Hollywoods Filmverband unter Druck
Goodbye Golden Globes?

Die Golden Globes gehörten bis anhin zu den glamourösesten Hollywood-Events des Jahres. Doch nun ist der Anlass gefährdet. Der Verband, der die Gala ausrichtet, steht in der Kritik. Mit Tom Cruise hat einer der prominentesten Preisträger seine Trophäen zurückgegeben.
Publiziert: 11.05.2021 um 19:28 Uhr
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Die Golden Globes gehören zu den glamourösesten Hollywood-Events.
Foto: Keystone

Mit Stars wie Tom Cruise (58), Brad Pitt (57), Meryl Streep (71) und Angelina Jolie (45) trumpfen die Golden Globes gerne auf. Die Gala für die seit 1944 vergebenen Film- und TV-Preise hat seit langem den Ruf als Hollywoods lockere Trophäen-Party, mit Promis und reichlich Champagner.

Immer wieder gab es jedoch auch Kritik an dem kleinen Verband der Auslandspresse, der die Auszeichnungen verleiht. Vorwürfe wie mangelnde Diversität und fragwürdige Praktiken der wahlberechtigten Journalisten wurden laut. Jetzt eskaliert die Globe-Krise.

Tom Cruise gab drei Preise zurück

Ausgerechnet Globe-Preisträger Tom Cruise hat dem Verband mit einer Protestaktion neue Negativ-Schlagzeilen beschert. Der «Mission Impossible»-Star habe seine drei Globe-Trophäen an die Organisation zurückgegeben, berichteten mehrere US-Medien am Montag übereinstimmend. Cruise hatte die Preise für seine Rollen in «Geboren am 4. Juli» (1990), «Jerry Maguire – Spiel des Lebens» (1997) und «Magnolia» (2000) gewonnen.

«Selma»-Regisseurin Ava DuVernay (48) lobte die Aktion umgehend. Mit der Rücksendung habe Cruise ein deutliches Zeichen gesetzt, gegen die «sexistischen, homophoben und rassistischen Praktiken von Ausschliessung, Schikane und Voreingenommenheit» des Verbands Front zu machen, schrieb sie am Montag auf Twitter.

Auch Fernsehsender zog den Stecker

Damit nicht genug: auch NBC, der Haussender der Globes, zog am Montag Konsequenzen. Man werde die Globe-Gala im Jahr 2022 nicht auszustrahlen, teilte der Sender mit. Der Globe-Verband HFPA (Hollywood Foreign Press Association) müsse Zeit und Arbeit investieren, um grössere Reformen umzusetzen. Der Sender hoffe aber, die Gala im Januar 2023 nach entsprechenden Veränderungen wieder zu zeigen.

Angesichts des wachsenden Boykotts war die HFPA am Montag um Schadensbegrenzung bemüht. «So schnell und so sorgfältig wie möglich» wolle sie «längst überfällige» Veränderungen durchführen, versprach die Organisation in einer Mitteilung. Es folgte eine Liste mit Eckdaten für die kommenden Monate, etwa: Diversitäts-Berater einstellen, weitere Mitglieder finden, einen neuen Vorstand wählen.

Fehlende Diversität soll behoben werden

Der HFPA werden unter anderem fehlende Diversität und intransparente Mitgliedschaftskriterien vorgeworfen. Ein zentraler Kritikpunkt: Der Preis-Jury von Auslandsjournalisten gehören keine Schwarzen an. Die knapp 90 Mitglieder hatten bereits in der vergangenen Woche Reformen versprochen, so etwa die umgehende Aufnahme zwanzig neuer Mitglieder, vorrangig Afroamerikaner. Innerhalb von 18 Monaten soll die Zahl der Mitglieder verdoppelt werden. Auch soll es neue Richtlinien geben, etwa in Bezug auf Einladungen zu Filmevents. Die Annahme von Werbegeschenken soll künftig verboten sein.

Aber Stars wie Scarlett Johansson (36) und Mark Ruffalo (53) sowie wichtige Firmen in Hollywood kritisierten die angekündigten Neuerungen als unzulänglich. Johansson («Marriage Story») sagte am Samstag, dass sie bei Pressekonferenzen der HFPA häufig sexistische Fragen gestellt bekommen habe. «Das ist exakt der Grund, weshalb ich es seit vielen Jahren ablehne, an deren Konferenzen teilzunehmen», erklärte Johansson bei «Variety».

Netflix und Amazon pausieren Zusammenarbeit weiter

Netflix und Amazon kündigten an, die Zusammenarbeit mit dem Verband weiter ausgesetzt zu lassen. Auch die «Time's Up»-Organisation gegen Diskriminierung und ein Zusammenschluss von wichtigen PR-Firmen gingen zuletzt auf Abstand.

Die Globe-Absage des Senders NBC am Montag wurde nun von der «Time's Up»-Bewegung als grosser Erfolg gefeiert. «Dies ist ein entscheidender Moment für Hollywood», hiess es in einer Mitteilung. Das gemeinsame Vorgehen gegen die «mächtigen, aber stark fehlerhaften» Auszeichnungen zeige, dass man tatsächlich gerechtere Bedingungen erwirken könne: «In jeder Branche und Einrichtung und quer durch die Gesellschaft». (SDA)

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