«S Berner Oberland isch schööön», trällert der Südkoreaner Sancherry Park (48) voller Freude ins Mikrofon, holt tief Luft und hängt einen stilechten Jodel an. Seine Interpretation des Refrains vom «Vogellisi» ist beeindruckend: Der Südkoreaner singt auf Schweizerdeutsch, trifft die meisten Töne, trägt die traditionelle Schweizer Älpler-Tracht. Mit dem Video landet Sancherry Park auf Tiktok einen viralen Hit, der nicht nur im asiatischen Raum begeistert, sondern auch viele Schweizerinnen und Schweizer kommentieren lässt: «Er kann gleich mit ‹Oesch's die Dritten› auf die Bühne!», heisst es etwa in den Kommentaren vom Video, das bis jetzt über 600'000 Views zählt.
Seine Liebe fürs Jodeln hat der südkoreanische Uniprofessor während der Highschool entdeckt, verrät Park gegenüber Blick. Zufällig habe er eine Sendung im Fernsehen gesehen, in der gejodelt wurde, da habe es ihn gepackt. Mit einem Jodelbuch, Jodelkassetten und mithilfe der koreanischen Jodel-Ikone Kim-Hong-Chul habe er sich das Jodeln mehr oder weniger selbständig beigebracht. «Als ich das erste Mal gejodelt habe, dachte meine Mutter, ich würde weinen», erinnert sich Sancherry Park. Heute, 30 Jahre später, hat der Jodler in Südkorea viele Fans, tritt in TV- und Radioshows oder an Volksfesten auf. In unzähligen Youtube- und Tiktok-Videos gibt er nicht nur Schweizer Klassiker wie das «Vogellisi» zum Besten, er singt auch österreichische Volksmusik und amerikanische Blues-Interpretationen. An seiner Universität gibt der Professor inzwischen auch Jodelkurse.
Traum von einer Schweiz-Reise
Sancherry Park lernt für seine Schweizer Volkslieder Wörter aus dem Wörterbuch auswendig und ahmt die Sprache dann so gut wie möglich nach, erzählt er. Stets versuche er, die Bedeutung des Textes zu verstehen, damit der Hobby-Jodler die Emotionen richtig herüberbringen könne. «Ich würde gern richtig Schweizerdeutsch lernen, aber in Korea habe ich keine Möglichkeit dazu», so Park.
Ausserdem würde der Südkoreaner auch gern einmal in die Schweiz reisen, um die Jodelkultur besser kennenzulernen. Vor vier Jahren plante er eine Europa-Reise, doch die Pandemie durchkreuzte seine Pläne. «Ich träume davon, mit meinem Jodel in die Alpen zu reisen und kann es kaum erwarten, diese Gegend zu besuchen – vielleicht als Strassenmusikant!»
Dass sein Gejodel dank des «Vogellisi»-Songs nun auch beim Schweizer Publikum Anklang findet, freut Park besonders: «Es fühlt sich so gut an, von Schweizern anerkannt zu werden, vielen Dank!», antwortet er auf den Kommentar eines Schweizer Users unter seinem Video.