Die Erwartungen sind wie immer hoch, wenn Disney eine Realverfilmung einer seiner Klassiker ankündigt. Gut gelungen ist das beispielsweise bei «Aladdin». Der Streifen, der 2019 ins Kino kam, orientierte sich stark am Vorbild und brachte doch neue moderne Aspekte in die Handlung mit ein. Bei «Mulan» hat man sich bewusst nicht vom Zeichentrick-Abenteuer von 1998 leiten lassen. Und das wird dem Film zum Verhängnis.
Die Geschichte ist berührend: Die junge Hua Mulan, die in ihrer Freizeit lieber trainiert als sich Männern zu widmen, verlässt heimlich ihr Zuhause und geht für ihren kranken Vater in ein chinesisches Trainingslager, in dem sie für die Schlacht gegen die Eindringlinge aus dem Norden vorbereitet wird. Auch wenn sie sich dabei als Mann ausgeben muss – Mulan wird zu einem der stärksten Kämpfer der Truppe.
Teuerste Disney-Produktion, doch der Zauber fehlt
Der Werdegang von Mulan, verkörpert durch die chinesisch-amerikanische Schauspielerin Liu Yifei (33), wird im Film ausführlich erzählt. Schöne Landschaftsbilder, detailreiche Kampfszenen und ein gewaltiges Set zeigen, dass hier mit grosser Kelle angerührt wurde. Kein Wunder gilt «Mulan» mit einem Budget von 300 Millionen Dollar als teuerste Disney-Produktion aller Zeiten. Allerdings ging bei der ganzen Materialschlacht eines vergessen: Der Zauber des Ursprungs-Filmes, den viele Disney-Fans so lieben.
Klar, viele der Überspitzungen des früheren Streifens kann man heute aus Sensibilität der chinesischen Kultur gegenüber nicht mehr so bringen. Trotzdem wirkt die neue Version etwas gar weit weg vom Original. Der Drache Mushu, der zum Publikumsliebling avancierte, fehlt im Film vollkommen – und wird durch einen stummen Phönix ersetzt. Auch die beliebte Musik aus dem Zeichentrickfilm ist nicht mehr zu hören, sie wurde in die normale Filmmusik integriert. Gesungen wird nicht, weil die neuseeländische Regisseurin Niki Caro (53) einen realistischeren Ansatz verfolgte und sie das nicht mit Kämpfern in Verbindung bringen konnte, die vor einer Schlacht ein Lied anstimmen.
Veröffentlichung war wie verhext
Die Veröffentlichung von «Mulan» stand ohnehin unter einem schlechten Stern: Angesetzt wurde die Premiere zu Beginn auf Ende 2018, wurde dann auf März 2020 und von dort aus wegen der Corona-Pandemie wieder verschoben. Schliesslich entschied sich Disney, die Veröffentlichung je nach Land unterschiedlich anzugehen.
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In Ländern, die sich in einer entspannten Corona-Lage befinden, läuft der Disney-Streifen in diesen Tagen im Kino an. In anderen Ländern wird er, wie hier in der Schweiz ab heute auf dem Streamingdienst Disney+ zu sehen sein. Dafür muss allerdings zum bestehenden Abo ein VIP-Zugang für 29.90 Franken hinzugekauft werden. Ab dem 4. Dezember 2020 ist «Mulan» schliesslich ohne Aufpreis verfügbar.
Für Kampffilm-Fans, nicht für Disney-Liebhaber
Es ist nicht so, als wäre die neue Version von «Mulan» ein schlechter Film. Für Fans von Kampfszenen und Heldenfiguren mag der Streifen sehr unterhaltsam und packend sein. Für Disney-Fans, die sich aber eine lieblichere Darstellung der ganzen Geschichte gewünscht hätten, empfiehlt es sich aber, beim Altbewährten zu bleiben. Oder mit Aladdin und Prinzessin Jasmine auf dem fliegenden Teppich über Agrabah zu reiten.
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