Katherine Heigl über Freunde und Feinde
«Man hat mir das Herz oft gebrochen»

Humor sei der Schlüssel zu ihrem Herzen, sagt TV-Star Katherine Heigl. Denn sie lache gerne. Die Schauspielerin hat aber auch harte Zeiten hinter sich.
Publiziert: 07.02.2021 um 00:56 Uhr
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Heigl wurde einem grösseren Publikum durch ihre Rolle der Isobel Catherine «Izzie» Stevens in der Serie «Grey’s Anatomy» bekannt, die sie von 2005 bis 2010 spielte.
Foto: ABC
Dierk Sindermann

Nach der Geburt ihres Sohnes Joshua im Dezember 2016 verschlechterte sich der geistige Zustand von Katherine Heigl (42) rapide: «Mein Gefühl sagte mir, dass ich lieber tot wäre.» Die Schauspielerin hatte seit ihren Teenager-Jahren immer wieder Phasen, in denen sie an Angstzuständen und Panikattacken litt. Diese verschlimmerten sich drastisch, als Kollegen der «Grey's Anatomy»-Darstellerin unterstellten, bei der Arbeit unprofessionell und schwierig zu sein.

Egal, ob sie die Vorwürfe dementierte («Wie ich bin, war nie ein Problem, solange meine Filme den Produzenten Geld einbrachten») oder sich entschuldigte («Je mehr ich Sorry sagte, desto mehr machte es den Eindruck, als hätte ich etwas verbrochen») – das Zickenimage wurde Heigl nicht wieder los. Weshalb sie auf dem seelischen Tiefststand vor fünf Jahren therapeutische Hilfe suchte und nach eigener Aussage «ein grosser Fan von Zoloft», einem Antidepressivum, wurde.

Mit dem Ergebnis, dass sie heute ihre seelische Balance gefunden hat und offen über ihre Probleme sprechen kann. Auch beim Interview zu ihrer neuen Netflix-Serie «Firefly Lane», die seit 3. Februar auf Netflix zu sehen ist, war Privates kein Tabu.

Frau Heigl, es klingt, als hätten Ihre seelischen Probleme bereits in jungen Jahren begonnen.
Katherine Heigl: Ja. Mir fehlte das Selbstbewusstsein. Ich litt an mangelndem Selbstwertgefühl und vor allem unter der ständigen Angst, nicht dazugehören zu dürfen. Einige Teile dieses seelischen Ballastes habe ich ins Erwachsenenleben mitgeschleppt. Aber ich bin zum Glück nicht mehr die hilflose junge Frau von damals.

Wenn Sie Ihrem Teenager-Ich einen Tipp fürs Leben geben könnten …
… dann den, dass ich nicht alles im Leben so ernst nehmen sollte. Und dass ich einen Weg finden muss, mich selbst zu lieben.

Hollywood ist ein hartes Pflaster für Menschen, die unter Selbstzweifeln leiden.
Ja, es herrscht dieser ständige Wettbewerb. Dir wird das Gefühl vermittelt, dass der Erfolg von anderen dein Scheitern bedeutet. Wenn wer anders die Rolle bekommt, bist du ein Verlierer. Meine Mutter hat immer versucht, mir diese negative Einstellung auszureden.

Mit Erfolg?
Nicht wirklich. Sie hat versucht, mir einzuimpfen, dass der Kuchen gross genug ist, damit alle ein Stück abbekommen werden. Doch wenn du immer wieder mit denselben Schauspielerinnen um Rollen vorsprichst, dann entsteht automatisch ein Konkurrenzdenken. Es ist menschlich, dass man gewinnen und Erfolg haben will.

Serien-Star Katherine Heigl

Katherine Marie Heigl (42) wuchs in einer Mormonenfamilie mit deutschen und irischen Vorfahren auf. Sie modelte früh und war schon als Teenager in Filmen zu sehen. Berühmt wurde sie durch den Serienhit «Grey's Anatomy», in dem sie von 2005 bis 2010 mitspielte. Seither gehört sie zu den bestbezahlten Schauspielerinnen Hollywoods. 2007 heiratete sie den Sänger Josh Kelley (41). 2009 adoptierten die beiden ein Mädchen aus Korea, 2012 ein weiteres aus den USA. 2016 brachte Heigl einen Sohn zur Welt. Die Schauspielerin macht kein Geheimnis daraus, dass sie früher an Depressionen litt.

Katherine Marie Heigl (42) wuchs in einer Mormonenfamilie mit deutschen und irischen Vorfahren auf. Sie modelte früh und war schon als Teenager in Filmen zu sehen. Berühmt wurde sie durch den Serienhit «Grey's Anatomy», in dem sie von 2005 bis 2010 mitspielte. Seither gehört sie zu den bestbezahlten Schauspielerinnen Hollywoods. 2007 heiratete sie den Sänger Josh Kelley (41). 2009 adoptierten die beiden ein Mädchen aus Korea, 2012 ein weiteres aus den USA. 2016 brachte Heigl einen Sohn zur Welt. Die Schauspielerin macht kein Geheimnis daraus, dass sie früher an Depressionen litt.

Oft soll der Konkurrenzkampf sogar am Set weitergehen.
Der hört nie wirklich auf. Und die eigene Unsicherheit und die Angst vor Misserfolg spielen dabei eine grosse Rolle. Das Traurige ist, dass sich das Vorurteil der weiblichen Feindschaften in der Branche oft bewahrheitet. Leider stimmt es, dass man der anderen oft nicht traut, weil vermeintliche Freundinnen dir im Laufe der Zeit immer wieder ein Messer in den Rücken stossen. Mir hat man so oft das Herz gebrochen. Wen wundert es, dass man plötzlich andere Frauen automatisch als potenzielle Feindinnen betrachtet.

Ihre Serie «Firefly Lane» handelt von zwei ungleichen Frauen, die seit ihrer frühen Schulzeit die dicksten Freundinnen fürs Leben geblieben sind. Gibt es solche Freundinnen auch in Ihrem Leben?
Ja. Meine ältesten Freundinnen kennen mich seit der Grundschule. Ich liebe sie über alles. Sie kennen meine Schwächen und Ängste. Weil ich nichts vor ihnen zurückgehalten habe. Sie haben mich nie enttäuscht. Ich vertraue ihnen voll. Wir haben es meist sehr lustig zusammen.

Feuchtfröhliche Gespräche über Männer?
Also, ich habe dabei immer einen Margarita in der Hand. Aber die anderen trinken nicht. Wir erzählen uns auch peinliche Storys über unser Liebesleben oder beraten uns, wenn wir Probleme mit unseren Kids haben.

Was muss man mitbringen, um mit Katherine Heigl gut auszukommen?
Einen anständigen Charakter und Sinn für Humor. Ich liebe es zu lachen. Humor ist der schnellste Weg zu meinem Herzen. Wenn man mich zum Lachen bringt, bin ich für immer deine Freundin.

In Ihrer Serie geht es auch um sexuellen Missbrauch durch einen Harvey-Weinstein-Typen. Haben Sie jemals mit einem mächtigen Mann in Hollywood schlechte Erfahrungen gemacht?
Ich hatte zum Glück meine Mutter, die mich davor beschützt hat. Als meine Managerin war sie immer mit am Set. Das heisst nicht, dass es nicht auch Momente gab, wo Männer sich danebenbenommen haben. Doch meine Mutter hat dem dann sofort einen Riegel geschoben.

Sie scheinen ein sehr gutes Verhältnis zu Ihrer Mutter zu haben.
Ja. Und es ist im Laufe der Zeit gewachsen. Seit ich 42 bin, behandelt mich Mama endlich wie eine erwachsene Frau (lacht). Wir haben inzwischen eine echte Freundschaft.

Sie sind selbst dreifache Mutter. Ihre Töchter sind zwölf und acht und ihr Sohn vier. Wie schwierig waren die letzten zwölf Monate im Lockdown?
Es war oft chaotisch. Besonders mein Sohn Joshua ist schwer zu bändigen und ist wie ein Irrwisch den ganzen Tag durchs Haus getobt. Aber diese Auszeit hat mir und meinen Kindern unheimlich viel gebracht. Ich war zum ersten Mal ein Jahr am Stück durchgehend mit ihnen zusammen. Wir haben einen Rhythmus entwickelt, so wie wir ihn noch nie hatten. Es hat mir sehr geholfen, bestimmte Verhaltensweisen meiner Girls zu begreifen und unsere Beziehung noch zu vertiefen.

Haben Sie sich manchmal eine Auszeit nehmen können?
Ja. Nach vier Monaten habe ich beschlossen, mir ein Kunstatelier einzurichten. Darin konnte ich dann endlich ganz allein sein und abschalten.


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