Nach Tod von Schauspieler Lee Sun Kyun (†48)
Wieso begehen so viele südkoreanische Künstler Suizid?

Lee Sun Kyun hat keinen anderen Ausweg mehr gesehen und seinem Leben ein Ende gesetzt. In seinem Heimatland Südkorea ist er damit kein Einzelfall. Diese Gründe stecken hinter den Suiziden von Prominenten.
Publiziert: 29.12.2023 um 19:50 Uhr
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Südkorea trauert um Lee Sun Kyun.
Foto: Getty Images

Am 27. Dezember wurde Lee Sun Kyun (†48) tot in seinem Auto aufgefunden. Der Schauspieler, der 2019 eine Hauptrolle im oscarprämierten Film «Parasite» spielte, beging mutmasslich Suizid.

Ein weiterer trauriger Fall, der Südkorea überschattet. Immer wieder setzen Prominente ihrem Leben ein Ende. In den letzten Jahren etwa die K-Pop-Stars Jonghyun (1990–2017), Sulli (1994–2019), Goo Hara (1991–2019) und Moonbin (1998–2023) – alle noch keine 30 Jahre alt und äusserst erfolgreich.

Strenge Kontrolle durch Management

Vermutet wird, dass die Betroffenen dem enormen Erfolgsdruck nicht standhielten. Goo Hara etwa hatte ihre Depressionen öffentlich gemacht, doch auch das rettete sie nicht.

Oft trifft es K-Pop-Stars. Sie werden von ihren Managements streng kontrolliert, dürfen keine Skandale verursachen und sollen möglichst solo sein, um den Erfolg nicht zu gefährden. Der Grund? «Viele der grössten Plattenfirmen werden auch an der koreanischen Börse gehandelt», sagte Manager Bernie Cho 2018 gegenüber CNN. Skandale lassen die Kurse einbrechen. Der Druck, der auf jedem K-Pop-Star lastet, ist enorm.

Allgemein hohe Suizidrate

Dennoch sind nicht nur Künstlerinnen und Künstler in Südkorea betroffen. Mit 25 pro 100'000 Einwohner hat das Land weltweit eine der höchsten Suizidraten. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt sie bei 9,5. Woran das liegt? Wohl auch am gesellschaftlichen Tabu, bei psychischen Problemen professionelle Hilfe zu suchen. Künstler neigen zudem dazu, Emotionen heftiger wahrzunehmen. «Da ihr Beruf daraus besteht, von der Öffentlichkeit geliebt zu werden, können sie gar nicht anders, als sensibler auf die öffentliche Meinung zu reagieren», sagt der koreanische Psychiater Paik Jong-woo der CNN. Sie wollen nicht als Versager dastehen und arbeiten so viel, dass keine Zeit bleibt, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Auch die intensive Online-Kultur Südkoreas hat Einfluss, wie Lee Gyu-tag, Professor für Kulturwissenschaften, zu CNN sagt. Bei Drogenkonsum oder illegalen Straftaten sollten sie nach dem Gesetz bestraft werden, mehr nicht. «Aber die Öffentlichkeit denkt offenbar, dass Menschen der Unterhaltungsbranche Kritik oder beschämende Online-Kommentare verdienen.» Damit können viele nicht umgehen. (bir)

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Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in Krisen und für ihr Umfeld da:

Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben

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