom Sofa aufspringen, aber eventuell die Begeisterung von Zuschauenden in grösseren Public Viewings.»
Zudem spielt laut dem Erdbebendienst der Untergrund eine Rolle. «Bewegen sich die Menschenmassen rhythmisch auf weichem Untergrund, wie den Schotterablagerungen des Limmattals, sind die Erschütterungen stärker als auf härterem Gestein, werden aber auch schneller mit der Distanz gedämpft.» Verstärkt würden die Bodenbewegungen noch, wenn ein Gebäude wie etwa Tribünen durch die Menschen in seiner Resonanzfrequenz angeregt werde.
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