Darum gehts
In seinem Film «The Amateur» spielt Rami Malek (43) den CIA-Kryptografen Charles «Charlie» Heller, dessen Frau bei einer Terrorattacke getötet wird. Als seine Vorgesetzten den Vorfall unter den Teppich kehren wollen, geht Heller auf einen Rachefeldzug, um die Verantwortlichen aufzuspüren.
Für den Oscar-Gewinner Malek ist der Actionthriller eine Premiere. Er übernimmt nicht nur die Hauptrolle, er fungiert auch zum ersten Mal als Filmproduzent. Die Doppelrolle hat er keine Sekunde lang bereut, wie er im Interview mit Blick verrät: «Ich liebe es einfach, wenn ich von vorne bis hinten in ein Projekt involviert bin und in jedes Element mit einbezogen werde, vom Drehbuch bis zum Schneideraum», sagt er. Und fügt mit einem Lachen an: «Jetzt klinge ich wie ein Perfektionist, ich weiss.»
Blick: Woher stammt Ihr Wissen, wie man einen guten Film in die Kinos bringt?
Rami Malek: Ich habe insbesondere bei meinen Drehs von «Bohemian Rhapsody» und auch bei «James Bond» immer sehr genau aufgepasst, wie es am Set abgeht, und den Regisseuren viele Fragen gestellt.
Ihr Part als Charlie Heller erinnert stark an Ihre Rolle in der Fernsehserie «Mr. Robot», in der Sie sich als Hacker Elliot mit dem eigenen, korrupten Arbeitgeber anlegen.
Es gibt auf jeden Fall Ähnlichkeiten zwischen den beiden. Ich fühle mich grundsätzlich zu emotional gebrochenen, hochintelligenten Filmcharakteren hingezogen. Sowohl Elliot als jetzt auch Charlie gehen durch eine Art von Trauerphase und lassen sich dennoch nicht unterkriegen.
Wie hebt sich ein Malik-Film von anderen Actionthrillern ab?
Wir haben an vielen weltbekannten Orten gedreht, von London über Istanbul bis Paris. Aber ich wollte vermeiden, dass wir die ikonischen Wahrzeichen wie die St.-Pauls-Kathedrale oder den Eiffelturm im Bild haben. Unsere Szenen spielen in Stadtteilen, die man nicht von Postkarten kennt. Das ist auf jeden Fall ein Markenzeichen von «The Amateur».
Worauf sind Sie als Produzent besonders stolz?
Dass es mir gelungen ist, mit Laurence Fishburne, Rachel Brosnahan oder auch Caitríona Balfe Schauspieler als Co-Stars zu gewinnen, mit denen ich schon immer arbeiten wollte. Ich bin sehr stolz, dass ich mit ihnen die Leinwand teilen durfte.
Charlies tiefe Trauer treibt ihn dazu, als reiner Amateur in der Welt von Geheimdiensten auf Rachefeldzug zu gehen. Kennen Sie solch tiefe Trauer auch aus Ihrem Leben, und haben Sie das in die Rolle mit einfliessen lassen?
Wie privat soll ich jetzt werden? (lacht) Ich glaube, so gut wie jeder von uns hat leider in seinem Leben schon Perioden von Trauer durchmachen müssen. Ich sehe mein Schauspiel jedoch nicht als Therapiesitzung oder als Weg zur Selbsthilfe. Aber als Mensch konnte ich mich sehr gut mit Charlies Trauerphasen identifizieren.
Jeder geht mit Trauer anders um. Würden Sie ebenfalls zum Rachefeldzug neigen, wenn Sie Charlies Schicksal erlitten hätten?
Ich muss sagen, wenn man einen solch schrecklichen Verlust hinnehmen muss, dann gibt es eigentlich nur zwei Reaktionen darauf. Und die zweite Art, nämlich sich in seine Niedergeschlagenheit und Trostlosigkeit zurückzuziehen, finde ich auf jeden Fall schlimmer und düsterer.
Wie gut sind Sie, wenn es um Computertechnologie geht?
Durch die Serie «Mr. Robot» ist mir auf jeden Fall klar geworden, dass ich nicht das Talent zum Programmierer hätte. Doch ich habe genug in dem Feld gelernt, um paranoid zu werden, was unsere Regierung alles anzapfen und ausspionieren kann.
Machen Sie sich deswegen wirklich Sorgen?
Ja, insbesondere nachdem ich mir auch noch eine Dokumentation über Edward Snowden angeschaut habe. Grundsätzlich finde ich, dass Charlies Computertalent eine echte Superpower ist, mit der man grossen Schaden anrichten könnte. Der Gedanke, dass es von seiner Sorte viele gibt, ist furchterregend.
«The Amateur» ist aktuell in Schweizer Kinos zu sehen.