Börni Höhn (35) kann wieder lächeln. «Dass ich heute da bin, ist ein kleines Wunder», sagt die Sängerin. Mit der linken Hand wischt sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und erklärt: «Es waren kleine Schritte, die mich zurückführten. Aber jeder einzelne Schritt war wichtig, um das Geschenk des Lebens wieder erkennen zu können.»
Anfang 2021 wurde Höhn von einem Partner betrogen. Zuvor hatte er sie monatelang manipuliert, schliesslich auch finanziell hintergangen. «Als ich es herausgefunden hatte, brach für mich eine Welt zusammen.»
Höhn verfiel in eine tiefe Depression. «Ich habe mich fast ein Jahr durchgeheult.» Ausgerechnet sie, die sich immer für eine Frohnatur hielt, habe auf nichts mehr Lust gehabt, habe sich zu nichts mehr motivieren können, auch in nichts mehr einen Sinn erkannt. «Es war einfach nur schrecklich, so keine Freude mehr am Leben haben zu können.»
Liebling von «MusicStar»
Als Frohnatur war die Zürcherin tatsächlich jahrelang schweizweit bekannt. 2007 wurde sie durch die Hitshow «MusicStar» zum TV-Liebling, danach startete sie als Sängerin durch. Vor acht Jahren liess sie sich in Los Angeles (USA) nieder, wo sie mit Stars wie Sean Kingston (32) arbeitete und für US-Musiker und K-Pop-Bands Songs schrieb und produzierte.
Als die Corona-Pandemie losging, gab Höhn ihre Wohnung in den USA auf und kehrte in die Schweiz zurück. «Meine Lehrjahre in der Fremde waren zu Ende», sagt sie. «Ausserdem vermisste ich meine Familie und Freunde hier. Und ich fühlte mich hier sicherer als in Kalifornien.»
Schon früh während der Pandemie habe sie aber gemerkt, dass sie immer öfter ins Grübeln kam, sagt Höhn. «Wie wohl viele andere auch, die sich in dieser Zeit gezwungenermassen intensiver mit sich selbst beschäftigt und die Erwartungen ans Leben neu überdacht haben.» Der Betrug ihres Partners sei dann wie der berüchtigte Tropfen zu viel gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Balance wiedergefunden
In ihrer dunkelsten Stunde suchte sich Höhn zum Glück professionelle Hilfe. Dank einer Therapie habe sie die Balance wiedergefunden, sagt sie heute dankbar. «Mir ist ein zweites Leben geschenkt worden.»
Mit ihrer neuen Single «I'm Alive» will Höhn auf das Thema aufmerksam machen, das für viele noch immer ein Tabu ist. Dafür arbeitet sie auch mit mehreren Suizidpräventions-Vereinigungen zusammen. «Wenn es mir passieren kann, kann es jedem passieren», sagt Höhn. «Wichtig ist, dass man sich getraut, Hilfe zu holen.»
Wenn ein Ereignis auch bei dir auch seelisch Spuren hinterlassen hat, zögere nicht, Hilfe zu holen. Auch für Kinder und Jugendliche gibt es passende Angebote.
Pro Juventute, Telefon 147, Beratungstelefon und Chat für Kinder und Jugendliche oder www.147.ch. 24/7. Dargebotene Hand, Telefon 143, www.143.ch, 24/7.
Elternnotruf, 0848 35 45 55 (Festnetztarif) oder www.elternnotruf.ch. Nicht für medizinische Notfälle. Zwischen 23 und 8 Uhr wird der Anruf auf Pro Juventute umgeleitet.
Dureschnufe, www.Dureschnufe.ch, Plattform mit Tipps für psychische Gesundheit rund um Corona.
Hotline für Angststörungen und Panik, Telefon 0848 801 109. Öffnungszeiten an Feiertagen nur von 12 bis 14 Uhr, www.aphs.ch.
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