Tränen vor Glück und Erleichterung bei Alec Baldwin. Die Richterin in New Mexiko hob die Anklage wegen Totschlags gegen ihn auf und setzte ihn auf freien Fuss. Der Grund dafür: Die Staatsanwaltschaft hatte Beweise zurückgehalten, die den Star entlastet hätten – ein grober Verstoss gegen die Prozessordnung.
Die Staatsanwaltschaft hatte Baldwin wegen des fatalen Schusses auf die Kamerafrau Halyna Hutchins am Set von «Rust» im Oktober 2021 fahrlässige Tötung vorgeworfen. In ihrem Eröffnungsplädoyer vor dem Gericht in Santa Fe beschuldigte sie den 66-Jährigen, beim Dreh «mit einer echten Pistole gespielt und die grundlegendsten Sicherheitsregeln für den Waffengebrauch gebrochen» zu haben. Dafür hatten dem prominenten Angeklagten bis zu 18 Monate Haft gedroht.
Wichtige Beweise nicht ausgehändigt
Doch am dritten Prozesstag kam dann die überraschende Wendung. Baldwins Rechtsanwalt Luke Nikas beschuldigte die Staatsanwaltschaft, ihm für die Verteidigung wichtige Beweise nicht ausgehändigt zu haben. Denn diese hätten offenbart, wie die scharfe Munition ans Set des Westerns gelangt sei. Genauer gesagt hatte ein Mann namens Troy Teske, ein Bekannter der bereits verurteilten Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed, den Behörden am Set gefundene, scharfe Munition übergeben. Das erfuhr Nikas erst nach Beginn des Prozesses durch das Bodycam-Video eines Polizisten. Laut der Verteidigung hatte die Staatsanwaltschaft «diese Kugeln weder aufgehoben noch uns über diese kritischen Beweise informiert». Deshalb beantragte der Verteidiger bei Richterin Mary Marlowe Sommer, dass sie die Anklage wegen vorsätzlichen juristischen Verstosses sofort abweisen sollte.
Sommer entschied nicht sofort, schickte aber die Geschworenen frühzeitig fürs Wochenende nach Hause. Dann rief sie eine Beamtin des Sheriffsbüros von Santa Fe in den Zeugenstand, die die Munition von Teske in Empfang genommen hatte. Auf Nachfrage von Baldwins zweitem Verteidiger Alex Spiro gab Alexandria Hancock zu, dass sie Teskes Munition nicht mit den anderen Beweisen vom «Rust»-Fall aufgelistet hatte. Staatsanwältin Kari T. Morrissey sei in diese Entscheidung involviert gewesen. Sommer rief daraufhin die Staatsanwältin selbst in den Zeugenstand, die sich damit herausreden wollte, dass sie die Kugeln als nicht relevant für den Fall angesehen habe.
Weitere Anklage untersagt
Das reichte Sommer dann für ihre Entscheidung am späten Nachmittag. Sie attackierte die Staatsanwaltschaft dafür, «mit vollem Vorsatz kritische Beweise zurückgehalten» zu haben. Um dann zu urteilten, dass «die einzig mögliche Wiedergutmachung dafür die sofortige Einstellung des Verfahrens» sei. Dazu entschied sie, dass Baldwin nicht nochmals angeklagt werden darf. Der Star fing auf der Anklagebank an zu schluchzen und fiel dann zuerst seinem Anwalt und dann seiner ebenfalls weinenden Ehefrau Hilaria um den Hals.
Morrissey, deren Team drei Jahre lang die Anklage vorbereitet hatte, wandte sich hinterher an die Medien: «Ich bin sehr enttäuscht und glaube, dass die Wichtigkeit dieser Beweise von der Verteidigung übertrieben wurden. Wir müssen aber die Entscheidung des Gerichts respektieren.»
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