Sie war dabei, als der ehemalige Zirkusbär Napa (†14) in Serbien für seine lange Reise in die Schweizer Berge in einen Kleinbus geladen wurde. Und Monika Fasnacht (56) erinnert sich gut an den letzten Streckenabschnitt von Chur nach Arosa im Sommer vor zwei Jahren: «Die Aufregung war gross. Es war wie bei der Tour de Suisse, die Leute säumten den Weg die Strasse entlang, alle waren neugierig auf den ersten Bären-Bewohner. Sogar die damalige Bundesrätin Doris Leuthard (57) war vor Ort.»
Jetzt ist Napa mit 14 Jahren verstorben, am Mittwoch wurde er von seinem Leiden erlöst. Im Juni war bei ihm eine Epilepsie diagnostiziert und vom Tierarzt behandelt worden. Nach einer kurzen Besserungsphase erlitt er aber wieder vermehrt Zitteranfälle. Am 20. Oktober hatte er erneut einen epileptischen Anfall, worauf die Dosierung der Medikamente erhöht wurde. Die Wirkung war jedoch geringer als zuvor und Napas Wohlbefinden stark eingeschränkt. Aufgrund der Analyse der Tierärzte und nach Rücksprache mit der Tierschutzorganisation Vier Pfoten entschloss man sich schweren Herzens, Napa von seinem Leid zu erlösen – die Chancen auf Besserung waren aussichtslos.
Seine traurige Vergangenheit machte ihn zum Liebling
«So eine Entscheidung ist immer schwierig, gerade weil ja ein Tier nicht erzählen kann, wie es ihm geht. Aber wenn es offensichtlich ist, dass er gelitten hat, dann ist es die einzig richtige Lösung», so die TV-Frau und Tierfreundin. Fasnacht war eine der Patinnen von Napa und ist Botschafterin des Bärenlands, zu Napa hatte sie einen besonderen Bezug. «Er war ein schöner Bär, gross und mit hellem Fell. Und aufgrund seiner traurigen Vergangenheit im Zirkus war er an Menschen gewöhnt und suchte auch deren Nähe. Das machte ihn zum Liebling im Bärenland Arosa.»
Napa war der letzte Zirkusbär Serbiens, im November 2016 wurde er von Vier Pfoten und der Stiftung Arosa Bären aus schrecklichen Verhältnissen befreit. Bis zu seiner Rettung musste der Bär, der eine Kreuzung aus Europäischem Braunbär und Eisbär war, in einem verrosteten Käfig ausharren. Der war so winzig, dass sich das 350 Kilo schwere Tier darin nicht mal aufrichten konnte.
Endlich Naturboden unter den Bärentatzen
Zwar ist Fasnacht traurig über den Abschied von Napa, zugleich ist sie aber auch froh über die Zeit, die der Bär in Arosa verbringen durfte: «Es bricht mir das Herz. Aber ich bin sehr dankbar, dass er zum ersten Mal in seinem Leben Naturboden unter seinen Tatzen fühlen konnte, im Schnee herumgetollt ist und in unseren Bergen Naturbäder geniessen konnte.
Ich hätte es ihm gegönnt, wenn das noch etwas länger gedauert hätte.»
Laut Pascal Jenny (46), dem Präsidenten der Stiftung Arosa Bären, wird Napa pathologisch untersucht. «Einen Teil der sterblichen Überreste werden wir in Form von Asche zu gegebenem Zeitpunkt in Arosa verstreuen. Wir planen, nächstes Jahr im Arosa Bärenland einen Gedenktag zu veranstalten.»
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