Serien-Star Katherine Heigl über ihren schlechten Ruf
«Ich bin keine Zicke!»

In «Grey’s Anatomy» eroberte sie als sanfte Ärztin Isobel «Izzie» Stevens die Herzen der Fans. Mit dem Erfolg wuchsen die Ansprüche, und in Hollywood wurde Katherine Heigl zum unbeliebten Star. Sie sei eine Zicke und benehme sich wie eine Diva. Nun gibt die schwangere Beauty ihr Comeback als Anwältin in der TV-Serie «Doubt».
Publiziert: 28.08.2016 um 19:23 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:40 Uhr
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Katherine Heigl gehört zu den schönsten Schauspielerinnen Hollywoods.
Foto: DUKAS
Interview: Dierk Sindermann

Trotz Schwangerschaft haben Sie sich entschieden, in einer neuen Serie mitzuspielen?
Ich war noch nicht schwanger, als ich zugesagt habe. Ehrlich gesagt, war ich noch in der Trauerphase, weil «State of Affairs» aus dem Programm genommen wurde. Ich wollte einfach nur Zeit mit meiner Familie verbringen. Dann fiel mir das Drehbuch für «Doubt» in die Hände. Und es war so toll, dass ich einfach Ja sagen musste.

Und dann waren Sie plötzlich schwanger.
Das war wirklich eine grosse Überraschung für mich. Wir sind natürlich sehr happy. Zumal es bislang eine sehr einfache Schwangerschaft ist – wenn man das nach 21 Wochen so sagen kann. Auf jeden Fall behindert es mich nicht bei den Dreharbeiten. Mal abgesehen davon, dass ich ständig Heisshunger verspüre.

Es ist Ihre erste Schwangerschaft. Was überrascht Sie am meisten daran?
Dass ich merke, was für ein Kontrollfreak ich bin. Ich muss lernen, dass es bei der Schwangerschaft so viele Dinge gibt, die man nicht selbst kontrollieren kann. Man wird von seinen Hormonen getrieben. Die Prioritäten haben sich geändert, und man isst plötzlich Dinge, die man sich immer verkniffen hat. In meinem Fall sind es Kekse und Kuchen. Und plötzlich gibt es nichts Schöneres auf der Welt als zu spüren, wie er sich in meinem Bauch bewegt.

Er?
Ja, ich bekomme einen Buben.

Freuen sich Ihre beiden Girls schon auf den kleinen Bruder?
Sie sind total aufgeregt, dass ein neues Baby kommt. Aber Adalaide hätte lieber eine kleine Schwester, die sie so herumkommandieren kann, wie es ihre ältere Schwester mit ihr tut (lacht). Naleigh ist super happy über einen Bruder. Wobei beide ein wenig ungeduldig werden. Sie fragen mich ständig: «Wo ist denn das Baby?» Ich muss sie immer daran erinnern, dass das noch ein bisschen dauert, bis sie ihn kennenlernen können.

Ihr Baby-Bäuchlein ist ja auch kaum zu sehen. Das wird aber nicht so bleiben.
Auf keinen Fall. Mein Arzt hat mir bereits prophezeit, dass er richtig gross wird.

Und wie geht das dann beim Drehen?
Ich trage dickere Klamotten und Mäntel. Ich muss hinter Tischen sitzen oder mich so von Gegenständen verdecken lassen, dass man es nicht sieht. Wir drehen, so lange es geht.

Passend zum Titel «Doubt – Zweifel» Ihrer Serie: Woran zweifeln Sie am meisten im Leben?
Am ehesten an mir selbst. Ich bin eine Perfektionistin und werde ständig von Selbstzweifeln geplagt, dass ich Dinge besser machen könnte. Wichtig ist, dass man sich durch Zweifel nicht lähmen lässt, sondern sie als Ansporn nimmt. Dasselbe gilt für Kritik.

Der sind Sie sehr oft ausgesetzt. Wie gehen Sie damit um?
Als Zwanzigjährige hat es mich innerlich kaputt gemacht. Ich habe mich oft einfach geschämt, weil ich fühlte, dass ich andere enttäuscht habe. Seitdem ich ein kleines Mädchen war, drehte sich mein ganzes Leben nur um die Karriere. Doch mit meinen Kindern hat sich alles geändert. Als Mutter und Ehefrau war es mir plötzlich nicht mehr so wichtig, was andere über mich denken. Ich bin erwachsener geworden, mit beiden Beinen auf dem Boden.

Es tangiert Sie wirklich nicht mehr, wenn Sie von den Medien durch den Kakao gezogen werden?Natürlich prallt nicht alle Negativität ab, besonders, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle. Aber ich versuche, mich nicht von anderen definieren zu lassen. Nur weil es jemand behauptet, heisst es nicht, dass ich eine Zicke bin.

In «Doubt» spielen Sie eine Anwältin, die mit dem Fahrrad zur Kanzlei fährt, Fastfood isst und stets das sagt, was ihr in den Sinn kommt. Wie viel Ähnlichkeit hat sie mit Ihnen?
Sie ist wie Katherine Heigl am Samstag. Denn dann fahre ich auch mit meinem Fahrrad durch die Stadt, erlaube mir einen Burger und rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Den Rest der Woche lebe ich eher gesund und halte meine Klappe (lacht).

Das Wichtigste, das Sie Ihren Kindern auf den Lebensweg mitgeben?
Gute Manieren und Respekt. Da bin ich als Mutter streng. Sie müssen lernen, dass sie nicht immer alles im Leben bekommen werden. Ausser die bedingungslose Liebe durch ihre Eltern, die immer auf ihrer Seite sein werden.

Sie scheinen mit ihrem Mann Josh auf derselben Wellenlänge zu ­liegen.
Auf jeden Fall. Josh ist ein unglaublich liebevoller, aufmerksamer Vater. Ich bin immer die Böse, die den Girls aufträgt, ihre Klamotten vom Boden aufzuheben, das Bett zu machen und ihre Erbsen aufzuessen.

Sie sind auf Twitter, Instagram und Facebook aktiv. Social Media scheint hoch im Kurs zu stehen.
Es ist für mich ein wichtiges Mittel, um mit meinen Fans in Kontakt zu bleiben. Und natürlich auch Werbung in eigener Sache zu machen. Allerdings fühle ich mich manchmal wie eine 110-Jährige, weil selbst Kleinkinder sich bei vielen Dingen besser auskennen als ich. Ich weiss noch nicht einmal, wie man chattet.

Kommunizieren Sie denn direkt mit Ihren Fans und lesen alle Kommentare zu ihren Postings?
Ja, tu ich. Ich weiss, dass Unwissen manchmal ein Segen sein kann. Aber grundsätzlich sind die meisten Leute sehr nett. Vielleicht fünf Prozent sind Hasser. Aber da muss ich einfach durch und mir ein dickes Fell zulegen.

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