Kino-Perlen 2022
Das sind die besten Filme des Jahres

Obwohl Streamingdienste wie Netflix dem Kino langsam den Rang ablaufen, sind auch dieses Jahr einige Streifen entstanden, für die es sich lohnt, Eintritt zu zahlen. Blick-Filmkritiker Laszlo Schneider stellt seine fünf Favoriten vor.
Publiziert: 28.12.2022 um 20:56 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2022 um 20:58 Uhr
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Austin Butler glänzt als Elvis Presley im Biopic «Elvis»
Foto: imago/Prod.DB
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Laszlo SchneiderTeamlead People-Desk

Die Kinosäle sind in letzter Zeit nicht mehr so voll wie auch schon. Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen – Netflix und Co. lassen grüssen. Schade, denn 2022 hat einige cineastische Höhepunkte mit sich gebracht: Von leichten, aber unterhaltsamen Feel-Good-Filmen über Biografien bis hin zu fast nicht auszuhaltenden Dramen war alles dabei. Blick-Filmkritiker Laszlo Schneider stellt fünf Streifen vor, die man unbedingt gesehen haben muss.

5

«Elvis»

Musikerinnen und Musiker auf stimmige Art und Weise zu porträtieren, ist filmisch gesehen ein schweres und oft undankbares Unterfangen. Regisseur Baz Luhrmann stellte sich der Aufgabe – und fand mit dem charakterstarken Austin Butler (31) die perfekte Besetzung für die Rolle des Elvis Presley (1935 – 1977), der zeitlebens mit grossen körperlichen und psychischen Problemen zu kämpfen hatte. Die Geschichte fokussiert auch auf die schwierige Beziehung Presleys zu seinem Manager Colonel Tom Parker (1909 – 1997). Er wird übrigens von Hollywood-Legende Tom Hanks (66) gespielt – und zwar so gut, dass er seinen (ebenfalls grandiosen) Chef Presley manchmal ein wenig in den Schatten stellt.

4

«Licorice Pizza»

Streng genommen stammt der Film noch aus dem Jahr 2021. Da er aber erst im Januar 2022 in die Schweizer Kinos kam, hat er seinen Platz auf dieser Liste mehr als verdient. «Licorice Pizza» ist eine wunderbare Hommage an die 1970er-Jahre und sollte auf jeder Nostalgie-Liste zu finden sein. Wer auf Schlaghosen und Psychedelic-Rock steht, muss das Werk von Star-Regisseur Paul Thomas Anderson (52, «Boogie Nights») unbedingt gesehen haben – aber auch Fans simpler Feel-Good-Filme kommen auf ihre Kosten: «Licorice Pizza» handelt vom jungen Gary (Cooper Alexander Hoffman, 19), einem Kinderschauspieler. Er verliebt sich in die ältere Alana (gespielt von der Sängerin Alana Haim, 31), für die Gary aber zu jung ist. Was folgt, ist eine wunderschöne, niemals kitschige und vor allem nicht langweilige Geschichte über Freundschaft, Liebe und das Erwachsenwerden.

3

«Happening»

Das französische Drama hat einen sehr aktuellen Bezug: Die junge Anne (Anamaria Vartolomei, 23) wird im Frankreich der 1960er-Jahre ungewollt schwanger und kämpft gegen das damals noch gültige Abtreibungsverbot, um ihr Studium beenden zu können. Zu Zeiten, in denen ein Abort in vielen Staaten der USA nicht mehr erlaubt ist, hat Regisseurin Audrey Diwan (42) einen Film erschaffen, der aufwühlt, zum Nachdenken anregt und dabei nicht immer ganz einfach anzuschauen ist. Mit Vartolomei hat sie zudem eine junge, erfrischende Schauspielerin global bekannt gemacht, von der man hoffentlich noch viel hören wird.

2

«The Fallout»

Auch das Debüt der jungen kanadischen Regisseurin Audrey Park (36) greift ein akutes Thema auf: Die junge Vada (Jenna Ortega, 20, «Wednesdays») muss mit dem Trauma einer Schulschiesserei zurechtkommen und stürzt sich je länger je mehr in den Drogenexzess. Zusätzlich beginnt sie, sich in die junge Tänzerin Mia (Maddie Ziegler, 20) zu verlieben, die genau wie sie selbst zurückgezogen versucht, mit den Sorgen und Ängsten einer heranwachsenden Person klarzukommen. «The Fallout» ist sowohl Gesellschaftskritik als auch ein Coming-of-Age-Stoff, der oftmals für Schauder und Tränen sorgt – und der Beweis, dass Ortega wohl schauspielerisch etwas vom Besten ist, was die Film- und Serienwelt momentan zu bieten hat.

1

«The Worst Person in the World»

Die junge Julie (Renate Reinsve, 35) weiss nicht so recht, wohin sie im Leben möchte: Nach einem gescheiterten Medizinstudium, versucht sich die Norwegerin als Schriftstellerin – aber nichts möchte so recht gelingen, weshalb sie oftmals planlos durch den Alltag schlittert. Dazu kommen immer wieder neue, aufregende Liebschaften und eine einzigartige Entscheidungsangst, die symbolisch für Menschen der Generation Y steht. Regisseur Joachim Trier (48) spricht mit «The Worst Person in the World» vielen Gleichaltrigen aus der Seele, indem er die Realität von 30- bis 40-Jährigen ad absurdum führt und auf äusserst charmante, nervenaufreibende und teils ironische Art und Weise erzählt. Sein Film ist nicht nur der Beweis dafür, dass ein Streifen dann am besten funktioniert, wenn er seinen Zuschauerinnen und Zuschauer (oft auch subtil) den Spiegel vorhält– so, dass sie im besten Fall leicht beschämt und amüsiert aus dem Kino laufen.

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