Nachdenklicher Kinostar Timothée Chalamet (26) in Venedig
«Für Kids ist es schlimm heute»

Der Auftritt von Kinostar Timothée Chalamet an den Filmfestspielen von Venedig sorgte für Aufsehen. Aber auch seine Einstellung zu den sozialen Medien ist aussergewöhnlich.
Publiziert: 12.09.2022 um 19:15 Uhr
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Timothée Chalamet war der Hingucker an den diesjährigen Filmfestspielen von Venedig.
Foto: DUKAS
Patricia Danaher

Es sei so hart, in der jetzigen Zeit zu leben, sagt Timothée Chalamet (26). Der Hollywoodstar ist eine Stilikone der Generation Z und ein Kind des digitalen Zeitalters – und er hasst es! Hätte er die Wahl, wäre er lieber in einer früheren Generation aufgewachsen. Beispielsweise in den 1980er-Jahren, in denen sein neuer Film «Bones and All» spielt. In diesem gibt er einen Kannibalen, der mit seiner gleichgesinnten Freundin durch den amerikanischen Mittleren Westen reist.

Im Rahmen der 79. Filmfestspiele von Venedig, die am Samstag zu Ende gingen, bekam Chalamet nach der Premiere seines Dramas die längste Standing Ovation der Festival-Geschichte. Beim Treffen verriet er, weshalb er auf Social Media gut verzichten könnte: «Ich kann mir kaum ausmalen, wie schlimm es für Kids heute ist, mit ständigen Social-Media-Attacken aufzuwachsen.»

Ihr Film spielt in den 80er-Jahren.

Timothée Chalamet: Es war befreiend, jemanden zu spielen, der ohne Nebengeräusche mit seinem inneren Dilemma kämpfen kann. Der, ohne dass er auf Twitter, Instagram oder Tiktok ist, für sich selbst herausfindet, wo er sich zugehörig fühlt. Der ohne ständige Bewertungen durch andere sein Leben meistert.

Ein desillusionierter Kannibale auf der Suche nach sich selbst – damit werden sich im Kino nicht viele identifizieren können.

Doch, ich glaube schon. Wir leben in einer Zeit, in der man den gesellschaftlichen Zusammenbruch spüren kann. Ohne jetzt überheblich zu tönen, aber Filme wie dieser sind sehr relevant, weil sie beleuchten, was in unserer Welt momentan vor sich geht.

Wann haben Sie sich zum ersten Mal richtig zugehörig gefühlt?

Ich bin in New York aufgewachsen und habe mit 12 realisiert, dass ich mich mit den Leuten des Theaters verbunden fühle. Ich sah Denzel Washington am Broadway in einem Stück, als ich gerade eine schwierige Zeit durchmachte, weil meine Oma in jenem Jahr gestorben ist. Die Welt des Theaters gab mir Halt, dort fühlte ich mich zu Hause.

Im Film «Dune» sind Sie der Held, in «Bones and All» ein gesellschaftlicher Aussenseiter.

Dieser Gegensatz war eine Herausforderung, die mit ein Grund war, warum ich die Rolle wollte. Vom heldenhaften Alphatier zu einer gebrochenen Seele, das war für mich sehr attraktiv zu spielen.

Im Film sagen Sie den Satz: «Liebe ist, was uns rettet und uns befreit.» Glauben Sie selber auch daran?

Ich weiss es nicht genau. In Bezug auf die Liebe durch die Familie und Freunde stimmt es auf jeden Fall. Was die andere Art von Liebe angeht, bin ich noch zu jung, um die Antwort zu kennen. Hoffentlich gibt es ausser der Liebe noch etwas anderes, das dich in deinem Selbstwert bestätigt.


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